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Deadline - Rache, wem Rache gebuehrt

Deadline - Rache, wem Rache gebuehrt

Titel: Deadline - Rache, wem Rache gebuehrt Kostenlos Bücher Online Lesen
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woran sie nicht gern dachte, aber die Erinnerung war nicht immer deutlich. Manchmal war es so, als wäre der Kristalllüster staubig geworden – verschwommen und undeutlich in ihrem Bewusstsein. Als ob sie den Verstand verlöre. Aber sie war viel zu jung, um von etwas so Beunruhigendem wie Demenz behindert zu werden. Ausgeschlossen.
    Nein, sie war nur nervlich überreizt.
    Und emotional.
    So konnte es einem ergehen, wenn man mit Marla zu tun hatte … Sie brachte die Menschen an den Rand des Wahnsinns.
    Elyse verdrängte die düsteren Gedanken, zündete im Schlafzimmer Feuer im Kamin an, entkorkte eine Flasche Wein und wartete, während die Standuhr im Flur die Minuten ihres Lebens wegtickte, die Kerzen, die sie um das Bett herum aufgestellt hatte, weiches Licht verstrahlten und die Gasheizung zischte.
    Sie sah nach, wie spät es war. Den Bruchteil einer Sekunde lang fürchtete sie, er könnte wieder absagen.
    Und wenn es tatsächlich vorbei wäre?
    Was würde sie dann tun?
    Plötzlich fühlte sie sich so klein und allein … Ihr ganzes Leben lang war sie allein gewesen. Klar, sie hatte Eltern gehabt, aber hatten die jemals wirklich mit ihr geredet, Interesse gezeigt? Höchstens, wenn es in ihren Plan passte. Für zwei Menschen, die behaupteten, sich dringend ein Kind zu wünschen, hatten sie sich eindeutig als unzulänglich in Bezug auf elterliche Fürsorge erwiesen.
    Elyse war nicht in Armut aufgewachsen, hatte aber auch nie solchen Reichtum erlebt wie Cissy, ebenso wenig wie all die Beachtung, die Cissy fand, allein deswegen, weil sie eine Cahill war.
    Cissy. Himmel noch mal, wie war sie zu diesem blöden Kleinmädchennamen gekommen? Elyse fragte sich, wie es wohl gewesen sein mochte, in diesem riesigen Herrenhaus mit Blick auf die City aufzuwachsen, niemals mit anhören zu müssen, wenn die Eltern, im Glauben, das liebste Töchterlein würde sie nicht hören, wegen Geld stritten. Cissy war umgeben von Eltern und Großeltern, war die Tochter einer der angesehensten Familien in der gesamten Umgebung von San Francisco. Das dachte Elyse zumindest. Das kleine Vermögen, das ihre Eltern im Lauf ihres Lebens hatten anhäufen können, war ein Nichts im Vergleich zu dem Reichtum der Familie Amhurst-Cahill.
    Das Leben ist ungerecht, sagte sie sich. Du darfst nicht erwarten, dass das Schicksal Vermögen austeilt. Du selbst bist deines Glückes Schmied. Und du handelst entsprechend.
    Jetzt wartete sie auf einen Mann, der sie, wie sie wusste, nicht wirklich liebte, auf einen Mann, dem sie nie so wichtig sein würde wie seine verdammte Frau.
    Wer ist hier der Idiot?
    Überleg mal, was du für ihn getan hast.
    Überleg, wie viele Menschen du betrogen, getötet hast.
    Für ihn.
    O ja, du erzählst Marla, du tätest es für sie, aber du weißt es besser. Du belügst dich nur selbst, und jetzt liegst du in diesem großen Bett, in einem Zimmer mit Blick auf die Bucht, in einem Haus, das dir gehören sollte, dir aber vorenthalten wird, während du auf einen Mann wartest, dem du im Grunde nicht traust.
    »Er wird kommen«, sagte sie laut, und ihre Stimme schien von den Wänden widerzuhallen. »Er wird kommen. Es wäre besser für ihn.«
    Ihr Therapeut hatte ihr geraten, keine falschen Hoffnungen zu nähren, nicht mehr von den Menschen zu erwarten, als sie fähig waren zu geben. Aber warum konnten sie nicht geben? Warum hatte sie keine wahre Mutterliebe erfahren können? Oder die Liebe eines Ehemanns? Der Sack, mit dem sie verheiratet gewesen war, hatte nie Zeit für sie gehabt, war mit seinem Beruf verheiratet und verstand sie nicht. Vielmehr tat er so, als wäre sie diejenige, die ein Problem hatte. Als wäre sie verrückt. Wie hatte er sie genannt? Eine »psychopathische Ziege«? Sie konnte sich glücklich schätzen, ihn los zu sein. Wirklich glücklich!
    Dennoch machte es ihr immer noch zu schaffen, dass sie keinen Mann fand, dem sie etwas bedeutete, der sie liebte, um sie kämpfte, sogar bereit war, für sie zu sterben.
    Bald würde dieses Marla-Dilemma vorüber sein, dann würde Elyse haben, was sie wollte. Dann musste sie nicht mehr zu dem Bungalow hetzen, in dem sich Marla immer noch versteckte. Herrgott, wie ihr das allmählich auf die Nerven ging. Früher oder später würde jemand sie sehen. Da war dieser Zwischenfall mit dem Radfahrer, und kürzlich abends war sie über eine Katze gestolpert. Das verfluchte Vieh hatte geschrien wie am Spieß, während eine neugierige Nachbarin durch die Jalousien linste, dieselbe alte

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