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Deadline 24

Deadline 24

Titel: Deadline 24 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A John
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mit Entsetzen daran, wie Großvater reagieren würde, wenn er merkte, dass ein Lord sich auf seiner Farm eingerichtet hatte. Ein Lord! Schon als er noch gesund gewesen war, hatte allein dieses Wort genügt, um sein Herz zum Rasen zu bringen.
    Die Tür des Pumpenhauses schwang auf, zwei Frauen traten heraus, ächzten unter riesigen Gepäckbündeln. Hinter ihnen schwankte ein weiteres Bündel auf zwei dünnen Beinchen daher und dahinter – Sally riss die Augen auf – kam Monnia Terleben. Ihr Haar reichte ihr gerade noch bis knapp unter die Ohrläppchen. Schnaufend blieben die Frauen vor dem Lord stehen und setzten ihre Bündel ab. Sie waren alt, die Frauen, das sah Sally sofort, obwohl beide kein einziges graues Haar hatten. Die Haare der einen glänzten knallig rot, die der anderen lackschwarz, aber ihre Gesichter waren faltig, ihre bloßen Arme schwabbelig und ihre Körper gedrungen unter den merkwürdig aufreizenden Kleidern. Bunte Röcke und Blusen trugen sie, mit Glitzerzeug bestickt, und wo auch immer es möglich war, blitzten Reife, Ringe und Ketten. Sally hatte bis dahin nicht gewusst, dass der menschliche Körper so viel Platz für Schmucksachen bot.
    »Was soll’s denn heute zum Essen geben, Mylord?«, fragte die Rothaarige.
    »Köstlichkeiten«, antwortete Padrino erwartungsfroh. »Schaut nach, was in der Speisekammer ist, und überrascht mich einfach!«
    Die Frauen stapften, ihre Bündel hinter sich herziehend, ins Haus. Jetzt erst erkannte Sally, zu wem die Beinchen unter dem letzten Bündel gehörten. Es war ein Mädchen, ein kleines, mageres Ding, das sich mit einem Sack abmühte, größer als es selbst.
    Sally wollte aufspringen, ihm helfen, doch Padrino hielt sie zurück. »Nicht!«, sagte er. »Jeder in Padrinos Gefolge hat seine Aufgabe. Die Kleine schleppt den Sack. Du bleibst bei Padrino.«
    »Ich will auch bleiben«, sagte Monnia. »Ich will wissen, wo Paul ist.«
    »Aber natürlich!«, rief der Lord. »Komm, setz dich neben mich. Es ist herrlich, zwischen zwei so schönen Farmertöchtern zu sitzen!«
    Sally tastete verstohlen nach ihrem Schnappmesser. Wenn er zu grapschen anfängt, dachte sie, stech ich ihn tot, selbst wenn es das Letzte ist, was ich tue!
    Doch Padrino grapschte nicht nach ihr, sondern zupfte an Monnias gekürztem Haar. »Gefällt mir, deine neue Frisur«, sagte er neckisch.
    »Behalten Sie Ihre Finger bei sich, Mylord!«, gab Monnia böse zurück. »Sonst beiße ich sie Ihnen ab!«
    Sally blieb die Spucke weg über so viel Frechheit. Das geht nicht gut, dachte sie, und schon drückte einer der Männer, der offensichtlich als Leibwache diente, Monnia seine Pistole ins Genick. Auf einen Wink seines Herrn aber steckte er die Waffe wieder in sein Gürtelhalfter.
    »Hexe«, sagte Padrino anerkennend, »schwarze Hexe!«
    Er packte Monnias Gesicht und grub seine Finger in ihre Wangen, sodass ihr Mund sich vorstülpte wie eine Schweineschnute und Schmerztränen in ihre Augen traten. »Ich mag temperamentvolle Mädchen«, sagte der Lord, drückte noch einmal fester zu, schüttelte ihren Kopf heftig hin und her und ließ sie los. Weiße Abdrücke seiner Hand blieben auf Monnias Gesicht zurück. »Aber nicht alle Männer sind wie ich. Dein Verlobter, zum Beispiel, dieser Paul, scheint Schwierigkeiten mit deinem Ungestüm zu haben. Warum hätte er sich sonst verdrückt? Das hat er doch, nicht wahr, Sally? Er ist mit dem Helikopter auf und davon.«
    Sally nickte.
    »Ich hatte gehofft, die Flugmaschine noch hier zu finden«, erläuterte Padrino ein wenig betrübt. »Darum habe ich meine Männer das Farmgelände durchsuchen lassen. Wann sind sie aufgebrochen?«
    »Gestern, gegen Mittag.«
    »Berichte mir alles, kleine Sally! Wie der Helikopter zu euch kam, was er tat, aus wie vielen Mitgliedern die Besatzung besteht und was sie euch braven Leuten für Geschichten erzählt haben.«
    Sally berichtete. Sie sah keinen Sinn darin, etwas zu verschweigen, dem Lord musste das meiste ohnehin bekannt sein.
    »So, so«, nickte Padrino, als Sally geendet hatte. »Vier junge Seemänner und eine Müllsammlerin, die sich ihr Eigentum zurückholte. Glaubst du das etwa?«
    »Natürlich«, erwiderte Sally.
    »Bestimmt glaubst du auch an Märchen«, sagte der Lord verächtlich. »Der Organismus, kleine Sally, ist längst nicht so harmlos, wie sie es euch weisgemacht haben, er darf auf keinen Fall in falsche Hände geraten. Dennoch ist er sehr wertvoll, vermutlich das Wertvollste, was zurzeit existiert.

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