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Deadline - Rache, wem Rache gebuehrt

Deadline - Rache, wem Rache gebuehrt

Titel: Deadline - Rache, wem Rache gebuehrt Kostenlos Bücher Online Lesen
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zitternden Pflanzen, die dunklen, geschützten Winkel an den äußeren Eckpunkten des Hauses.
    Doch sie sah nirgends eine flüchtende Frau, hörte keine raschen Schritte, kein hastiges Atmen.
    Marlas Erscheinung war verschwunden, so unvermittelt, wie sie aufgetaucht war.
    Cissy war allein.
    Fröstelnd rieb sie sich die Arme und bemerkte jetzt erst, wie ihr der Regen den Nacken herunterlief. Hatte sie wirklich ihre Mutter gesehen?
    Oder hatte sie aufgrund ihrer überreizten Nerven halluziniert, ein Bild heraufbeschworen, das sie insgeheim zu sehen wünschte?
    »Du spinnst«, sagte sie zu sich selbst, als sie ins Auto stieg. Drinnen fiel ihr der Duft auf, ein schwacher Hauch von einem Parfüm, das sie aus ihrer Kindheit kannte, das Parfüm, das ihre Mutter immer getragen hatte.
    »Nein«, sagte sie und kämpfte mit den Tränen, wehrte sich gegen den Gedanken, dass sie im Begriff sein könnte, den Verstand zu verlieren. »Du wirst mich nicht behelligen, du Hexe, hörst du? Ich lasse es nicht zu!« Ihre Mutter war nicht im Auto gewesen. Und das Tor zum Grundstück war geschlossen. Verriegelt. Marla hatte es nicht geöffnet.
    Cissy drückte die Taste der Fernbedienung, legte den Rückwärtsgang ein und wartete, während die alte Mechanik des Tors ächzte und klickte. Doch die Torflügel rührten sich nicht. Sie drückte die Taste noch einmal. Hörte wieder dieses Klicken und Ächzen der Mechanik. Im Spiegel bemerkte sie eine geringfügige Bewegung des massiven schmiedeeisernen Tors, als versuchte es vergeblich, sich zu öffnen.
    »Was soll das?« Entrüstet stieg Cissy aus dem Wagen und untersuchte das Tor. Jemand hatte einen verrosteten Schraubenzieher tief ins Schloss getrieben und damit die Mechanik verklemmt.
    Der Schraubenzieher war bei ihrer Ankunft noch nicht dort gewesen, denn da hatte sich das Tor problemlos öffnen lassen.
    Das Blut drohte Cissy in den Adern zu gefrieren.
    Als sie ihre Mutter sah, hatte es sich nicht um eine Geistererscheinung gehandelt.
    Sie hatte sich den Parfümduft nicht eingebildet.
    Marla Cahill war zurückgekehrt.

    Cherise Favier warf einen Blick auf das Display, bevor sie den Anruf entgegennahm. Wenn Donald sich nicht in der Stadt aufhielt, wie es seit der gestrigen Mittagspredigt der Fall war, ließ sie größere Vorsicht walten, wenn jemand anrief oder an der Tür klingelte, sogar wenn sie selbst ausging. Sie hatte zwar keine Angst, das eigentlich nicht, doch in den Jahren ihrer Ehe hatte sie aufgehört, einfach Cherise zu sein. Sie und Donald waren wie zwei Hälften eines Ganzen. Sie war es gewohnt, ständig mit ihm zusammen zu sein, Teil von etwas Besonderem, etwas, das größer war als sie.
    Sie war gern verheiratet.
    Sie hatte immer verheiratet sein wollen, und dieses Mal war sie nicht bereit aufzugeben. Aller guten Dinge sind drei, besagte das Sprichwort, und sie würde Himmel und Hölle in Bewegung setzen, um für immer Mrs. Donald Favier zu bleiben.
    Ihr Leben war ein einziges Chaos gewesen, bevor sie Donald kennenlernte, und sie würde ihn niemals wieder loslassen. Jetzt wohnte sie in einem großen Haus, das ihnen natürlich von der Gemeinde zur Verfügung gestellt wurde. Es war sogar noch größer als das letzte, in dem sie gemeinsam gelebt hatten, was nur ein weiterer Beweis dafür war, wie sehr die Pfarrkinder ihren Mann liebten.
    Trotzdem fühlte sie sich manchmal einsam, denn ihre Kinder, alle drei auf dem College, riefen selten an und besuchten sie kaum.
    Sie warf also jetzt einen Blick auf das Display, sah, dass Cissy die Anruferin war, und hätte sich beinahe nicht gemeldet, nicht nach der hässlichen Szene bei ihr zu Hause nach der Begräbnisfeier. Grundgütiger! Cissy hatte sich aufgeführt, als verlangte Cherise mehr, als ihr zustand! Alle wussten, dass das nicht recht war, alle wussten, dass ihr Vater und seine Nachkommenschaft von Cissys niederträchtigem Großvater über den Tisch gezogen worden waren.
    Sie griff nach dem Hörer. »Hallo?«, meldete sie sich, als wüsste sie nicht, wer am anderen Ende der Leitung war.
    »Hi, Cherise, hier spricht Cissy«, antwortete eine heisere nasale Stimme, und gleich darauf folgte ein heftiger Hustenanfall. »Entschuldige. Ich glaube, ich habe eine Kehlkopfentzündung, zu viel geredet oder was auch immer. Wer weiß?« Es klang, als fiele es Cissy wirklich schwer, auch nur zu flüstern.
    »Oh. Ich hoffe, dir geht’s bald wieder gut«, sagte Cherise. Sie verstand nicht recht. Cissy rief sie sonst nie an. Wirklich nie. Und sie

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