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Dead Souls: Horror (German Edition)

Dead Souls: Horror (German Edition)

Titel: Dead Souls: Horror (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Laimo
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das, was er sah, echt war. Er musste annehmen, dass von irgendwo über diese Existenzebene hinaus irgendetwas ganz Spirituelles versuchte, ihn zu berühren, versuchte, dafür zu sorgen, dass er das Bewusstsein dieser Präsenz beibehielt – eine Präsenz, die darauf aufmerksam machte, sich auf dessen reale Ankunft vorzubereiten.
    Osiris …
    Schwarzes, öliges Blut spritzte aus dem Einschussloch, als hätte man eine Vene aufgeschlitzt. Es spritzte über das Armaturenbrett des Autos, dann floss es am Gesicht des Mannes auf sein verschmutztes Hemd hinunter, weichte es ein und breitete sich in einer Lache aus.
    Angewidert und verwirrt musste Benjamin würgen. Er entfernte sich von dem Auto, die Füße spritzten in einer Dreckpfütze. Beinahe rutschte er aus, aber er schaffte es, das Gleichgewicht zu halten, Augen immer noch auf das Einschussloch gerichtet, das jetzt eine Spirale nasser Gehirnmasse aussonderte, wie Softeis.
    »Oh Gott!«, schrie Benjamin mit erstickter Stimme, er fühlte sich außer Kontrolle und sogar ängstlich. Die ausgeschiedene dicke Gehirnscheibe ringelte sich wie ein Horn über das Gesicht des Mannes, schlängelte sich so, als wäre es lebendig. Als Benjamin einatmete, um zu schreien, klappte das Einschussloch zu und schnitt die ausscheidende Masse ab. Sie plumpste in den Schoß des Mannes, wo sie sich wie ein Erdwurm hin und her wand.
    Benjamin sah weg. Schauer liefen ihm über den Rücken. Er kniff die Augen zu und starrte in die herumwirbelnde Dunkelheit, um die Kraft bettelnd, weiterzumachen. Er roch etwas Verfaultes – vermodernde Blätter und abgestandenes Wasser. Ein weiterer heftiger Schmerz erfüllte seinen Kopf, wie ein Nagel, der in sein Genick gestoßen wurde. Er betäubte seine Sinne und als Benjamin die Augen öffnete, sah er sepiafarbene Wolken über den Spätnachmittagshimmel schweben.
    Benjamin Conroy , quakte eine Stimme in seinem Kopf, kalt und wie ein Knochen.
    Und als Benjamin seine Augen wieder auf den toten Mann richtete, sah er dort keinen schlängelnden Gehirnwurm. Und kein Blut. Nur ein geklumptes Einschussloch mitten in der teigigen Stirn.
    Das Ritual …
    Auf die Stimme in seinem Kopf achtend taumelte Benjamin davon. Dazu kamen schreckliche Schmerzen, plötzlich und stechend in seinem Schädel, sie schienen das Pochen aus seinen Stichverletzungen wiederzugeben. Er wirbelte nach links und rechts, den Schraubenzieher ausgestreckt, wirbelte ihn durch die Luft, als er hinten um das Auto herumschlurfte. Hin und wieder entglitt er der Realität; er lief um die Kirche herum und trat dabei mit der Spitze seiner Schuhe gegen kleine Erdhügel. Vorne auf dem dreckigen Parkplatz parkte sein Truck düster unter dem bewölkten Himmel. Benjamin rannte auf ihn zu und stellte erst fest, dass er keine Schlüssel hatte, nachdem er die Fahrertür aufgerissen hatte; er hatte sie auf den Boden fallen lassen, als er Helen Mackey hinter seinem Schreibtisch sitzen sehen hatte.
    Er schlug mit der Faust gegen die Tür. »Verdammt noch mal! Verdammt! Verdammt! Verdammt!« In Blut und Schweiß und starken Anfällen von Schwindel und Wahnsinn gebadet, torkelte er zurück zur Kirche, während er eine Hand auf seine Brustwunde presste. Blut sickerte langsam zwischen seinen Fingern hindurch. Als er sich der Vordertür näherte, drückte ein plötzliches, seltsames Gewicht auf ihn herab, es gab ihm das Gefühl, als wäre er in irgendeinem verrückten Albtraum gefangen. Seine Muskeln fühlten sich taub an, sein ganzer Körper bewegte sich mit unkontrollierbarer Trägheit, scheinbar unfähig, dem Horror zu entkommen, der ihm auf den Fersen war.
    Er ging die Stufen hinauf und taumelte nach drinnen, das Blut und der Dreck auf seiner Brust fühlten sich eiskalt auf seiner Haut an. Seine Schritte hallten durch die Kirche, als er den Gang entlang stolperte. Er schlurfte zum Altar hinauf, fiel hin und krabbelte dann ungeschickt auf die offene Bürotür zu.
    Die Schlüssel lagen am Boden, wo er sie fallengelassen hatte, mitten in dem Bilderchaos, das aus seinem Tagebuch gefallen war. Die verletzten Augen der Frauen auf den Polaroids starrten ihn an; einst hatten sie um Gottes Vergebung gefleht, jetzt warfen sie ihm ihre lebenslangen Leiden vor. Eine Reihe stechender Schmerzen durchfuhr sein Gehirn, und er musste seinen Schädel in dem sinnlosen Versuch, sie zu lindern, fest umklammern.
    Eine Stimme flüsterte: »Das Ritual …«
    Nur war sie dieses Mal nicht aus seinem Kopf gekommen. Sie war von irgendwo aus

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