Deadline - Rache, wem Rache gebuehrt
spekulieren. Das FBI soll sich darum kümmern.«
»Ich muss mich über dich wundern, Jack«, bemerkte Jonathan. »Du kannst doch nicht der Polizei das Leben deines Sohnes anvertrauen!«
»Was soll ich denn tun?«, erwiderte Jack verhalten und wies auf die FBI-Agenten. Er ballte die Hände zu Fäusten. Er wollte diesen Wortwechsel nicht. Schon gar nicht vor Cissy.
»Schick sie weg!« Jonathan blickte ihn an, als sähe er ihn zum ersten Mal.
In genau diesem Augenblick löste sich einer der Agenten von seinen Kollegen und wandte sich der Küche zu. »Wir sind hier fast fertig, Mr. Holt. Kann ich Sie kurz sprechen?«
Jack redete mit dem Mann, während Cissy mit Jonathan und J. J. in der Küche wartete. Sie war dankbar für ihre Hilfsbereitschaft, wäre aber lieber mit Jack allein gewesen.
Der Agent erklärte die Vorgehensweise, wenn oder falls der Entführer sich meldete. Jack nickte, hörte zu, nahm aber kaum etwas auf. Hier ging es um Beejays Leben. Alles Mögliche konnte schiefgehen. Es drängte ihn, den Entführer seines Sohnes eigenhändig umzubringen. Er war nicht sicher, dass er es nicht tun würde, wenn sich ihm die Gelegenheit bieten sollte. Doch es gab Verhaltensregeln für Fälle wie diesen. Und die würde er verdammt noch mal nicht brechen. Noch nicht. Nicht, solange das Risiko zu groß war. Aber wenn Beejay wieder zu Hause war. In Sicherheit. Dann galten andere Regeln.
Zurück in der Küche sagte Jack: »Im Augenblick können wir nur warten.«
»Auf die Lösegeldforderung.« Cissy schauderte.
Jack nickte und fügte grimmig hinzu: »Und darauf, dass der Kidnapper einen falschen Schritt, einen Fehler macht oder sonst was.«
Das Maklerbüro Treasure Homes Realty in der Stadt war ein schmales Gebäude mit einem luxuriösen verglasten Empfangsbereich, ausgestattet mit schönen rundumlaufenden Schreibtischen aus Rosenholz. Doch diese Fassade war für Klienten bestimmt, die überzeugt und geblendet werden mussten. Die eigentliche Arbeit fand hinter einer massiven Tür statt, die in ein Labyrinth von Büronischen führte. Sybil Tominis Nische war eine der größten. Sie war, wie die übrigen Makler auch, Teilhaber der Gesellschaft, die nichts mehr aufzuweisen hatte, wenn der Abschwung der letzten Zeit sich fortsetzte. Nicht, dass dieser Abschwung alle betraf. Nein. Die Haie von Luxury Unlimited verkauften Paläste von Millionenwert, als wären es Reihenhäuser.
Sybil warf einen Blick auf ihren Schreibtisch und seufzte. Er war übersät mit Stapeln von Papieren: Darlehensverträge, Inspektionsberichte, Anzahlungsverträge. Am liebsten hätte sie alles in den Papierkorb gefegt. Es war schon erstaunlich, wie viele Geschäfte einbrachen, wenn die Zinsrate um ein halbes Prozent stieg. Es musste doch eine Möglichkeit geben, sein Geld auf einfachere Weise zu verdienen.
Auch das Geschäft mit Mietimmobilien war kein Zuckerschlecken. Aus diesem Geschäft wollte sie sich völlig zurückziehen. Es brachte einfach nicht genug Geld ein, wenn man an all die Probleme dachte, die Mietwohnungen mit sich brachten. Immer wenn jemand anrief und verlangte, dass die Mietabteilung von Treasure Homes seine Wohnung vermietete, tat sie ihr Bestes, um den Kunden vom Verkauf zu überzeugen.
Ihr Telefon summte. Sybil wartete darauf, dass die Empfangsdame sie vorwarnte, was eigentlich der Fall sein sollte, hatte aber kein Glück.
»Ich bin hier«, erinnerte Sybil sie eisig. Was war los mit diesen Empfangsdamen? Dieses Mädchen hatte einen IQ in den negativen Zahlen. Ständig rief sie Sybil an und konnte dann ihr Begehr nicht formulieren.
»Sybil?«
Ach, du liebe Zeit. »Ja?«
»Hier ist Besuch für Sie. Eine Mrs. Owens.«
Sybil musste einen verärgerten Aufschrei unterdrücken. Sie raufte sich förmlich das stumpf geschnittene, glatte schwarze Haar.
Mrs. Owens war das Paradebeispiel dafür, dass der Mietwohnungsmarkt nichts brachte. Diese Frau war die neugierigste alte Schachtel, die man sich vorstellen konnte. Sie wohnte gegenüber von Mietern einer Wohnung von Treasure Homes und beklagte sich unablässig über diese. Schlimmer noch, irgendwie hatte sie Sybils Namen als den ihrer persönlichen Ansprechpartnerin in Erfahrung gebracht.
»Ich komme gleich«, sagte Sybil, und im selben Augenblick verkündete die Empfangsdame: »Ich schicke sie zu Ihnen.«
Nein! Sybil wollte nicht, dass dieses Plappermaul in ihren Arbeitsbereich eindrang.
Sie warf noch einen letzten Blick auf ihre Papiere, stieß ein wütendes Schnauben aus
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