Dead Souls: Horror (German Edition)
kein Weinen.
Eddie fühlte sich, als hätte er seine Chance verpasst, ein Leben zu retten.
Lieber Gott, ich hoffe, ich habe Unrecht. Bitte, bitte, lass das Baby am Leben sein.
Ohne zu zögern, packte er den Türknauf, drehte ihn um und öffnete die Tür gerade weit genug, um hindurchhuschen zu können.
Das Zimmer war kleiner als das von Elizabeth. Unter dem weichen bernsteinfarbigen Leuchten des Steckdosen-Nachtlichts konnte Eddie ein Kinderbett sehen, das einzige Möbelstück hier, das neben dem einzigen Fenster im Zimmer stand. Auf dem Boden vor dem Kinderbett befand sich eine weiße Zeichnung, die der in Elizabeths Zimmer ähnelte. In ihrer Mitte lag ebenfalls ein kleiner Aschehaufen, zusammen mit geschmolzenen Kerzen und einem kleinen Weihrauchgefäß.
Eddie lief zum Kinderbett, auf Zehenspitzen ging er vorsichtig um das aschige Chaos herum – dieses Zeug überall zu verteilen, würde den Pastor sicherlich zu ihm führen.
Er warf einen Blick in das Kinderbett.
Und schreckte zurück.
Das Baby war hier … glücklicherweise schlief es. Was Eddie so verwirrt hatte, war der eng angelegte Mullverband um seine Brust, und er vermutete augenblicklich, dass irgendwann heute ein traditionelles Familiensakrament durchgeführt worden war, eines, das bei dem Baby eine Narbe – ein Brandzeichen – auf der Brust hinterlassen hatte. Er hatte das Mal bei Elizabeth gesehen, als er sie umherirrend fand, er hatte es für ein Muttermal gehalten, aber schließlich von dieser Theorie abgelassen, als er eine ähnliche Narbe auf der Brust ihrer Mutter entdeckt hatte. Und dann waren da die Zeichnungen auf dem Boden. Eddie drehte sich der Magen um, als ihm die Wahrheit bewusst wurde: Dieses unschuldige kleine Baby war der Mittelpunkt irgendeines kranken unnötigen Rituals gewesen.
Und Eddie konnte nur vermuten, dass irgendetwas schrecklich schief gelaufen war, angesichts der tödlichen Resultate, die er miterlebt hatte. Wie nennt man das? Satanismus? Schwarze Magie? Voodoo? Er schielte über seine Schulter, dann fasste er in das Kinderbett und hob das Baby heraus. Es lag regungslos in seinen Armen. Eddie schätzte, dass das Baby ungefähr ein Jahr alt war, aber die Dunkelheit in dem Zimmer verschleierte sein Gesicht und Geschlecht, was es schwer für Eddie machte, irgendwelche individuellen Eigenschaften an ihm zu entdecken. Wäre da nicht der starke aufsteigende Uringestank und das langsame Auf- und Absenken seines nackten Bauches gewesen, hätte Eddie glauben können, dass er eine lebensechte Puppe in den Armen hielt.
Eddie klammerte das Baby wie einen Football unter seinen Arm – eher aus Gewohnheit als zum Schutz – und lief durch das Zimmer in den Flur hinaus.
Jetzt hatte er seine Beine zurück – und jetzt ging es ums Ganze, fliehen oder umgebracht werden. Er nahm sich vor, auf das Zufallen der Fliegengittertür zu horchen, da dies sein Indikator sein würde, sein Stichwort, sich augenblicklich ein Versteck zu suchen.
Die Windel des Babys hing wie eine Schaukel herunter. Eddie legte seine Hand darunter, die nasse Ausbuchtung zermatschte an seinen Fingern. Säure stieg aus seinem Magen in seinen Hals, und er verspürte das dringende Bedürfnis, sich zu übergeben. Er schluckte sie hinunter und lief durch den Flur zur Treppe.
Er ging durch das Blut nach unten, dabei hielt er sich an dem Eisengeländer fest. Als er den unteren Treppenabsatz erreichte, blieb er stehen. Die Vordertür war zehn Fuß entfernt, quer durch die Diele. Er konnte einen befestigten Türriegel und eine Kette sehen, beide deuteten an, dass es kein Durchkommen gab, das Schlüsselloch als verspottendes Auge, das ihm sagte, er sollte woanders nach einem Fluchtweg suchen.
Das Baby zappelte, es drehte seinen Kopf, öffnete die Augen, und schloss sie dann wieder. Eddie schaute das Baby an, dann die Vordertür, dann beschloss er, dieses Mal seinen Instinkten nicht zu vertrauen. Er lief durch die Diele. Als er sich hier umsah, konnte er durch das ganze Haus schauen: den Flur hinunter, durch das Wohnzimmer, in die Küche und durch die Hintertür in die zunehmende Dunkelheit.
Mit seiner rechten Hand hängte er die Kette aus. Dann griff er nach dem Türknauf.
Die Tür bewegte sich nicht. Er zerrte kräftiger daran, aber sie war verriegelt.
Verdammt!
Er würde durch die Hintertür gehen müssen. Durch dieselbe Tür, durch die der Killer gegangen war. Durch dieselbe Tür, durch die der Pastor die Leichen seiner Frau und seiner Tochter geschleift hatte ,
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