Deadline - Toedliche Wahrheit
nach einer halben Stunde noch nicht geantwortet hat, schickt er Dr. Shoji eine verschlüsselte Nachricht, um ihm mitzuteilen, dass wir sie erreichen müssen.«
»Glaubst du, dass es funktionieren wird?«
»Himmel, Rebecca, ich weiß es nicht. Dieser Spionagescheiß war nie das, was ich mir für meine berufliche Laufbahn ausgemalt habe. Aber ich glaube, dass wir zumindest eine Chance haben, und wenn wir die ganze Sache Dr. Abbey übermitteln können, sollten wir das tun. Sie wird schon wissen, was sie damit anfängt.«
»Falls wir aus Memphis nicht zurückkommen?« Becks hielt den Blick auf den Laptop gerichtet, aber ich hörte die Anspannung in ihrem Tonfall.
»Ja, so etwa«, sagte ich.
Sie antwortete nicht, sondern seufzte nur. Dann straffte sie die Schultern und machte sich wieder an die Arbeit. Auf dem Rücksitz holte Kelly eine von Mahirs Mappen hervor und begann zu lesen. Sie war das alles schon zehntausendmal durchgegangen, aber das hielt sie nicht davon ab, weiterhin nach etwas zu suchen, was wir anderen vielleicht übersehen hatten. Ich blieb, wo ich war, mit den Händen am Steuer, und wartete.
Es dauerte zwar keine zehn Minuten, bis Mahir schließlich die Seitentür des Wagens aufzog und einstieg, aber mir kamen sie wie zehn Jahre vor. Becks schrieb die ganze Zeit weiter, ihre Finger flogen über die Tastatur, ohne sich auch nur ein einziges Mal zu vertippten. Sie war brillant, wunderschön und höllisch mutig. Wenn es noch irgendeinen Beweis dafür brauchte, dass ich menschlich total kaputt war, dann lag er in meiner Unfähigkeit, ihr auch nur eine dieser Sachen zu sagen. Ich konnte ihr nur wehtun, und ich hatte es nicht besonders eilig damit, das zu wiederholen.
»Alles klar«, sagte Mahir, während er die Tür zumachte und sich neben Kelly setzte. »Wenn es keine weiteren tränenreichen Abschiede gibt, dann sollten wir uns jetzt wohl auf den Weg machen.«
Ich nickte und ließ den Motor an.
Maggie wartete draußen auf dem Rasen, während wir losfuhren. Erst winkte sie, und dann stand sie bloß noch da, eine kleine Gestalt umgeben von einem wogenden Meer winziger Hunde. Ihr Bild im Rückspiegel wurde immer kleiner, verschwand und tauchte wieder auf, während wir den Kurven der Auffahrt folgten, bis sie schließlich endgültig außer Sicht war. Unsere sichere Zuflucht lag hinter uns, und wir waren nun wirklich und unwiderruflich unterwegs.
Der Plan sah vor, dass wir quer durch Kalifornien fuhren und dann durch Arizona und New Mexico – die Wüstenstaaten. Es war nicht die schnellste Route, aber durch sie machten wir uns eine der größten Schwächen der Infizierten zunutze: ihre Anfälligkeit gegenüber Hitze. Wir hatten Alaska aufgeben müssen, weil Frostbeulen die Zombies eigentlich nur ein bisschen langsamer machen, solange sie sie nicht umbringen. Die Wüsten dagegen gehören zu den ersten Gegenden, die wir Menschen wieder ganz zurückerobert haben. Der menschliche Wirt des aktiven Virus braucht nach wie vor Wasser und Schatten, er bricht nach wie vor zusammen, wenn er einen Hitzeschlag oder einen Sonnenstich erleidet, er bekommt nach wie vor eiternde Wunden und kann sogar am Biss einer Klapperschlange oder einem Skorpionstich sterben. In den Wüsten Amerikas sind keine Zombierudel heimisch, und obwohl es selbst in der trockensten Wüste Lebewesen gibt, sind die wenigsten davon groß genug für eine Kellis-Amberlee-Vermehrung. Falls wir einer ernsthaften Bedrohung begegneten, würde sie frisch und zahlenmäßig begrenzt sein.
Die relative Sicherheit der Wüste machte unsere Route weniger verdächtig, obwohl es auch bedeutete, dass wir regelmäßig für frisches Wasser anhalten und darauf achten mussten, dass der Wagen nicht überhitzte. Es war ein kleiner Preis dafür, es potenziell lebend bis nach Memphis zu schaffen. An den meisten Kontrollstationen wurden wir einfach durchgewunken. Die Wachtposten waren zu sehr darauf bedacht, im Kühlen zu bleiben, um mehr als nur die oberflächlichsten Tests durchzuführen. Das war perfekt für uns.
Becks und ich fuhren abwechselnd jeweils sechs Stunden. Nach den ersten beiden Schichten legte sich immer einer von uns beiden zum Schlafen auf die Rückbank, während einer der anderen sich im Wagen nach vorne setzte, um den jeweiligen Fahrer vom Einschlafen abzuhalten. Mahir hatte keinen in den USA gültigen Führerschein, und Kelly konnte zwar fahren, hatte aber keine Feldlizenz und war ohnehin zu schreckhaft. Also blieben nur wir beide, und das
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