Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Deadline - Rache, wem Rache gebuehrt

Deadline - Rache, wem Rache gebuehrt

Titel: Deadline - Rache, wem Rache gebuehrt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
und zeigte doch wahrhaftig endlich Interesse an dem Sandwich. »Ich bin nicht absichtlich zickig zu dir.«
    Nein, das ist nun mal deine Natur, dachte Elyse, biss jedoch die Zähne zusammen und sprach die Worte nicht aus.
    »Und ich schaue mich nach anderen Klamotten für dich um.«
    »Muss ich denn unbedingt fett sein?«
    Schon wieder stellt sie Forderungen.
    »Es wäre nützlich. Niemand rechnet damit, dass du so zugenommen haben könntest. Es ist doch nur eine Verkleidung.«
    »Ich bin in meinem ganzen Leben nie dick gewesen.«
    »Eben.« Höchste Zeit, dass deine Selbstüberschätzung mal einen Dämpfer erfährt.
    Marla stieß einen tiefen Seufzer aus, widersprach aber nicht mehr.
    »Sieh mal, mit der Frisur können wir anfangen. Komm, ich schneide dein Haar ein bisschen nach.« Und zu ihrer Überraschung wehrte sich Marla nicht. »Hier, du kannst zuschauen.« Sie holte den Handspiegel, den Marla immer griffbereit haben musste, und reichte ihn der eitlen Frau, zwang ihn in ihre verkrampften Finger.
    »Ich weiß nicht …«
    »Bitte, Marla.«
    »Aber schneid nicht so viel ab«, warnte Marla.
    »Nur die Spitzen … Über die Farbe reden wir später.« Sie holte eine Schere und begann vorsichtig, die Spitzen von Marlas langen, mahagonifarbenen Locken abzuschneiden. Sie handhabte die Schere sehr behutsam, kürzte wirklich nur die Spitzen ein, steckte sich jedoch heimlich ein paar Strähnen in die Tasche. Zum Glück war Marla so sehr auf ihr Gesicht im Spiegel konzentriert, dass sie das nicht bemerkte.
    Erst als Elyse sie plötzlich heftig ziepte, als hätten sich ihre Finger im Haar verfangen, um es nun mitsamt der Wurzel herauszureißen, hob Marla ruckartig den Kopf und suchte Elyses Blick im Spiegel. »Autsch!«, kreischte sie. »Was soll das? Willst du mich skalpieren?«
    »Entschuldige. Es war ein Versehen«, log Elyse.
    »Sei doch ein bisschen vorsichtiger, verdammt noch mal!«, zischte Marla in wütendem Flüsterton und warf Elyse einen unheilverkündenden Blick voller Misstrauen zu.
    »Ich habe mich doch entschuldigt, oder?« Elyse spielte die Gekränkte. »Ich will dir nur helfen. Siehst du, wie gut das aussehen wird, wenn ich fertig bin?«
    »Schön.« Kritisch beäugte sie ihr Spiegelbild, und Elyse hielt den Atem an. »Gut, erzähl mir noch mal alles über Eugenia«, verlangte sie schließlich, inzwischen ruhiger, ja, sie lächelte beinahe. Es war fast so, als hätte Elyses Aufmerksamkeit sie besänftigt.
    Herrgott, die Frau hatte vielleicht ein Ego! Und Launen!
    Elyse verspürte eine leise Beklemmung. Marla konnte so tödlich wütend werden. Elyse hatte Marlas Stimmungsschwankungen mit eigenen Augen gesehen. Sie nahm sich vor, gut auf sich achtzugeben. An dem Tag, als Marlas Ausbruch gelang, war sie in Hochstimmung gewesen. Marla hatte sich in einem beinahe wahnsinnigen Glückstaumel befunden; ihre Augen leuchteten grün und tief wie das Wasser der Bucht von San Francisco, ihr Lächeln wirkte geradezu ansteckend. Kein Wunder, dass die Männer sich ein Bein ausrissen, um sie zu erobern. Sie ging schon auf die fünfzig zu, doch man sah es ihr nicht an. Im Gefängnis hatte sie sich fit gehalten, und selbst mit einem Minimum an Make-up sah sie wunderschön aus. Am Tag ihres Ausbruchs hatte sie ihr Haar offen getragen, hatte das Fenster des Autos heruntergekurbelt, das sie an einer Raststätte abgeholt hatten, und trotz der Kälte und des Nebels, die in die Bucht eingefallen waren, die frische, feuchte Luft tief in ihre Lungen gesogen.
    Jetzt hatte sich diese Euphorie natürlich weitestgehend verflüchtigt. Das triumphierende Glitzern, nicht zu übersehen, als Marla in einem Lieferwagen aus dem Gefängnis flüchtete, war verschwunden. Sie litt unter Verfolgungswahn. In ihrem Versteck hinter Doppelschlössern in einem dunklen Keller hatte sich der Jubel aufgelöst und einer Art Depression Platz gemacht … einer schleichenden, grüblerischen, düsteren Depression. Manchmal musste Elyse sich äußerste Mühe geben, um der Frau ein Lächeln oder auch nur ein Wort zu entlocken.
    Nicht zum ersten Mal fragte sich Elyse, ob es ein Fehler gewesen war, die mit Marlas Ausbruch verbundenen Risiken auf sich zu nehmen.
    Tja, jetzt gab es kein Zurück mehr.
    Alles war Teil ihres Plans; es ging um Geld.
    Denk an das Geld.
    Sie hatten geplant, Marla hier zu verstecken, und die Flucht war über Jahre hinweg vorbereitet worden. Über Jahre! Elyse durfte nun nicht alles vermasseln. Und das würde sie auch nicht.
    Marla hatte

Weitere Kostenlose Bücher