Deadline - Rache, wem Rache gebuehrt
Frau zuckte mit den Schultern.
»Aber er ist nicht tot?« Sybil bemühte sich, Geduld zu bewahren. Sie ordnete die Papiere auf ihrem Schreibtisch.
Tildy nickte nachdrücklich mit verkniffenem Mund. Ihr dauergewelltes Haar bewegte sich kaum. »Noch nicht! Ich sage Ihnen, die Frau ist eine Verrückte!«
»Sie arbeitet zu außergewöhnlichen Zeiten, glaube ich, aber ich werde wegen der Katze mit ihr reden. Inzwischen wäre es vielleicht ganz angebracht, Mr. Tom im Haus zu behalten.«
»Er heißt Mr. Timms.« Tildy blinzelte hinter dicken Brillengläsern, die ihre Augen vergrößerten. »Versuchen Sie mal, einen Kater im Haus zu behalten, Miss. Er darf von klein auf nach draußen und wird jetzt bestimmt nicht damit aufhören.«
»Es klingt aber, als wäre es gefährlich auf der Straße.«
»Erst, seit Sie an diese Verrückte vermietet haben! Sie ist schuld daran, wenn Mr. Timms’ neun Leben nicht mehr vollzählig sind.«
»Ich rede mit Elyse«, hörte Sybil sich versprechen.
»Gut. Tun Sie das! In dem Haus geht etwas nicht mit rechten Dingen zu.«
Sybil hatte das Gefühl, eine Zigarette zu brauchen …, vielleicht auch mehr als eine. Tildy war lästig und obendrein wohl auch leicht gestört. Sybils Tante hatte, als sie die achtzig überschritten hatte, Anzeichen von Demenz gezeigt. Irgendwann war es so weit. »Beobachten Sie das Haus denn ununterbrochen?«, fragte Sybil neugierig.
»Ich halte mich auf dem Laufenden über alles, was in der Nachbarschaft vorgeht.« Tildy nickte.
»Ich bin sicher, dass alles in Ordnung ist.«
»Wenn alles in Ordnung wäre, hätte ich mir nicht die Mühe gemacht, hierherzukommen.«
»Danke, dass Sie mich informiert haben.«
»Sie wollen mich loswerden, nicht wahr?«, warf die alte Dame ihr vor.
»Nein, natürlich nicht.«
»Gut, was wollen Sie dann unternehmen? Überhaupt irgendwas? Vielleicht sollte ich doch die Polizei rufen.«
»Nein, nein, nein. Ich fahre hin und spreche selbst mit Elyse.«
»Ich halte die Augen offen, ob Sie’s wirklich tun.«
Darauf möchte ich wetten, dachte Sybil. »Ich komme gleich heute Nachmittag. Zunächst habe ich noch ein paar Termine, danach mache ich mich auf den Weg.«
Sybil hielt die Tür offen, als Tildy hinaushumpelte. Sie durchquerte den Rezeptionsbereich und warf noch einen Blick zurück, offenbar im Zweifel darüber, ob Sybil ihre Zusage ernst meinte. Doch Sybil wusste, dass die Frau ihr keine Ruhe lassen würde, bis sie sich endlich des Problems angenommen hätte. Sie würde Mrs. Owens nie wieder loswerden, wenn sie nicht bewies, dass sie auf ihren Hinweis hin tätig wurde.
Als ob sie die Zeit hätte, nach Berkeley hinauszufahren. Aber klar doch.
»Ich warte auf Sie«, sagte Mrs. Owens und tappte zur Tür hinaus.
»Die ist ja süß«, sagte Carrie und meinte es ernst.
»Sie sind gekündigt«, antwortete Sybil, kramte in ihrer Tasche nach dem noch verschlossenen Notfallpäckchen Zigaretten und betastete es, als wäre es ein Talisman.
»Was hast du herausgefunden?«, fragte Paterno, als Janet Quinn in sein Büro schaute.
»Nicht viel. Tanya Watson hat vorwiegend als Babysitter oder Kindermädchen gearbeitet. Sie betreute die Kinder einer Frau namens Geena Barrymore, eine ledige Mutter, die eine Zeitlang mit Jonathan Holt zusammen war.«
»Zwischen Holt und Tanya war nichts?«
»Sieht nicht so aus. Geena hat mittlerweile auch einen neuen Freund. Schon seit einiger Zeit.«
»Glaubst du, dass ein Zusammenhang zwischen denen und Holts Enkel bestehen könnte?«
Sie hob beide Hände.
Paterno seufzte. »Ich habe Jonathan Holt heute Morgen angerufen. Er hält sich mit seinem zweiten Sohn, J. J., bei Jack und Cissy auf. Das FBI war dort, hat die Fangschaltung gelegt. Holt konnte nicht viel über Tanya sagen, behauptete, er kannte sie kaum.«
»Was meinst du?«, fragte Quinn.
»Sowohl Tanyas Tod als auch die Entführung seines Enkels scheinen ihn schwer erschüttert zu haben.« Paterno atmete tief ein und wieder aus. »Ich wüsste gern, was in Marlas Kopf vorgeht. Ich will wissen, worauf sie hinauswill.«
»Vielleicht tut sie dem kleinen Jungen ja nichts Böses«, sagte Quinn.
Paterno antwortete nicht.
Denn das, was er sonst hätte sagen müssen, gefiel ihm überhaupt nicht.
Es war schon nach drei Uhr nachmittags, als Sybil sich auf den Weg zu dem Bungalow machte, der Tildy ein solcher Dorn im Auge war. Warum konnten Nachbarn sich nicht einfach um ihre eigenen Angelegenheiten kümmern?
Sybil strich sich das Haar hinter
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