Deadline 24
draußen herumhüpfst und ihnen winkst. Kein Versuch der Warnung, oder dein Großvater und deine blinde Mutter sind tot, verstanden?«
Sally nickte.
»Gib ihnen zu verstehen, sie sollen den Helikopter draußen parken und durch die Tunnels hereinkommen. Meine Männer und ich werden sie dann in Empfang nehmen. Ist das klar?«
Wieder nickte Sally.
»Ich höre nichts.«
»Ja, Padrino, es ist klar«, flüsterte Sally.
»Gut. Auf allen anderen Farmen wird es genauso gemacht. Sowie der Helikopter mit seiner verbrecherischen Besatzung auftaucht, werden sie in einen Hinterhalt gelockt. Eure Kuppelfarmerkollegen stehen komplett auf unserer Seite. Wenn das Funkgerät wieder funktioniert, bekommen wir wahrscheinlich schon die Botschaft, dass sie irgendwo in die Falle gegangen sind.«
»Aber …« Sally war verwirrt. Drei Lords waren ins Ödland gekommen und schienen sich mit ihren Leuten auf verschiedenen Farmen einquartiert zu haben, um dem Helikopter aufzulauern, so viel war klar. Aber warum sollten die anderen Farmen, die nicht von Lords besetzt waren, die Crew ebenfalls ausliefern?
»Wegen so einem Handel über Funk«, erklärte Monnia mit dumpfer Stimme. »Die Familie, die den Helikopter fängt, wird reich belohnt. Kuppeldraht, Werkzeuge …«
»Brautkleider«, fiel Sally ein. »Das wolltest du mir vorgestern sagen, als ich nicht mit dir reden konnte, weil Großvater keine Luft mehr bekam.«
»Stimmt«, bestätigte Monnia, »als du mich aus der Leitung geschmissen hast. Stundenlang haben wir gewartet und immerzu versucht, mit euch Kontakt aufzunehmen. Aber nichts!«
Sally hätte sich ohrfeigen mögen. »Erst habe ich es vergessen und später habe ich mich nicht mehr getraut.«
»Hätte auch nichts genützt«, sagte Monnia. »Da waren die nämlich schon da«, sie zeigte auf Padrino, »er und sein Freund. Sie hätten uns nie frei miteinander sprechen lassen. Der andere heißt Baldur und ist genauso ein …«
»Pass auf, was du sagst«, warnte Padrino. »Eine weitere Unverschämtheit lass ich dir nicht durchgehen!«
»… Lord«, fuhr Monnia fort. »Stadtlord nennt er sich. Sie hatten sich über Funk angekündigt, weil ich, na ja …«, sie biss sich auf die Lippen, »weil ich von deiner Bemerkung mit dem Flugdings erzählt habe. Tut mir leid.«
»Nicht zu ändern«, sagte Sally resigniert.
»Am liebsten wären sie gleich zu euch gefahren, aber das war zu weit für eine Nacht. Also haben sie sich bei uns einquartiert und sich aufgeführt wie die …«
»Pass auf, was du sagst«, warnte Padrino wieder.
»… Lords«, fuhr Monnia fort. »Abends hat Padrino dann verlangt, dass einer von uns ihn herführt. Sein Karawanenführer war sich nicht sicher, ob er die Eingänge zu euren Tunnels finden würde. Ich wollte das machen, unbedingt. Weil ich Paul wiedersehen wollte.«
»Doch der junge Herr Paul«, gluckste Padrino, »ist mit der Müllsammlerin durchgebrannt.«
Monnia schluckte.
»Vergiss ihn, meine schöne Hexe«, empfahl Padrino. »Du und Sally, ihr geht jetzt in die Küche und seht nach, wie diese beiden alten Schnepfen und das Hungerwurm mit dem Essen vorankommen. Meine Männer und ich versammeln uns im Haus. Wir wollen doch nicht, dass die Besatzung des Helikopters misstrauisch wird, wenn sie zufällig hier vorbeikommt.«
Kapitel 8
Die beiden alten Frauen, denen Padrino solch merkwürdige Namen gegeben hatte, kamen ganz gut voran. Zwar war die Küche ein Schlachtfeld, aber es roch appetitlich nach geröstetem Brot und Speck.
»Hab die Kleine in den Hühnerstall geschickt, Eier suchen«, brummte die schwarzhaarige Frau, als Sally und Monnia hereintraten. »Bloß noch fünf Stück waren in der Speisekammer. Hab überhaupt noch nie so ’ne leer gefegte Vorratskammer gesehen. Was ist das bloß für ’ne Hausfrau, die hier regiert!«
»Still, Marie!«, wies die Rothaarige sie zurecht. »Die Frau ist blind, die kann’s nun mal nicht besser. Wir haben noch genug von unserem eigenen Proviant. Mach halt zwei Dosen Bohnen auf!«
»Bohnen!«, schimpfte die Erste. »Und wer kriegt Padrinos Wut ab, wenn er wieder Bohnen vorgesetzt bekommt?«
Sally überlegte, ob sie den beiden erklären sollte, warum ihre Vorräte so schmal geworden waren und dass es selbstverständlich in den Gemüse- und Obstgärten der Farm jede Menge Nachschub gab, er musste nur geerntet werden. Aber dann hielt sie doch lieber den Mund. Sollte Padrino eben meckern, das war nicht ihr Problem.
Was waren das nur für ungewöhnliche Frauen.
Weitere Kostenlose Bücher