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Deadline - Rache, wem Rache gebuehrt

Deadline - Rache, wem Rache gebuehrt

Titel: Deadline - Rache, wem Rache gebuehrt Kostenlos Bücher Online Lesen
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Böden aufwischen soll. Davon habe ich die Nase voll.«
    Elyse schwieg.
    Sie wusste nicht, wie lange sie das Genörgel der Frau noch ertragen würde. »Nach der Arbeit war ich noch in ein paar Geschäften und habe dir etwas zum Anziehen gekauft, als Verkleidung.«
    »Du glaubst wirklich, das würde ich riskieren?«
    »Jetzt noch nicht, aber bald, ja.« Elyse hatte zwei Einkaufstüten die schwindsüchtige Treppe hinunter hinter die falsche Regalwand in Marlas Zimmer geschleppt. »Schau’s dir einfach mal an.« Mit leisem Triumphgefühl nahm sie die Kleidungsstücke, Körperpolster und eine Perücke aus den Tüten, die »Marla die Schöne« in »Marla die Vogelscheuche« verwandeln sollten: Schuhe für alte Damen, eine Stützstrumpfhose und ein hässliches braunes Hauskleid, so weit geschnitten, dass Marla bequem die Körperpolster darunter anlegen konnte. Die Perückenfrisur war kurz und adrett, die Farbe war irgendwo zwischen Platinblond und Grau angesiedelt.
    Angewidert betrachtete Marla die Sachen. »Du machst wohl Witze?«
    Ohne Marlas Spott zu beachten, legte Elyse die einzelnen Teile der Verkleidung nebeneinander. »Nein, ich mache keine Witze. Das ist perfekt! Ich habe das alles im Secondhandshop gefunden.«
    »Ja, genauso sehen die Sachen auch aus. Weißt du, vielleicht bleibe ich einfach in meinem Zimmer.«
    »Du kannst dich nicht bis in alle Ewigkeit verstecken.«
    »Ich verstecke mich nicht!«, brauste Marla auf. »Ich bin nur vorsichtig. Kapierst du das nicht? Und von dem Zeug da werde ich gar nichts anziehen!« Sie lachte verächtlich über das braungraue Kleid mit Blumenmuster. »Himmel, wie es scheint, hast du nach den hässlichsten Sachen des Universums gesucht, und zwar erfolgreich!«
    »Ich wollte dir nur eine Verkleidung besorgen, in der du nicht auffällst.«
    »O ja, als wäre das da in diesem Jahr der letzte Schrei der Haute Couture in San Francisco! Alle Welt trägt hässlich Geblümtes und Schuhe, die aussehen wie aus den Sechzigern.« Angeekelt blickte sie auf die schlichten, flachen Laufschuhe. »Du hast wohl den Verstand verloren.«
    »Du wirst ja nicht im Geschäftsviertel spazieren gehen oder im ›Vier Jahreszeiten‹ speisen«, entgegnete Elyse mit erzwungener Ruhe. »Du wirst nur im Auto sitzen, und wir wollen doch nicht, dass dich irgendwer auf der Straße erkennt, der dich im Fernsehen gesehen hat. Ich dachte, du wolltest mal raus?«
    Marla schwieg.
    Wieder einmal.
    Sie beherrschte diesen Wechsel zwischen Passivität und Aggression aus dem Effeff, und Elyse kannte den Grund für ihr Verhalten. Sie hatte den Plan so sehr geändert, dass Marla immer noch schmollte. Sie bestrafte sie. Mit Schweigen.
    Elyse griff noch einmal in ihre Tasche, und diesmal zog sie ein Sandwich vom Imbiss in der Straße, wo sie wohnte, heraus. »Das wird dir schmecken: Pute, fettarme Mayonnaise und sogar Preiselbeeren. Fast wie Thanksgiving.« Sie nahm das eingewickelte Sandwich aus der Tüte und legte es auf den Nachttisch, dazu noch eine Gurke, eine kleine Tüte Chips und eine Dose Diätlimonade.
    »Du weißt genau, dass ich lieber Rindfleisch mag«, erinnerte Marla sie in diesem kalten Tonfall, der Elyse zur Weißglut brachte. Je stiller Marla wurde, desto nachhaltiger trafen ihre Worte. Oh, sie war so durchtrieben, eine Meisterin der psychologischen Kriegsführung.
    »Ich dachte nur, dass du nach dem Hamburger vielleicht mal Abwechslung wolltest.« Vielleicht aber auch nicht. Marlas Minikühlschrank war angefüllt mit Salaten und Suppen in Behältern, die sie nur noch in der Mikrowelle aufwärmen musste. Auf dem Kühlschrank fanden sich Äpfel, Instantmüsli, eine Kaffeemaschine und die spezielle französische Kaffeemischung, auf der Marla bestand, es war irgendein obskurer Kaffee, den sie vor zehn Jahren immer getrunken hatte. Elyse hatte große Mühe gehabt, das Zeug aufzutreiben, und hatte Marla auch nur ein Wort des Dankes herausgebracht? Natürlich nicht.
    »Probier die Sachen doch einfach mal an, und in einer Woche oder so können wir dann mal rausgehen, sobald die Polizei glaubt, du wärst in Oregon oder Washington. Ich habe einen Kerl aufgetan, der sich bereit erklärt hat, deine Gefängniskluft an irgendeiner Raststätte am I-5 abzulegen, irgendwo in der Nähe von Roseburg. Dann denken die Bullen, du wärst auf dem Weg nach Norden, willst womöglich über die kanadische Grenze. Egal wie, in San Francisco hast du dann deine Ruhe.«
    Marla wirkte ausnahmsweise mal erleichtert. »Gut«, sagte sie

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