Deadline - Toedliche Wahrheit
brauchen, falls die Sache blutig wurde, und nach dem, was mit Dave geschehen war, war die Sache für sie fast genauso persönlich wie für mich. Alaric und Maggie blieben zurück.
»Ich tauge im Feld nichts. Ich habe noch nicht mal eine Lizenz«, erklärte Alaric, ohne mir in die Augen zu sehen. Ich glaube, er hatte Angst, dass ich anfangen würde rumzuschreien – oder, schlimmer noch, ihn irgendwie dazu überreden, uns zu begleiten. »Ohne mich seid ihr besser dran.«
»Du hast recht.«
Das war nicht die Antwort, mit der er gerechnet hatte. Er schaute mich mit aufgerissenen Augen an.
Ich zuckte mit den Schultern. »Wir können nicht so tun, als wären wir hier, wenn wir unsere Beiträge von unterwegs online stellen, und wir können auch nicht alle auf einmal nichts mehr von uns hören lassen. Das würde Verdacht erregen. Also schicken wir unsere Beiträge an dich, und du kannst sie von hier aus hochladen. Über die gleiche IP -Adresse. Alles wie gehabt.«
»Stimmt.« Alaric lächelte. Entweder es gelang ihm nicht, seine Erleichterung zu verbergen, oder er versuchte es erst gar nicht. »Das kriege ich hin.«
»Wo du schon mal dabei bist, bohr doch weiter nach, ja? Ich glaube nicht, dass wir dieser Sache schon bis ganz auf den Grund gegangen sind.«
»Bin schon dabei«, sagte er.
Danach gab es nichts mehr zu tun, außer abzureisen.
An dem Morgen, an dem wir uns schließlich auf den Weg nach Tennessee machten, packte Maggie einen Pappkarton mit belegten Broten und Kartoffelchips und eine Kühlbox mit Getränken für uns. Sie stellte beides neben Kelly auf den Rücksitz, drehte sich zu mir um und reichte mir zwei Dinge: einen großen Briefumschlag mit Bargeld und eine Kreditkarte. »Benutz die Karte nur, wenn dir das Geld ausgeht. Mit der kannst du auf das Firmenvermögen zugreifen. Wenn dort Abbuchungen auftauchen, die zu den Bewegungen des Wagens passen, sollten eigentlich nirgendwo Alarmglocken läuten, und meinen Eltern ist es egal, wenn du dir nicht gerade ein U-Boot oder so was kaufst.«
»Dabei habe ich mir schon immer eins gewünscht«, antwortete ich.
»Und wo würdest du es aufbewahren?«, fragte Mahir.
»Ich müsste mir eben einen See dazukaufen.«
»Tja, das klingt ganz vernünftig.«
Maggie lachte – ein kurzer, abgehackter Laut, dem Kläffen einer der Bonsai-Bulldoggen zu ihren Füßen verblüffend ähnlich – , warf mir die Arme um die Schultern und drückte mich an sich, ehe ich zurückweichen konnte. »Komm wieder «, flüsterte sie mir mit leiser, angespannter Stimme ins Ohr, sodass niemand außer mir sie hören konnte.
Wir werden’s versuchen , sagte George.
»Mach dir keine Sorgen um uns«, sagte ich und erwiderte ihre Umarmung, obwohl mir dabei etwas unbehaglich zumute war. Schließlich ließ sie mich los und trat zurück, wobei sie das Gesicht abwandte, um das Glitzern von Tränen in ihren Augen zu verbergen. Ich seufzte. »Maggie … «
»Geh«, sagte sie.
Ich schluckte all das hinunter, was ich noch hatte sagen wollen, wandte mich ab und ging zum Transporter. Hinter mir hörte ich, wie Maggie und Mahir sich leise voneinander verabschiedeten. Ich konnte zwar nicht verstehen, was genau sie sagten, aber darauf kam es eigentlich nicht an. Alle wussten, dass wir vielleicht nicht zurückkommen würden.
Becks saß mit aufgeklapptem Laptop auf den Knien auf dem Beifahrersitz, als ich mich ans Steuer setzte. »Datenübertragung und Sicherung sind fast abgeschlossen. Wenn ich fertig bin, haben wir unsere Daten an zwanzig verschiedenen Orten gespeichert, zehn davon außerhalb der Vereinigten Staaten.« Becks hielt den Blick auf den Monitor gerichtet, und ihre Finger klapperten auf der Tastatur.
Ich schnallte mich an. »Wie zuverlässig ist die Verschlüsselung?«
»Zuverlässig genug, dass ich nicht diejenige sein möchte, die versucht, sie zu knacken. Wenn ich nicht gerade eine Woche Freizeit dafür hätte.«
»Das reicht hoffentlich.« Ich steckte den Schlüssel ins Zündschloss und legte die Hände ans Steuer, in dem Versuch, ein Gefühl für den Transporter zu bekommen, so, wie ich es für meinen eigenen hatte – für den Sendewagen, den George und ich praktisch von Grund auf neu konstruiert hatten. Es würde mir nicht gelingen, aber ich konnte mich zumindest notgedrungen mit dem Gedanken anfreunden, dass ich mit einem fremden Auto quer durchs Land fahren musste. »Alaric wird die Passwörter in anderthalb Stunden an Dr. Abbeys letzte bekannte E-Mail-Adresse schicken. Wenn sie
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