Deadline - Rache, wem Rache gebuehrt
nur ein paar Meilen entfernt.«
»Und jetzt stirbt jemand, der mit Marla verwandt ist, hier oben.«
»Angeheiratet, verwandt nur durch Marlas Mann.«
»Das alles ist ein bisschen inzestuös, wenn du mich fragst.«
»Ganz meine Meinung«, pflichtete Paterno ihr bei.
Stunden später, nachdem er die Aufzeichnungen der Vernehmungen von Favier und Van Arsdale gesichtet hatte, konnte Paterno immer noch nicht recht glauben, dass der Prediger seine Frau betrogen hatte. Es stand zu viel für ihn auf dem Spiel.
Und jetzt war er bloßgestellt.
Wenn nicht als Mörder, dann immerhin als Ehebrecher und Lügner.
Die Medien kamen natürlich zuhauf, und als Donald Favier das Polizeirevier verließ, gab er eine Presseerklärung ab, gestand vor Gott und seiner Gemeinde von der Heiligen Dreifaltigkeit seine Sünden. Da stand er in der Wintersonne, Atemwölkchen vor dem Mund, das Haar sauber gekämmt, seine Geliebte weit und breit nicht zu sehen. In Jeans und weißem Oberhemd mit aufgekrempelten Ärmeln, bat er Jesus und alle Versammelten um Vergebung. Goldene Ringe blitzten auf, als er die Hände zu Fäusten ballte und versprach, wenn Gott ihm auf seiner Mission beistehen würde, die armselige, irregeleitete Seele zu finden, die seiner teuren, geliebten Cherise das Leben genommen hatte.
»Ist der Typ zu fassen?«, fragte Quinn. Sie und Paterno standen etwas abseits und verfolgten das Theater.
»Unglaublich.« Paterno musterte den heuchlerischen Reverend. Mit entschlossenem, kantigem Kinn, Überzeugung in seinem brennenden Blick und seinem Gefasel von Jesu Gnade zog er die Massen auf seine Seite. Er gelobte, den Mörder seiner geliebten Frau zu finden, und, obwohl er auch nur ein Mensch war, ein Mann mit Fehlern und Schwächen, mit Christi Hilfe Gerechtigkeit zu üben.
»Rührend, wie?«, brummte Paterno in Quinns Richtung, während sie zusahen, wie der charismatische Mann die Massen manipulierte. »Man möchte ihm beinahe glauben.«
»Denkst du, er ist unser Mörder?«
Paterno blinzelte in die kalte Wintersonne und schüttelte den Kopf. »Weiß nicht«, sagte er, »aber ich bezweifle es. Ich sprach nur von diesem Theater hier. Die Vergebung, die Schande, die Gelöbnisse, ein geläuterter Sünder zu werden.« Er sah, wie der Reverend den Kameras zunickte und sich hinter das Steuer seines Mercedes setzte.
»Du glaubst nicht, dass Menschen sich ändern können?«
»Mein alter Herr sagte immer: Ein Leopard kann seine Flecken nicht ablegen. Mehr brauche ich dazu nicht zu sagen.«
Sein Handy klingelte, und er meldete sich. »Paterno.«
»Hier Underhill«, antwortete eine Stimme, und Paterno sah den Detective vor sich, einen bärenstarken Schwarzen von fünf- oder sechsunddreißig Jahren. Underhill trug das Haar kurz geschoren, gab sich militärisch unerbittlich und war auch jetzt nüchtern und sachlich. »Ein Wachmann an der medizinischen Hochschule am Mt. Sutro hat einem silbernen Taurus, älteres Modell, einen Strafzettel ausgestellt. Am Tag, an dem Cissy Holt Marla Cahill gesehen zu haben glaubt, stand er dort auf dem Parkplatz, der an das Anwesen der Cahills angrenzt. Ich dachte, das könnte Sie interessieren.«
Paterno konnte es nicht glauben.
»Und es geht noch weiter. Die Überwachungskamera hat nicht nur das Kennzeichen des Fahrzeugs aufgezeichnet, das mit dem auf dem Strafzettel übereinstimmt, sondern vielleicht sogar ein Foto der Fahrerin.«
»Marla Cahill?«
»Könnte sein. Eine Kopie des Films wird per Boten aufs Revier geliefert. Ich habe auch je eines für die staatliche Polizei und das FBI angefordert.«
»Gut. Und leiten Sie die Fahndung nach dem Kennzeichen ein.«
»Schon geschehen«, sagte Underhill. »Name und Adresse des eingetragenen Besitzers liegen mir vor. Ein Hector Alvarez. Wohnt in der Nähe von San José. Ich habe bereits die dortigen Behörden kontaktiert. Noch während wir reden, klopft vielleicht schon jemand an Mr. Alvarez’ Tür.«
»Halten Sie mich auf dem Laufenden.«
»Klar.«
Paterno beendete das Gespräch.
»Gute Nachrichten?«, fragte Quinn.
»Mag sein.« Paterno gestattete sich keine Euphorie, bevor er den Film nicht selbst gesehen hatte. »Gehen wir. Womöglich haben wir eine erste ernstzunehmende Spur im Fall Eugenia Cahill.«
»Halleluja.«
»Ich mag jetzt noch nicht feiern.« Marla Cahill war immer noch auf freiem Fuß. Ein silberfarbenes Fahrzeug und eine Videoaufzeichnung waren keine Garantie dafür, dass sie geschnappt wurde. Er wollte abwarten, bevor er die Korken
Weitere Kostenlose Bücher