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Deadline 24

Deadline 24

Titel: Deadline 24 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A John
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Großvater hat es uns nie wieder erlaubt, nicht mal im Schutz der Karawanen durften wir raus, auch nicht, als es noch richtige Karawanen gab. Wir durften zwar an Reunions teilnehmen, das sind Partys, wo sich die Nachbarn treffen«, setzte sie erklärend hinzu. »Aber nur, wenn sie bei uns stattfanden. Die letzte war vor fast zwei Jahren, weißt du noch, Monnia?«
    »Klar weiß ich das noch«, bestätigte Monnia. »Da hab ich mich in Paul verliebt und er sich in mich.«
    »Ich glaube«, fuhr Sally unsicher fort, »Großvater macht sich bis heute Vorwürfe, dass er Vater nicht zurückgehalten hat. Man konnte nie herausfinden, wie es passiert ist. Sein Schweber ist zerbrochen, er war schon fast zu Hause. Trotzdem hätten wir seine …«, sie schluckte, »… Sachen nie gefunden, wenn Mutter nicht eine Vision gehabt hätte.«
    »Manche denken, er sei in einen Trugnebel geraten«, sagte Monnia.
    »Trugnebel bringen doch keine Leute um«, wandte Carlita ein.
    »Aber sie können einen ganz schön verwirren.«
    »Mein Vater war nicht verwirrt«, widersprach Sally. »Er war … ach, egal«, brach sie ab. »Ich mag nicht darüber reden. Auf jeden Fall hat er bewiesen, dass man es machen kann. Man kann nachts das Ödland durchfliegen und den Schweber tagsüber zum Aufladen in die Sonne legen. Die Hybride tun ihnen nichts, sie fressen keine Schweber. Ist ja auch nichts an ihnen dran, kein Fleisch, meine ich.«
    »Man kann nur nachts fliegen?«
    »Na klar. Nachts schlafen die Hybride.«
    »Aber jetzt sind auch keine da. Weit und breit kein Hybrid!«
    »Von wegen!«, rief Monnia. »Siehst du das Geflimmer genau über dem höchsten Kuppelbogen? Und dort drüben, weiter rechts? Und dahinter?«
    »Du meinst, das sind alles Hybride?«
    »Genau. Wenn du jetzt rausfliegen würdest, wärst du schneller gefressen, als du ›auweia‹ sagen kannst.«
    »Auweia«, sagte Carlita.
    »Also komm bloß nicht auf dumme Gedanken. Man kann tagsüber nicht raus, niemals. Nur nachts. Aber auch das ist gefährlich, weil man sich leicht verirrt.«
    »Wir haben Karten«, sagte Sally nachdenklich, »vom Ödland.«
    »Na und?«, sagte Monnia wegwerfend. »Viele Farmer haben sich Karten bei den Karawanenführern gekauft. Die meisten davon taugen nichts.«
    »Unsere schon. Weil Vater sie nämlich gezeichnet hat. Er hat sie Paul und mir manchmal gezeigt, sie waren ganz bunt. Er hat gesagt, mit diesen Karten könnte man sich nie verirren.«
    »Worauf willst du hinaus, Sally Hayden? Wenn es das ist, was ich denke, bist du zehnmal blöder, als du aussiehst!«
    »Sally ist nicht blöd, Heulsuse!«, fauchte Carlita.
    »Mund halten, Hungerwurm!«, schnauzte Monnia zurück. »Jetzt reden Erwachsene. Karten muss man lesen können, Sally Hayden.«
    »Ich kann lesen«, sagte Sally.
    »Auch Karten?«
    »Na ja, nicht direkt. Aber wie schwer wird das schon sein? Stellt euch das doch mal vor – wir könnten mit den Schwebern …«
    In diesem Augenblick ertönte ein Schrei. Er kam aus dem Haus. Und es war Mutters Stimme.

Kapitel 9
    Sally riss ihren Schweber herum und raste im Sturzflug hinab. Padrinos Männer drängelten sich feixend vor der halb offenen Küchentür. Aus dem Raum selbst hörte sie die Geräusche eines Handgemenges, vermischt mit Gelächter und Fluchen. Und immer wieder Mutters Stimme. »Nicht anfassen!«, rief sie halb wütend, halb flehentlich. »Nicht anfassen!«
    Sallys Herz schien zu zerspringen. Was taten diese Schweine ihrer Mutter an! Todesmutig warf sie sich ins Gewühl, schubste, zwängte sich durch, zog ihr Messer – und steckte es schnell wieder weg.
    Eine sonderbare Szene spielte sich vor ihren Augen ab. Einer der Männer war gerade dabei, sämtliche Tee- und Kräutersäckchen einer Prüfung zu unterziehen, ein anderer hielt eines der Säckchen hoch über seinen Kopf, während Mutter hüpfend und fuchtelnd versuchte, es ihm zu entreißen.
    »Nicht anfassen!«, rief sie wütend.
    Sally brach vor Erleichterung fast zusammen, sie musste sich auf die Tischplatte stützen und tief durchatmen.
    »Was soll der Lärm?« Padrino drängte sich wutschnaubend in die Küche. »Kann ich nicht mal für eine halbe Stunde die Augen schließen?«
    »Mylord!« Der Mann, der Mutters Teesäckchen entwendet hatte, reichte es seinem Herrn. »Sieh nur, was die Blinde dem Tattergreis in den Tee mischt!«
    Padrino öffnete das Säckchen, schüttete ein wenig des Inhalts in die Hand, zerrieb es zwischen den Fingern und schnupperte daran. »Teufelsgras«, sagte er

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