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Deadline 24

Deadline 24

Titel: Deadline 24 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A John
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Fast lautlos schälten sie sich aus dem Grau des ganz frühen Morgens wie Geister aus dem Nichts.
    Sie haben etwas gesucht, schoss es durch Sallys Gedanken. Wer weiß, wie lange sie schon über die Farm schleichen.
    Ihr wurde kalt vor Furcht, sie biss die Lippen zusammen, damit ihre Zähne nicht klapperten.
    Im Hof blieben die Fremden jetzt stehen, bildeten einen unregelmäßigen Halbkreis. Einer von ihnen zog die Schultern hoch und schüttelte den Kopf. Also hatten sie nicht gefunden, was sie gesucht hatten. Bei der Tür schien ein weiterer Mann zu stehen, vielleicht der, dessen Atem Sally gehört hatte. Jetzt trat er unter dem Verandadach hervor und sah prüfend an der Hauswand hoch. Hastig zuckte sie zurück, doch er hatte sie bemerkt.
    »He!«, schrie er. »Komm runter! Mach die verdammte Tür auf!«
    Sally rührte sich nicht. Sie war wie versteinert.
    »Wie du willst!« Der Mann bellte einen kurzen Befehl, einer seiner Kumpane sprang hinzu und trat gegen die Tür. Es war eine solide Balkentür, sie würde dem Kerl lange widerstehen, doch seine Tritte krachten wie Kanonenschläge.
    Großvater, dachte Sally verzweifelt, er wird sich zu Tode erschrecken. Da erst gelang es ihr, sich aus ihrer Erstarrung zu lösen.
    »Nicht!«, rief sie und beugte sich aus dem Fenster. »Nicht so laut, bitte! Ich komme!«
    »Na also«, brummte der Mann.
    Hastig schlüpfte Sally in ihre Hose, warf eine Jacke über und eilte durch den Flur. Großvaters Tür stand offen, sie schaute auf sein Bett, darauf gefasst, ihn schreckensbleich mit dem Tode ringen zu sehen. Doch er schlief ganz friedlich im Schein eines Nachtlichts. Nicht mal der Höllenlärm an der Tür hatte ihn wecken können. Mutters Tee, dachte Sally dankbar und wollte weiter, als ihr Blick auf seine Arbeitsjacke am Kleiderhaken fiel. Eine der Taschen beulte sich schwer aus. Sally glaubte zu wissen, warum. Es war die Jacke, die er vor zwei Tagen getragen hatte, am Morgen des Hybridenangriffs. Sie griff hinein und fühlte sofort, dass sie richtig vermutet hatte.
    Mit der Pistole in der Hand hastete sie weiter, die Treppen hinunter. Mutter stand neben der Haustür, ihre linke Hand umklammerte den Riegel, die rechte ihre eigene Pistole.
    »Ich hab die andere«, hauchte Sally ihr zu, und Mutter nickte, als hätte sie es nicht anders erwartet.
    »Eins, zwei, drei«, kommandierte Sally flüsternd.
    Mutter schob den Riegel zurück, zog die Tür auf, und mit fast gleichen Bewegungen, als hätten sie es geübt, richteten Mutter und Tochter ihre Pistolen auf die zwei Männer vor ihrem Haus.
    »Haut ab!«, sagte Sally. »Oder wir schießen!«
    Im grauen Morgenlicht konnte Sally die Überraschung auf den Gesichtern der beiden erkennen. Sie traten wirklich ein, zwei Schritte zurück und hoben die Hände in Schulterhöhe. Sally hatte den rechten Mann im Visier, der ihr der Anführer zu sein schien, obwohl er gut einen halben Kopf kleiner war als sein Genosse und viel rundlicher, fast schon fett. Doch etwas strahlte von ihm aus – die Autorität eines Herrschers.
    Schnell fasste er sich. »Ich bin Lord Pedro«, stellte er sich vor. »Lord des Landes von Esperanza, Mitglied des Dreisterns und Herr über alle Kuppelfarmen.«
    Himmel hilf, dachte Sally. Ein Lord, ein Schurke und Blutsauger. Dabei sieht er wie ein gemütlicher Opa aus.
    »Man nennt mich auch Padrino«, fuhr der Lord fort, »weil ich meinen Untertanen wie ein Vater bin. Sie, meine Dame«, wandte er sich an Mutter, »müssen die blinde Angelina sein.«
    »Hm«, machte Mutter und richtete ihre Pistole so zielgenau auf ihn, dass ihm die Schweißtropfen auf die Stirn traten. Doch als er sprach, schwang in seiner Stimme kein Zittern, nicht der geringste Hauch von Furcht.
    »Imponierend, ganz und gar imponierend. Schade nur, dass Sie nicht sehen können, was meine Männer dort im Hof gerade tun. Es sind viele Männer, Angelina, zehn, um genau zu sein, und noch einmal fünf warten drüben im Pumpenhaus auf meinen Befehl. Sie richten ihre Waffen auf Sie, Angelina, auf Sie und auf Ihre kleine Tochter. Zehn großkalibrige Pistolen, nicht solches Spielzeug, wie Sie es in Ihren Händen halten.«
    »Sally?«, fragte Mutter.
    »Es stimmt«, flüsterte Sally, der ganz schlecht wurde beim Anblick der zehn bösartigen Pistolenläufe. Aber plötzlich hatte sie eine Idee, eine gute, wie sie glaubte.
    »Wir haben auch große Kaliber!«, rief sie. »Oben, hinter dem geöffneten Fenster, sitzen mein Großvater und mein Bruder und zielen mit dem

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