Deadline - Toedliche Wahrheit
Parkhaus auf den Kopf fiel oder, schlimmer noch, dass es auf unsere Fahrzeuge fiel, während wir drinnen waren. Andererseits wären wir dann tot gewesen und hätten uns nicht mehr mit all dem Scheiß herumschlagen müssen.
Du hast ja heute echt eine wunderbare Laune , sagte George.
»Genieß es, wer weiß, wie lange sie vorhält«, erwiderte ich und fuhr weiter vorneweg durch das verlassene Gewerbegebiet. Maggie klammerte sich jedes Mal, wenn es holperte, etwas fester an mich, aber sie hielt still genug, damit ich nicht aus dem Gleichgewicht geriet. Das war gut so. Der aufgesprungene Asphalt war mit rostigem Metall, Glasscherben und anderen Trümmerstücken übersät: Falls wir uns langlegten, dann konnten wir von Glück reden, wenn wir mit einer Tetanusspritze davonkamen.
Die Ladebucht hinter dem IT -Komplex war leer und wies Spuren einer nicht allzu lang zurückliegenden Wartung auf. Das war vielversprechend. Ich fuhr vor, schaltete den Motor ab und wartete, bis Maggie abgestiegen war, ehe ich den Ständer ausklappte und das Motorrad auf ein relativ unbeschädigtes Stück Pflaster schob. Von den vielen Stunden auf der Straße taten mir die Oberschenkel weh, aber dafür fühlte ich mich so klar im Kopf wie schon seit Wochen nicht mehr. Bei mir hilft es immer, wenn ich endlich etwas unternehmen kann.
Ein paar Meter weiter hielt der Wagen. Noch bevor die Räder stillstanden, ging die Beifahrertür auf und Alaric sprang heraus. Während er uns entgegenlief, fummelte er an seiner Feldausrüstung herum. Ich nahm den Helm ab und grinste ihn schief an. »Hattest du eine angenehme Fahrt?«
»Ich hasse dich«, erwiderte er tonlos.
»Wie nett«, sagte Maggie. Alaric bedachte sie mit einem bösen Blick, worauf auch sie lächelnd den Helm absetzte. Ihre Pupillen waren leicht geweitet – nicht in dem außerordentlichen Maße, das auf eine aktive Infektion schließen ließ, sondern auf sanftere, entspanntere Art, die ich von meinen Begegnungen mit überspannten Reportern bei Pressekonferenzen kannte. Ihr Kräutertee enthielt eindeutig die eine oder andere Spezialzutat.
Ich dachte darüber nach, sie beiseite zu nehmen, um mich mit ihr über die Einnahme von psychoaktiven Substanzen vor Feldeinsätzen zu unterhalten, beschloss aber, es ihr durchgehen zu lassen. Schließlich nahm sie nicht an Gefechten teil. Sie und Kelly waren reiner Ballast, wenn wir angegriffen wurden. Da konnte sie genauso gut halb betäubter Ballast sein, falls die Sache schlecht lief. So, wie die Dinge lagen, durfte sie nur deshalb legalerweise mit uns unterwegs sein, weil die Gegend laut städtischer Zonenverordnung offiziell sicher war. Allerdings wirklich nur offiziell.
Becks stieg als Nächste aus. Sie hatte ihre Feldausrüstung bereits umgeschnallt. Ihr Stirnrunzeln sah aus wie festgewachsen. »Du bist mir was schuldig«, sagte sie und blieb neben Alaric stehen.
»Ich oder Maggie?«
» Ja . Nein. Ich weiß nicht. Die einzige Möglichkeit, sie ruhigzustellen, war das Radio auf den Ärzte-Nachrichtenkanal zu stellen. Wenn ich mir noch eine Minute länger hätte anhören müssen, was für aufregende neue Entwicklungen es in der Pharmazie gibt, dann hätte ich ihren Kopf genommen und … «
Kellys zögerliches Auftauchen ersparte uns weitere Einzelheiten. Sie warf einen verschreckten Blick auf den Parkplatz, ehe sie uns entgegeneilte und fragte: »Was machen wir hier?«
»Das ist die Adresse, zu der wir laut deiner Akten hinmüssen, Doc.«
»Das muss ein Irrtum sein.«
»Nein. Untergrundlabor, Untergrundanlagen.« Ich klemmte mir den Helm unter den Arm und betrachtete die abgesackten Gebäude um uns herum. »Sieht jemand Hausnummern? Wir suchen die elf.«
»Du willst doch nicht ernsthaft, dass wir da reingehen«, sagte Kelly.
»Nein, Doc, wir sind gerade ein paar Hundert Kilometer gefahren, um auf dem Bürgersteig herumzustolzieren.« Becks schüttelte den Kopf und wandte sich dann ab, um auf eines der Gebäude zuzuhalten, auf der Suche nach weiteren Anzeichen von Bewohnern.
Kelly seufzte. »Der Tag wird immer besser.«
»Keine Bange. Ich bin mir sicher, dass wir schon bald auf diesen Augenblick zurückblicken und feststellen werden, wie gut wir es hatten.« Ich folgte Maggie, und dicht hinter mir kam Alaric. Kelly blieb einen Moment lang, wo sie war, und starrte uns hinterher. Ich sah sie aus dem Augenwinkel. Ich musste mich sehr beherrschen, um nicht laut loszulachen – was zugegebenermaßen ganz und gar unangemessen gewesen wäre, sich
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