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Deadline - Rache, wem Rache gebuehrt

Deadline - Rache, wem Rache gebuehrt

Titel: Deadline - Rache, wem Rache gebuehrt Kostenlos Bücher Online Lesen
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oder ermordet worden –, und sie, Cissy, schlug sich mit Trauer und Schuldgefühlen herum. Vielleicht sollte dieser Artikel einfach nicht geschrieben werden.
    Cissy seufzte. Auf dem Festnetzanschluss wie auch auf dem Handy hatte sie wohl schon mehr als zwanzig Anrufe entgegengenommen: sämtlich kurze, einseitige Gespräche über ihre Großmutter. Familienmitglieder, einschließlich Cherise, der Cousine ihres Vaters, die sie nicht ausstehen konnte, hatten angerufen. Leute, die ihre Großmutter aufgrund ihres sozialen Engagements kannten, oder Freundinnen, mit denen Eugenia Karten gespielt oder Ausflüge unternommen hatte, sogar eine Frau aus Sacramento, die behauptete, in Vassar die Zimmergenossin ihrer Großmutter gewesen zu sein, alle möglichen Leute riefen an. Cissys E-Mail-Eingang war voller Nachfragen und Beileidsbekundungen. Heather, eine Freundin aus ihrer Schwesternschaft an der Uni, Gwen, ihre Personal-Trainerin, und Tracy, mit der sie als Schülerin geritten war – alle schickten E-Mails oder Textbotschaften per Telefon. Und dann war da natürlich noch die Presse: Zahllose Reporter waren auf der Suche nach Informationen über den Tod ihrer Großmutter, und wenn sich ihnen die Chance bot, fragten sie auch nach Marla. Deborah hatte ihr, wie versprochen, die Namen der Anwälte und Kontenführer der Cahills gemailt, was bedeutete, dass Cissy sich zudem noch mit Rechtsund Steuerfragen plagen musste. Es nahm dermaßen überhand, dass Cissy anfing, die Anrufe zu filtern und diejenigen, die sie nicht wollte, auf die Voicemailbox laufen ließ, die sie dann später abhören würde. Genauso verfuhr sie mit den E-Mails.
    Es war ein verdammter Alptraum.
    Und im Lauf des Nachmittags wurde es immer schlimmer. Cissy arbeitete in ihrem Homeoffice, einer kleinen Nische neben dem Fitnessraum, während Tanya eigentlich mit Beejay spazieren gehen sollte, bevor es dunkel wurde. Die Sonne stand schon tief am Himmel und lugte durch die Wolkenschleier, zum ersten Mal an diesem Tag. Wenn sie Glück hatten. Mit etwas Glück würden sie noch eine Dreiviertelstunde lang die Sonne genießen können. Da Tanya es noch nicht geschafft hatte, sich mit ihrem Sohn an die frische Luft zu begeben, beschloss Cissy, dass es höchste Zeit war, selbst mit Beejay nach draußen zu gehen. Sie schaltete den Computer aus, schob Coco zur Seite, die auf ihren Füßen gedöst hatte, stand auf und reckte sich. Sie band ihr Haar mit einem Gummiband zu einem Pferdeschwanz zusammen, schlüpfte in ihren Jogginganzug und holte ihre Lieblingslaufschuhe aus dem Schrank. Für sich nahm sie noch ein Kapuzensweatshirt mit, dann lief sie in Beejays Zimmer, holte sein Jäckchen und eine Strumpfmütze, eine weitere Kopfbedeckung, die er verabscheute.
    »Tanya, ich gehe mit Beejay spazieren, ich brauche Bewegung«, rief sie und lief eilends die Treppe hinunter.
    Als sie am Fuß der Treppe angelangt war, öffnete sich die Haustür, und mit einem Schwall kalter Luft fegte ihr Noch-Ehemann ins Haus. Cissy zog auf der Stelle im Geiste die Notbremse und versuchte zu übersehen, wie gut und richtig es ihr erschien, wenn er nach seinem Arbeitstag nach Hause kam. Wie er es jeden Tag während ihrer unglückseligen Ehe getan hatte. Sie ignorierte das wehmütige Gefühl in ihrem Inneren, als er zu ihr aufsah. »Hast du vergessen, dass du nicht mehr hier wohnst?« Sie schoss einen Blick auf Tanya ab, der ihr riet zu schweigen, als sie bemerkte, dass das Kindermädchen bereits eine Erklärung oder einen Protest auf den Lippen hatte.
    »Wie bitte?«, fragte er auf diese dreiste Art, die sie zur Weißglut brachte, und zog seinen Mantel aus. »Du empfängst mich nicht mit einem Martini? Keine liebende Ehefrau in der Verkleidung eines süßen kleinen französischen Stubenmädchens?«
    »Oh, entschuldige bitte. Ich laufe rasch nach oben und zieh mich um«, entgegnete sie spitz.
    Er lachte, und Cissy, die ihn mit Sarkasmus in die Schranken weisen wollte, spürte, wie sie innerlich schmolz. Zur Hölle mit diesem Mann.
    Coco, nicht mehr so beweglich wie früher, hüpfte beschwerlich die Treppe hinunter. Als der Hündin klarwurde, dass ein Störenfried im Haus war, begann sie, Jack mit ihrer hellen Kläffstimme wild anzubellen; sie knurrte und gebärdete sich, als wäre er ein mordlustiger Einbrecher. Tanya, die nicht wusste, wohin, sagte rasch: »Ich hole Beejay«, und eilte ins Wohnzimmer.
    Zu spät. Beejay, der sich mit einem Spielzeug befasst hatte, das auf Knopfdruck Tierlaute von sich

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