Deadline - Rache, wem Rache gebuehrt
Hexe, die sie schon einmal beobachtet hatte.
Elyse durfte keine Risiken mehr eingehen.
Es war Zeit, die Sache zu Ende zu bringen. Das Endziel anzuvisieren.
Aber wo zum Teufel blieb er?
Durchs offene Fenster hörte sie den sonoren Ton eines Nebelhorns, dann das leise Rumpeln eines Motors. Sie lächelte erleichtert, als sie das Geräusch erkannte.
Er hatte sie nicht versetzt.
Unmöglich.
Er kam! Ihr Lächeln wurde breiter, als sie sich vorstellte, was sie mit ihm tun würde, um ihm zu beweisen, wie sehr sie ihn liebte, um ihm zu zeigen, wie wichtig er für sie war. Ihr Herzschlag beschleunigte sich ein wenig; sie zupfte die Aufschläge ihres Bademantels zurecht und warf einen Blick in den Spiegel, um zu kontrollieren, ob ihr Haar angemessen zerwühlt und ein guter Einblick in ihr Dekolleté gewährleistet war, ob ihre Lippen feucht schimmerten und ach so sündige Freuden verhießen.
Das Motorengeräusch kam näher, wurde lauter und verstummte dann plötzlich.
Sie wartete. Zählte ihre Herzschläge.
Binnen Sekunden wurde ein Schlüssel im Schloss gedreht. Sie krallte die Finger ins Laken.
Er sprach kein Wort, schloss nur leise die Tür hinter sich. Sie hörte seine Schritte auf dem Fußboden der Eingangshalle. Liebster, dachte sie.
Er stieg die Treppe herauf, seine Schritte beschleunigten sich, als er sich dem ersten Stock näherte.
Er klopfte leicht an die Tür, öffnete sie, und Elyse lag mit hellwachen Sinnen in den Kissen, als er in das dunkle, nur von Kerzen beleuchtete Schlafzimmer trat.
Sein immer so verführerisches Lächeln wurde breiter. Himmel, er sah so gut aus.
»Tut mir leid wegen gestern Abend«, sagte er ohne jedwede Einleitung und knöpfte sein Hemd auf. Sie sah zu, wie die kleinen perlmuttfarbenen Scheibchen durch die Knopflöcher glitten. Er war braungebrannt und durchtrainiert, sein Waschbrettbauch muskulös, sein Brusthaar dicht und kraus.
»Tu das nie wieder.«
»Aber nein.« Er sagte es leichthin, viel zu leicht, keineswegs wie ein Versprechen.
»Komm her, du«, sagte sie, und er kam zu ihr, warf sich auf die weiche Matratze, packte Elyse und küsste sie, bis sie nach Luft rang. Seine Hände waren überall, lösten den Gürtelknoten ihres Bademantels, schoben den weichen Samt beinahe grob von ihren Schultern. Als könnte er es nicht erwarten. Er küsste ihre Brüste, seine Finger kneteten ihren Rücken, doch sie wollte ihn nicht mit einem raschen, flüchtigen Fick davonkommen lassen. Genau das würde sie jetzt nicht zulassen. Er sollte sie lange und gründlich befriedigen, und sie würde das Gleiche für ihn tun.
»Langsam«, flüsterte sie ihm ins Ohr, obwohl sie innerlich schmolz vor Verlangen.
»Ich kann nicht.«
»O doch … Wir haben die ganze Nacht vor uns.«
Er widersprach nicht und ließ sich Zeit, doch lange, bevor sie bereit war, drang er in sie ein und vergaß alle Hemmungen. Auch sie geriet in den wilden Sog des Liebesakts, bettelte um mehr. »Härter«, schrie sie. »Mach schon, schneller.« Sie wollte so viel von ihm. Sie schwitzte und schrie und kratzte, während er sie zum Höhepunkt brachte. Kein Vorspiel, kein Betteln ihrerseits, nur um sich dann zu verweigern und von vorn anzufangen.
An diesem Abend war es anders. Etwas wie Verzweiflung war im Spiel. So schnell. So heftig. So wild. Beinahe so, als fürchtete er, es würde nie wieder geschehen.
Aber das stimmte doch nicht … oder?
Als er auf sie sank und sie ins flackernde Licht der Kerzen blickte, spürte sie, wie unglücklich sich alles entwickelte. Er liebte seine Frau immer noch. Und er würde sie immer lieben. Und das brachte sie um.
»Tut mir leid, aber ich muss gehen«, sagte er außer Atem.
»Aber, hey, das war … toll.«
»Toll«, wiederholte sie.
»Wie immer.« Er gab ihr einen Kuss auf die Stirn, und sie empfand eine so tiefe Enttäuschung, dass sich ein dunkler Abgrund in ihrer Seele auftat.
»Ich dachte, du würdest bleiben.«
»Ich kann nicht. Heute nicht.« Er wälzte sich von ihr herab und begann bereits, sich hastig anzuziehen, als könnte der Abschied gar nicht schnell genug kommen.
»Warum?«
»Du weißt, warum. Kann es nicht riskieren, erwischt zu werden. Ich habe jetzt ständig mit den Bullen zu tun und mit der Familie, und wir dürfen einfach kein Risiko mehr eingehen.«
»Du machst Schluss mit mir?«, fragte sie und verabscheute den hysterischen Unterton in ihrer Stimme, die unangenehm kreischend klang. Sie musste sich zusammenreißen.
»O nein, nein! Machst du Witze?
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