Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Deadline 24

Deadline 24

Titel: Deadline 24 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A John
Vom Netzwerk:
Sally war fasziniert, sie konnte kaum ihren Blick lösen von den bunten Kleidungsstücken und dem Glitzerzeug. Monnia, an der gegenüberliegenden Seite des Tischs, schnalzte leise, um Sallys Aufmerksamkeit zu erlangen, verdrehte die Augen und bildete mit den Lippen ein Wort, das Sally jedoch nicht verstand. Monnia neigte sich ihr zu und raunte: »Schlechtes Haus. Sie kommen aus einem schlechten Haus!«
    »Ich hab gehört, was du gesagt hast!« Das kleine Mädchen war leise wie ein Wiesel mit dem gefüllten Eierkorb in die Küche gehuscht. »Du hast gesagt, wir kommen aus einem schlechten Haus!«
    »Da hört sich aber alles auf!« Die Schwarzhaarige fuhr herum und fuchtelte drohend mit einer Gabel. »Wir arbeiten in einem Erste-Klasse-Haus, meine Liebe. Nur beste Kundschaft, ausschließlich Männer aus dem Gefolge der Lords!«
    »Aha«, sagte Sally. »Und worin besteht Ihre Arbeit? Ich meine, was tun Sie da?«
    »Jetzt schau sich einer diese Unschuld vom Lande an!«, rief die Frau mit der Gabel. »Hättest du gedacht, dass heutzutage so was noch zu finden ist, Elsa?«
    »Nee«, gluckste die mit Elsa Angesprochene.
    Das kleine Mädchen plusterte sich vor Sally auf. Ihr kurzes Haar war dicht wie Fell und ihre flinken Knopfaugen glitzerten lebhaft. Wenn sie ein Tier wäre, dachte Sally, die sich an Großvaters alte Bildbände erinnerte, wäre sie ein Frettchen, eindeutig ein Frettchen.
    »Es sind Huren«, erklärte die Kleine. »Was dagegen?«
    Sally fühlte, wie ihr das Blut ins Gesicht schoss. »Nein, äh, ich hatte ja keine … äh«, stotterte sie unsäglich verlegen.
    »Keine Ahnung, Schätzchen, schon klar«, nickte die Frau mit der Gabel. »Mach dir nichts draus, wir beißen nicht. Wir könnten uns auch was Schöneres als diese Arbeit vorstellen, aber der Mensch muss essen.«
    »Und die Kleine«, fragte Sally. »Ist sie auch eine …«
    »Natürlich nicht«, sagte die Frau. »Sie ist doch noch ein Kind. Ihre Mutter war eine von uns. Ist aber bei Carlitas Geburt gestorben.«
    »So heiße ich«, erklärte das Kind. »Den Namen hab ich mir selbst gegeben, weil meine Mutter nämlich Carla hieß.«
    »Die Kleine ist ganz schön zäh«, erzählte die andere Frau, während sie ein Ei nach dem anderen aus dem Korb nahm und in die Pfanne schlug.
    »Sie bringt sich mit Botengängen durchs Leben, hilft auch schon mal beim Saubermachen und Waschen. Als sie geboren wurde, hätte ihr niemand mehr als einen Tag gegeben, und jetzt sind es schon zehn Jahre, die sie bei uns lebt. Marie und ich kümmern uns um sie. Deshalb ist sie auch mit von der Partie, Carlita, meine ich. Der Hausvorsteher kam vor ein paar Tagen zu uns und sagte: ›Elsa und Marie, ihr beide bringt kaum noch Umsatz, ich kann euch nicht länger durchfüttern. Lord Pedro sucht Leute für seine Karawane ins Ödland, ihr fahrt mit!‹«
    »Unverschämtheit!«, fauchte die andere. »Früher, als wir noch jünger waren, haben wir beide ihm mehr Gewinn gebracht als alle anderen zusammen! Und jetzt schmeißt er uns einfach raus!«
    »Ich hab gefragt: ›Und wer kümmert sich dann um Carlita?‹ – ›Nehmt das Hungerwurm mit!‹, hat er geblökt. ›Bin heilfroh, wenn ich es nicht mehr sehen muss!‹ Und deshalb gondeln wir jetzt alle drei mit Lord Pedros Trupp durchs Ödland. In einem ganz üblen Karren ohne Verdeck. Das Ding ist viel langsamer als die anderen Fahrzeuge, es fällt fast auseinander. Würd mich nicht wundern, wenn wir eines Nachts ganz liegen bleiben.«
    Monnia und Sally wechselten einen Blick. Sie wussten nun, welches Schicksal Lord Pedro den beiden Frauen und der kleinen Carlita zugedacht hatte. Sally fühlte sich elend. Sie überlegte, ob sie die drei warnen sollte, aber Monnia schüttelte unmerklich den Kopf und Sally musste ihr recht geben. Es hätte die Ärmsten nur in Todesangst versetzt, ändern konnten sie nichts.
    Die Küchentür flog auf, einer der Männer stürmte herein. »Wo bleibt ihr mit dem Fraß?«, dröhnte er.
    »Sofort fertig!«, verkündete die schwarzhaarige Marie und kippte zwei Dosen Bohnen an ihr Rührei.
    »Hmpf, Bohnen«, grunzte der Kerl, stapfte zum Funkgerät und fummelte am Regler. Nichts als Krächzen, Kreischen und Jaulen antwortete ihm. Entnervt verließ er die Küche.
    Sally war erleichtert. Sosehr sie es hasste, wenn das Funkgerät nicht funktionierte, heute war sie dankbar dafür. Hören zu müssen, dass die Crew des Helikopters irgendwo in die Falle gegangen war, hätte sie nicht ertragen. Wieder zogen ihr die

Weitere Kostenlose Bücher