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Deadline 24

Deadline 24

Titel: Deadline 24 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A John
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aus. »Also, das war so«, begann sie, als Carlita den Kopf schüttelte. Die Kleine hörte gebannt zu und vergaß Angelinas rätselhafte Umarmung.
    Auch Monnia war erneut fasziniert von der Geschichte.
    »Wie sind sie so, die Leute vom Helikopter?«, fragte sie.
    Sally beschrieb ihr Caleb mit der zimtfarbenen Haut und den gedrehten Locken, Jarvis und Jessup, die sich glichen wie ein ebenholzfarbenes Ei dem anderen, und den knubbligen, fröhlichen Sausalito.
    »Und Josie?«, fragte Monnia. »Ist sie hübsch?«
    »Na ja, irgendwie schon«, antwortete Sally vorsichtig.
    »Hübscher als ich?«
    O Mann, dachte Sally, was soll ich darauf sagen? Außerdem wusste sie die Antwort nicht, die beiden Mädchen waren einfach zu verschieden.
    »Hat sie eine bessere Figur als ich?«, beharrte Monnia. »Einen größeren Busen, tollere Haare?«
    »Nö.«
    »Was dann, was ist es dann? Jetzt beschreib sie doch endlich!« Monnia platzte fast vor Ungeduld.
    »Sie ist eher klein«, kam Sally ihrem Verlangen nach. »Zierlich. Zuerst hab ich sie für einen Jungen gehalten. Sie hat rote Haare und Sommersprossen.«
    »Ha! Und wieso ist sie dann hübsch?«
    »Ach, ich weiß auch nicht«, sagte Sally unwillig. »Ich weiß nur, dass die Kerle verrückt nach ihr sind. Vielleicht weil sie so selbstbewusst ist, so frech. Sie macht Witze, lacht viel und weiß immer das Richtige zu sagen. Sie hat sogar Großvater um den Finger gewickelt.«
    »Verstehe«, brummte Monnia finster. »Ein Biest.«
    Sally erwiderte nichts, obwohl ihr Monnias Urteil nicht ganz gerecht vorkam. Aber schließlich hatte sie genauso über Josie gedacht. Manchmal dachte sie es immer noch.
    »Ist Paul mit dem Helikopter abgehauen, weil er seine Freiheit wollte oder weil er nach Josie verrückt ist?«, fragte Monnia nach einer Weile.
    Darauf sollte es eigentlich nur eine Antwort geben, aber Sally zögerte eine Millisekunde zu lang.
    »Oh!« Monnia brach in Tränen aus. »Er ist verrückt nach ihr. Er liebt mich nicht mehr!«, heulte sie.
    »Männer sind blöd«, sagte Carlita, als das Weinen endlich abebbte. »Ich will nie einen haben.«
    »Du bist noch ein Kind«, sagte Monnia dumpf, schnäuzte in ein Büschel Heu und wischte mit einem Hemdzipfel über ihr tränenverschmiertes Gesicht.
    »Stimmt«, sagte Carlita. »Aber ich hab viel gesehen. Wenn ich groß bin, werde ich zur See fahren. Eine Kapitänin werde ich sein, mein Schiff wird ›Meerstern‹ heißen und mit den Mermaiden um die ganze Welt fahren. Nur Leute, die ich mag, dürfen an Bord. Elsa und Marie nehme ich mit. Und euch vielleicht«, fügte sie dann noch großmütig hinzu.
    »O Gott!«, rief Monnia verzweifelt und brach von Neuem in Tränen aus.
    »Was hat sie denn jetzt schon wieder?«, fragte Carlita erstaunt.
    »Nichts«, antwortete Sally gepresst. Ihr steckte selbst ein Kloß im Hals. Es war furchtbar, Carlita von ihrer Zukunft träumen zu hören und gleichzeitig zu wissen, dass sie wahrscheinlich keine mehr hatte. Wenn sie doch nur etwas tun könnte!
    »Bist du schon mal auf einem Schweber geflogen?«, fragte sie.
    »Nö. Was is ’n das?«
    »Wir zeigen es dir. Es wird dir gefallen!«
    Diese Vorhersage traf zu hundert Prozent zu. Carlita war flink, zäh und begeistert. In weniger als zwei Stunden hatte sie den Bogen raus und quiekte vor Vergnügen. Zwar hätte sie keine Schwebermeisterschaft gewonnen, aber um schön langsam durch die Pfirsichplantage zu fliegen und ein Eimerchen Früchte für den Nachtisch zu ernten, reichte es. Danach schwebten sie alle zusammen zum Kuppelbogen über dem Haus, zeigten Carlita, wie man auf der Stelle verharrte und sich bequem auf dem Schweber zurechtsetzte.
    »Ich bin noch nie so hoch gewesen!«, rief die Kleine glücklich. »Kann man mit den Dingern auch draußen rumsausen?«
    »Man hat es versucht«, erwiderte Monnia unbehaglich.
    »Was meinst du damit?«
    Monnia legte den Zeigefinger auf den Mund und deutete mit dem Kopf zu Sally, doch Carlita verstand nicht.
    »Wer hat es versucht? Warum sprichst du nicht weiter?«
    »Mein Vater«, antwortete Sally an Monnias Stelle. »Er hat das Ödland auf einem Schweber erforscht.«
    »Oh!« Endlich kapierte Carlita. »Ist er, ich meine, ist er verunglückt?«
    Sally schloss die Augen und nickte.
    »Tut mir leid«, wisperte Carlita bedrückt. »Ich wollte dich nicht traurig machen.«
    Sally wischte sich die Tränen weg. »Schon gut, du konntest es ja nicht wissen. Wir reden nicht darüber. Und wir verlassen auch die Farm nicht mehr.

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