Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Deadline - Rache, wem Rache gebuehrt

Deadline - Rache, wem Rache gebuehrt

Titel: Deadline - Rache, wem Rache gebuehrt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
gestürzt worden war. Starr vor Angst, die Peitsche in der verkrampften Hand, spürte sie einen neuerlichen kalten Luftzug aus dem Treppenhaus.
    Wispernd öffneten sich die Türen des Aufzugs.
    Angst griff nach ihrem Herzen.
    Das Blut rauschte ihr in den Ohren.
    Sie starrte in die Aufzugkabine.
    Sie war leer.
    Niemand stieg aus.
    Das Einzige, was sie im trüben Licht einer alten Glühbirne sah, war ihr eigenes, angstverzerrtes Gesicht im Spiegel an der Rückwand der uralten Kabine.
    Ihre Nackenhaare sträubten sich spürbar. Irgendwer hatte den Aufzug in Bewegung gesetzt. Er fuhr nicht einfach von selbst nach oben. Ein Finger musste die entsprechende Taste gedrückt und den ersten Stock als Zieletage ausgewählt haben … Fast so, als hätte der Betreffende gewusst, dass sie sich dort gerade aufhielt.
    Die Aufzugtüren schlossen sich, und Cissy blieb allein im Treppenflur zurück. Ihre Nerven waren zum Zerreißen angespannt.
    Da war eindeutig jemand im Haus.
    Jemand, der nicht erkannt werden wollte.
    Jemand, der wusste, dass sie hier war, und entschlossen war, ihr einen Mordsschrecken einzujagen. Nun, das war ihm gelungen.
    Sie schluckte krampfhaft und starrte angstvoll auf die geschlossenen Aufzugtüren. Wenn niemand in der Kabine war, dann … Sie blickte die dunkle Treppe hinab auf die tiefer gelegene Etage.
    Ein Schrei erstarb ihr auf den Lippen.
    In der offenen Tür, umrissen vom spärlichen Nachmittagslicht, stand eine Frau, die schattenhafte Gestalt einer Frau in einem langen Mantel mit hochgeschlagenem Kragen.
    Cissy umklammerte das Geländer.
    Die Gesichtszüge der Frau waren nicht deutlich zu erkennen, doch ihr Haar war tiefrot … O lieber Gott.
    Cissys Mund wurde staubtrocken.
    Die Reitpeitsche glitt ihr aus der Hand und rutschte die Treppe hinunter.
    »Mom?«, flüsterte sie, und das Herz klopfte ihr bis zum Hals, während ihr Verstand es nicht wahrhaben wollte. »Mom? Bist du das?«

14

    Die Tür wurde zugeschlagen.
    Cissy war der Blick auf ihre Mutter verwehrt.
    Es konnte nicht sein! Marla hätte es nie gewagt, hierherzukommen! Ausgeschlossen.
    Was dann, Cissy? Bildest du dir Dinge ein? Beschwörst du ihr Bild herauf, obwohl du weißt, dass sie hier nirgends sein kann?
    Auf Beinen wie Pudding rannte sie die Treppe hinunter und zur Haustür hinaus. Es goss in Strömen, der Regen gurgelte in den Fallrohren und bildete Pfützen auf dem Boden.
    Cissy trat von der Veranda. »Mom!«, schrie sie. »Verdammt noch mal, Mom, wo bist du?«
    Doch ihre Stimme verhallte im Wind.
    Sie sah keinen Menschen, hörte keine eiligen Schritte.
    Es war, als wäre ihr ein Geist erschienen und sofort wieder verschwunden.
    Nein!
    Sie wusste, was sie gesehen hatte. Verdammt, wenn sie doch wenigstens ihr Handy noch hätte! Sie folgte dem Weg bis hinters Haus, durchsuchte Garten und Gestrüpp, konnte in der zunehmenden Dunkelheit aber niemanden entdecken. Nicht beim Spalier, nicht im Obstgarten, nicht … Sie bemerkte die Schaukel, die an ihrem verrottenden Holzrahmen sanft hin und her schwang. Die alten Ketten knarrten kaum hörbar.
    Der Wind?
    Oder hatte Marla auf der Flucht in die Ketten gegriffen?
    »Mom!«, schrie sie noch einmal, doch statt einer Antwort hörte sie nur das leise Rauschen des Verkehrs hügelabwärts, das Rascheln der Fichtenzweige im Wind, das Prasseln des Regens.
    Sie drehte sich um und betrachtete das alte dreistöckige Haus mit den längs unterteilten Fenstern, die dunkel und bedrohlich wirkten.
    Voller Entschlossenheit stapfte sie zurück zur Vorderseite des Hauses. Hier war niemand. Himmel, war alles nur Einbildung gewesen? Hatte das Gerede über die Flucht ihrer Mutter ihr letztendlich doch so zugesetzt? Hatte sie, Cissy, nach den Morden an Rory und ihrer Großmutter den Verstand verloren? Sie hatte keine Angst vor ihrer Mutter. Würde nie Angst vor ihr haben. Marla war weiß Gott nicht die liebevollste Mutter der Welt, das bestimmt nicht, und Cissy hatte sehr unter ihrer Vernachlässigung gelitten, doch Angst vor ihrer Mutter hatte sie nicht. Wer auch immer Eugenia und Rory umgebracht haben mochte, Marla Amhurst Cahill war es nicht. Sie glaubte es einfach nicht.
    Aber was zur Hölle war denn gerade geschehen?
    Ohne eine Antwort zu finden, verschloss sie die Haustür, drückte die Klinke herunter, um sich zu vergewissern, dass sie wirklich abgeschlossen war, und ging den gepflasterten Weg zurück zu ihrem Wagen. Unentwegt behielt sie die dunklen Ecken und schauerlichen Schatten im Auge, die nassen,

Weitere Kostenlose Bücher