Deadline - Toedliche Wahrheit
wegkönnen. Dann haben wir ein zweites Oakland. Sie müssen nur einen Sündenbock finden, der genug weiß, damit man ihm glaubt, dass er den Knopf gedrückt und die Erbin von Garcia Pharmazeutika zum Teufel gejagt hat. Wenn wir diese Sache überleben wollen, müssen wir hier verdammt noch mal verschwinden.«
»Ich … « Mahir verstummte. Er straffte die Schultern, schaute mir in die Augen und fragte: »Was soll ich tun?«
»Kümmer dich um unsere Newsies! Finde heraus, wer was gepostet hat und wie viel sie noch in der Hinterhand haben! Und schau, ob jemand die Telefonzentrale spielen kann! Wir werden eine kurze Mitarbeiterversammlung einberufen müssen, bevor wir von hier verschwinden – und mit ›wir‹ meine ich dich, mich und Maggie.« Becks und Alaric waren keine Abteilungsleiter. Sie konnten unsere Sachen in den Wagen schaffen und lebenswichtige Vorräte einpacken, während wir beruhigende Laute von uns gaben und versuchten, den Eindruck zu erwecken, dass wir auf absehbare Zeit hier bleiben würden. Ich verabscheute die Vorstellung, meine Leute anzulügen, aber uns würde nichts anderes übrig bleiben. Nicht, wenn wir überleben wollten. Ich glaubte zwar nicht, dass einer unserer Leute insgeheim für die Gegenseite arbeitete – Buffy war ein Einzelfall gewesen – , und ich war mir ziemlich sicher, dass sie dazu bereit waren, alles Notwendige zu tun, um uns bei der Verbreitung der Wahrheit zu unterstützen. George hatte ein Talent dafür gehabt, gute Leute einzustellen, und das Beste an guten Leuten ist, dass sie einem andere gute Leute empfehlen, wenn man expandiert.
Ich hätte unseren Mitarbeitern mein Leben anvertraut, und bei mehreren Gelegenheiten hatte ich das auch schon getan. Aber wir konnten sie nicht alle mitnehmen, und das bedeutete, dass sie nicht erfahren durften, wohin wir unterwegs waren. Auch das war kalte Berechnung. Wenn uns jemand verfolgte, durfte niemand wissen, wo wir uns aufhielten.
Mahir rechnete sich derweil offenbar das Gleiche aus. Betroffen nickte er. »Ich sage ihnen, dass sie sich melden sollen, und gebe die Sache mit der Mitarbeiterkonferenz weiter. Was meinst du, wie lange wir brauchen?«
»Sag ihnen, dass sie in fünfzehn Minuten online sein sollen. Wer fehlt, wenn wir anfangen, kann später dazustoßen und muss sehen, wie er mitkommt.« Ich hielt inne. »Und … sag ihnen, dass ich nicht meine Schwester bin. Ich werde keine so große Geste machen wie sie. Aber wenn jemand kündigen will, ohne Konsequenzen befürchten zu müssen, ist jetzt der richtige Zeitpunkt.«
Als uns zum ersten Mal das Ausmaß der Verschwörung klar geworden war, mit der wir es zu tun hatten, hatte George eine Mitarbeiterkonferenz einberufen. Sobald alle online gewesen waren, hatte sie die gesamte Belegschaft gefeuert. Wer dabeibleiben wollte, durfte bleiben, musste aber zuerst einen neuen Vertrag unterschreiben. Die Leute sollten wissen , worauf sie sich einließen. Sie hatte eine Menge Wirbel darum gemacht, aber im Moment hatten wir einfach keine Zeit für so ein Theater. Entweder die Leute blieben dabei oder nicht. Wer bei der Konferenz mit George unterschrieben hatte, wusste, wie die Sache lief, und das Gleiche galt für die, die seither zu uns gestoßen waren.
»Alles klar«, sagte Mahir. Er war bereits mit einem Ausdruck in der Hand zum Hauscomputer unterwegs.
Ich beugte mich vor und pflückte ihm das Blatt aus der Hand. Mit einem schwachen Lächeln in seine Richtung wandte ich mich ab und ging in die Küche. Es war an der Zeit, alle auf den gleichen Stand zu bringen. Maggie musste anfangen zu packen, und wir alle mussten uns auf unsere Flucht vorbereiten.
Wahrscheinlich wünschst du dir jetzt, dass du niemals bei Rymans Wahlkampagne eingestiegen wärst, was?
»Der Gedanke ist mir durchaus schon gekommen«, gab ich zu. »Von diesem Kram war jedenfalls nirgendwo die Rede, als du gesagt hast: ›He, Shaun, lass uns Journalisten werden.‹«
Hätte das etwas geändert?
Ich hielt inne, eine Hand erhoben, um die Küchentür aufzustoßen. Mahir und Buffy, Maggie, Alaric und Becks – wir hatten sie alle kennengelernt, weil wir uns dafür entschieden hatten, Journalisten zu werden. Wichtiger noch, es war bei dieser Entscheidung um unser Leben gegangen, nicht nur um meines. Wenn ich gesagt hätte, nein, ich will etwas anderes werden, wenn ich groß bin, wäre George trotzdem Bloggerin geworden, und ich hätte sie noch viel früher verloren.
»Kein bisschen«, sagte ich und betrat die
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