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Deadline - Rache, wem Rache gebuehrt

Deadline - Rache, wem Rache gebuehrt

Titel: Deadline - Rache, wem Rache gebuehrt Kostenlos Bücher Online Lesen
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herausfuhr, hätte sie beinahe den Wagen vor ihr gerammt. Sie verfehlte ihn um knappe Zentimeter.
    Cissy atmete ein paar Mal tief durch, ließ sich Zeit, bis sie sich beruhigt hatte. »Sei dankbar für kleine Freuden«, flüsterte sie einen der Lieblingssprüche ihrer Großmutter. Sie hatte keinen Strafzettel bekommen. Sie hatte keine Stoßstange eingedrückt.
    Aber es war noch Vormittag.
    Gott allein wusste, was der Rest des Tages noch bringen mochte.
    In Gedanken versunken fuhr sie den Hügel hinunter. In der Nähe des Parks hielt sie vor einer roten Ampel an einem Fußgängerüberweg. Während der Motor leerlief, stieß ein buntbemalter Bus Abgaswolken in ihre Richtung aus, so dass sich der stinkende Rauch mit den Nebelschwaden vermischte, die noch immer durch die Stadt waberten.
    Cissy wartete, den Fuß auf der Bremse, und trommelte mit den Fingern aufs Lenkrad.
    Mehrere Fußgänger überquerten vor ihr die Straße. Ein alter Mann führte seinen unglaublich winzigen Hund aus, ein junges Pärchen ging Hand in Hand, in ihrer eigenen Welt versunken, ein Halbwüchsiger mit tief ins Gesicht gezogener Strumpfmütze fuhr mit dem Skateboard um einen Geschäftsmann in langem dunklen Mantel herum.
    Cissy merkte auf.
    Sie musterte den Mann in Schwarz.
    Klar, das war der Mistkerl, der sie beinahe umgerannt hätte. Sie erwog gerade, auf die Hupe zu drücken, als er sich umdrehte und sie direkt ansah. Sie erstarrte. Hatte sie ihn früher schon einmal gesehen, schon vor der Begegnung auf dem Gehsteig vor dem Café? Er ging zielstrebig weiter in Richtung Bushaltestelle, starrte sie aber lange und eindringlich mit seelenlosen Augen an. Und dann, bevor er den gegenüberliegenden Gehsteig betrat, wo der Bus wartete, lächelte er. Ein kaltes, zähnefletschendes Grinsen mit dem stummen Versprechen, dass man sich wiedersehen würde. Obwohl kein Wort gesprochen worden war, verstand Cissy die Botschaft.
    Der Zusammenstoß auf dem Gehsteig vor Joltz war kein Zufall.
    Sein Auftauchen vor ihrem Auto war geplant gewesen.
    Sie dachte an die Gestalt, die sie am Vorabend vor ihrem Schlafzimmerfenster gesehen hatte. Vor Beejays Fenster. Ihr Herz klopfte zum Zerspringen.
    Das Blut wollte ihr in den Adern gefrieren.
    Was zum Teufel hatte das zu bedeuten?
    Sie musste an den Straßenrand fahren und den Mann gleich hier, vor Zeugen, zur Rede stellen.
    Und wie?
    Wollte sie ihm vorwerfen, dass er sie absichtlich mit seinem Aktenkoffer angerempelt hatte?
    Dass er sie auf dem Fußgängerüberweg böse angegrinst hatte?
    Sie, Marla Cahills Tochter?
    Ohnmächtig sah sie ihn hinter dem wartenden Bus verschwinden, dann hörte sie ein wütendes Hupen. Die Ampel hatte auf Grün geschaltet, und der Typ im Range Rover hinter ihr hatte es eilig. »Bleib auf dem Teppich«, sagte Cissy leise und trat aufs Gas, doch als sie über die Kreuzung fuhr, behielt sie den Rückspiegel im Auge. Aber der Nebel behinderte ihre Sicht, und der Bus drängte sich in den fließenden Verkehr und fuhr davon.
    Der Mann im schwarzen Mantel mit dem beängstigend kalten Grinsen war fort. Wie eine angsteinflößende Marionette, die von unsichtbaren Händen von der Bühne gerissen wurde, war er einfach verschwunden.

8

    Marla saß, von Kissen gestützt, auf dem Bett, ein Buch auf dem Nachttisch, den Fernseher eingeschaltet, allerdings ohne Ton, und die Wiederholung irgendeiner Realityshow über Polizisten flimmerte in dem schlecht beleuchteten Zimmer.
    Und sie war unzufrieden.
    Welch eine Überraschung.
    Natürlich hatte sie auch nicht ihren erbärmlichen Arsch in Bewegung gesetzt und im Erdgeschoss sauber gemacht, unter dem Vorwand, irgendein neugieriger Nachbar könnte durch die Fenster spähen und sie sehen.
    Was für eine Niete!
    Elyse hatte gewusst, dass der Umgang mit Marla schwierig sein würde, natürlich hatte sie es gewusst! Die Frau war berüchtigt für ihre Egozentrik und wollte wie die Prinzessin behandelt werden, die sie ihrer Meinung nach von Geburt an hätte sein sollen. Aber faul war sie vorher nie gewesen. Und während der gesamten Planung des Ausbruchs hatte sie ihren Anteil geleistet. Eifrig. Beflissen. Schlau.
    Jetzt aber war ihre gerissene Aggressivität anscheinend zum verschlossenen Fenster hinausgeflogen und hatte einer untätigen Langeweile und spitzen Bemerkungen Platz gemacht. »Ich dachte, du würdest früher kommen«, sagte sie vorwurfsvoll. »Ich langweile mich hier zu Tode. Und fang nicht wieder damit an, dass ich hinaufgehen und Toiletten reinigen oder

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