Deadline 24
Maschinengewehr auf Sie!«
»Maschinengewehr, so, so, wie betrüblich«, sagte Lord Pedro. »Bobby, hörst du mich?«, rief er laut.
»Klar und deutlich, Mylord!«, schallte es hinter der halb geöffneten Tür des Pumpenhauses hervor.
»Hast du die kleine Terleben noch bei dir?«
»Jawohl!«
»Schneid ihr die Haare ab und wirf sie raus!«
»Nei…rgh«, gellte eine Stimme und brach mit dumpfem Gurgeln ab.
Aus der Tür des Pumpenhauses flog ein dicker, schwarzer Mopp und landete vor den Füßen eines der Männer im Hof. Er hob ihn auf und warf ihn zur Haustür. Haare waren es, erkannte Sally mit Grausen. Schwarze, dicht gelockte Haare, mit einem elastischen Band zusammengehalten.
»Monnia?«, rief Sally.
»Ja-a«, kam es heiser schluchzend aus dem Pumpenhaus zurück.
»Ach«, sagte Mutter traurig. Man brauchte ihr nicht zu erklären, was geschehen war.
»Wir haben die kleine Terleben mitgebracht«, erläuterte der Lord überflüssigerweise. »Und jetzt Waffen weg, sonst fliegt als Nächstes ein Stück von ihrem Gesicht durch die Tür. Zum Beispiel die Nase.«
Monnia schrie.
Sally und Mutter warfen ihre Pistolen in den Hof.
»Das Maschinengewehr!«, brüllte der Lord. »Raus damit!«
Aber natürlich flog kein Maschinengewehr aus dem Fenster. Es lag nutzlos und ohne Munition im Geräteschuppen.
»Bobby, die Nase!«
»Nicht!«, rief Sally verzweifelt. »Da ist kein Maschinengewehr, ich hab gelogen! Großvater ist krank und mein Bruder ist fort!«
»Dachte ich mir«, nickte Lord Pedro. »Durchsucht das Haus!«
Zwei seiner Männer lösten sich aus der Gruppe im Hof, schoben sich grob an Sally und Mutter vorbei und stapften ins Haus.
»Aber wieso fort?«, rief Monnia aus dem Pumpenhaus. »Wo ist er denn hin?«
»Er ist mit dem Helikopter fort, stimmt’s?«, fragte lauernd der Lord.
Sally nickte. Was hatte es für einen Zweck zu leugnen, wo der Lord jederzeit drohen konnte, Monnia die Nase oder sonst was abzuschneiden.
Die zwei Männer kamen zurück. »Niemand da, Mylord«, meldete einer von ihnen. »Bloß ein Tattergreis, der seinen letzten Schnaufer tut.«
»Gar nicht wahr!«, protestierte Sally. »Er hatte einen Herzanfall, aber er erholt sich wieder. Er darf sich nur nicht aufregen!«
»Tatsächlich?«, sagte der Lord interessiert. »Dann würde ich dir empfehlen, ein sehr braves Mädchen zu sein. Vielleicht empfehle ich dann meinen Leuten, Großvater nicht aufzuregen. Haben wir uns verstanden?«
Sally nickte.
»Jawohl, Mylord, heißt das«, sagte der Lord.
»Jawohl, Mylord«, wiederholte Sally zähneknirschend.
»Du darfst Padrino zu mir sagen«, lächelte er wohlwollend. »Holt die Weiber her, sie sollen uns was zu essen machen!«, befahl er seinen Männern. »Und dann durchsucht die Nebengebäude, Ställe, Schuppen, Lagerräume, alles! – Werden meine Leute irgendwo versteckte Waffen finden, kleine Sally? Besser, du sagst es mir, sonst kehren sie bei ihrer Suche das Unterste zuoberst, und du weißt doch, was das für einen Lärm macht, oder?«
Sally nickte. »Im Geräteschuppen«, flüsterte sie. »Die Schweißer. Und unser Maschinengewehr. Aber wir haben so gut wie keine Munition mehr dafür.«
»Braves Mädchen«, lobte Padrino. »Du hast deine Tochter sehr gut erzogen, Angelina. Jetzt geh und kümmere dich um den Alten. Hier unten bist du nur im Weg. Sally und ich werden uns noch kurz unterhalten, dann kann sie den Weibern beim Essenmachen helfen.«
Doch Mutter blieb, wo sie war. »Nicht anfassen«, sagte sie.
Padrino nickte ernst. »Ich weiß, was du sagen willst, Angelina. Mach dir keine Sorgen. Solange ihr tut, was ich befehle, steht ihr unter meinem Schutz. Padrino kümmert sich um seine Leute. Du hast mein Wort«, fügte er hinzu, als sie sich immer noch nicht rührte, »das Ehrenwort eines Lord von Esperanza.«
Mutter nickte und umarmte Sally. Sie drückte sie ganz fest, und Sally fühlte, wie sich etwas in ihre Hosentasche schob, ein kleiner, kompakter Gegenstand. Das Schnappmesser! Mutter schmuggelte ihr das neue Messer in die Tasche. Wie sie das nur wieder hingekriegt hatte! Zum Glück hatten weder der Lord noch seine Leute eine Ahnung von Angelinas Cleverness.
»Setz dich doch«, sagte Padrino, als Mutter gegangen war, und klopfte einladend neben sich auf die Verandastufe.
Sally gehorchte. Außer zweien, die bewegungslos hinter ihnen standen, untersuchten alle Männer die Nebengebäude, und sie taten es, das musste Sally zugeben, äußerst leise. Trotzdem dachte sie
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