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Deadline - Rache, wem Rache gebuehrt

Deadline - Rache, wem Rache gebuehrt

Titel: Deadline - Rache, wem Rache gebuehrt Kostenlos Bücher Online Lesen
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gab, hatte bereits bemerkt, dass sein Vater zu Hause war. Er hatte gerade die Kuh-Taste gedrückt, und ein lautes »Muuuh« hallte durch den Raum, während er nach einem Entzückensschrei das zu erwartende »Daddy wieder da!« ausstieß. Blitzschnell kam er auf die Füße und begrüßte seinen Vater mit ausgestreckten Armen.
    »Hey, Großer! Schön, zu sehen, dass du deine schlechte Laune überwunden hast.« Jack hängte seinen Mantel an den schmiedeeisernen Garderobenständer im Eingangsflur, packte seinen begeisterten Sohn und schwenkte ihn hoch in der Luft herum. Beejay strampelte mit Armen und Beinen, lachte laut und schrie: »Mehr! Mehr!«
    Der Hund drehte völlig durch.
    »Coco, still!«, fuhr Cissy ihn an.
    Doch der Terrier hörte nicht auf sie. Als Cissy hinunter in die Eingangshalle trat, versteckte sich das Tier hinter ihren Beinen und lärmte unbeeindruckt weiter.
    »Elende kleine Ratte«, zischte Tanya und sammelte ihre Sachen zusammen. »Ich schätze, Beejay ist jetzt in guten Händen, und ich kann gehen.« Sie nahm ihren Regenmantel und den Schirm vom Garderobenständer, ohne die wütende kleine weiße Hündin aus den Augen zu lassen, und sagte unwillig: »Ich komme morgen wieder.«
    »Bis dann«, sagte Cissy, wenngleich sie Tanya im Geiste bereits durch ein nichtallergisches, tierfreundliches Kindermädchen ersetzte.
    Jack und Beejay waren ins Wohnzimmer gegangen und spielten zusammen mit dem Tierstimmencomputer. Eine Kakophonie von Brüllen, Knurren, Wiehern, Mähen und Zwitschern brach aus, ein Ton nach dem anderen, als hätte Noah gerade den gesamten Inhalt seiner Arche in ihrem Wohnzimmer abgeladen. »Hey, wie findest du das?«, fragte Jack, der im Schneidersitz auf dem Boden hockte und seinen Sohn auf dem Schoß hielt. Er drückte eine Taste, und ein lautes »Wuff! Wuff!« tönte durch den Raum.
    »Wauwau!«, sagte Beejay »Wie Coco!«
    »Genau wie Coco«, pflichtete Jack ihm bei, wenngleich das aufgenommene Gebell eher einen achtzig Pfund schweren Deutschen Schäferhund vermuten ließ als eine winzige Terriermischung.
    Es herrschte Chaos, und Cissy, erfüllt von widerstreitenden Gefühlen, zog sich ein bisschen zurück. Durchs Fenster sah sie in der zunehmenden Dämmerung, wie Tanya in ihren verbeulten Subaru stieg, sich eine Zigarette anzündete und losfuhr. Ein Stück die Straße hinunter verschwanden die roten Heckleuchten bald hinter einer Kurve.
    Ja, sie brauchte unbedingt eine neue Betreuung für ihr Kind.
    Löwengebrüll dröhnte durchs ganze Haus. »Hat das Ding auch einen Lautstärkeregler?«, fragte Cissy.
    »Wir mögen’s laut.«
    Cissy ging zu einem Sessel und ließ sich hineinfallen. Beejay war ganz aus dem Häuschen vor Freude, seinen Vater bei sich zu haben. Natürlich war Jack ihm seit seinem Auszug wichtiger geworden. Hatte ihr Sohn den Vater bereits vermisst? Schuldgefühle lasteten auf ihrem Herzen. Sie hasste es, die Rolle der Bösen übernehmen zu müssen, und wenn sie sich mit den Augen ihres anderthalbjährigen Sohnes betrachtete, dann war sie die Böse. Sie hatte seinen Daddy rausgeworfen.
    »So«, sagte sie, als das Gebrüll einen Moment aussetzte. »Kommst du aus einem bestimmten Grund?«
    Während ein Elefant trompetete, erklärte Jack: »Ich wollte mich davon überzeugen, dass es dir und Beejay gutgeht.«
    »Uns geht es gut.« Sie schob ihre Hände zwischen die Knie und bemerkte, dass es dunkel wurde. Zu spät für den Spaziergang. »Aber selbst wenn du gleich nach der Arbeit hergekommen bist, ist es noch ziemlich früh. Es ist noch nicht einmal siebzehn Uhr.«
    »Nun ja, ich habe gute Gründe.«
    »Hoffentlich überzeugende.«
    »Ja.« Er sah sie ernst an. »Ich dachte mir, dass du meiner Familie wohl nicht allein gegenübertreten willst.«
    »Was soll das heißen?«
    »Sie wollen dich besuchen und dir ihre Hilfe anbieten. Alle. Dad, J. J. und Jannelle.«
    »Du machst Witze!« Sie konnte es sich nicht vorstellen, jetzt auch nur einem der fünf J.s, wie sie sich wegen der identischen Anfangsbuchstaben ihrer Vornamen nannten, zu begegnen. »Ausgeschlossen. Ich will keinen Besuch.«
    »Das habe ich ihnen auch gesagt, aber du weißt ja, wie Dad ist, wenn er sich etwas in den Kopf gesetzt hat.«
    »Dann wehr dich, Jack! Mach dich stark! Ich will mit keinem von deiner Familie etwas zu tun haben, geschweige denn mit … O verdammt!« Sie sah im Wohnzimmerfenster Scheinwerferlicht aufflammen. »Zu spät«, sagte sie. Aus Beejays Spielcomputer zischte jetzt eine Schlange.

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