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Deadlock

Deadlock

Titel: Deadlock Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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Rüschenbluse und dem schwarz-grün gemusterten Folklorerock aus Guatemala, als sie voller Schwung ins Zimmer trat und einen leichten Duft nach Frühling mitbrachte.
    »Paige! Wie schön, dass Sie gekommen sind! Und vielen Dank für Ihre Blumen!«

»Vic, ich war ganz erschüttert, als ich von Ihrem Unfall hörte. Ich bin froh, dass die Verletzungen nicht schlimm sind. Da Sie angerufen haben, dachte ich mir, ich schaue gleich selbst nach Ihnen.«
    Ich erkundigte mich, wie denn die »Pavane für einen Dealer« laufe. Lachend berichtete sie von der Aufführung. Nachdem wir ein paar Minuten geplaudert hatten, erzählte ich ihr, dass ich mich im Augenblick bemühte, die letzten Tage in Champs Leben zu rekonstruieren.
    Sie zog die gewölbten Brauen leicht verärgert zusammen. »Schleppen Sie das immer noch mit sich herum, Vic? Meinen Sie nicht, es ist an der Zeit, die Toten ruhen zu lassen?«
    Trotz des Gefühls, dass ich mit meinem ungewaschenen Haar und dem Anstaltsnachthemd ziemlich gehandikapt war, rang ich mir ein überlegenes Lächeln ab. »Ich tue damit Pierre Bouchard einen Gefallen, einem von Champs alten Freunden.«
    Ja, sie kannte Pierre, er war ein Schatz. Was wollte er denn wissen? »Ob Sie kürzlich Howard Mattingly begegnet sind.«
    Ein schwer zu deutender Ausdruck erschien auf ihrem Gesicht. »Wer soll das sein?«
    »Ein Spieler aus der Ersatzmannschaft. Champ konnte ihn nicht leiden, und möglicherweise hat er Sie deshalb nie mit ihm bekannt gemacht ... Wo sind Sie denn an jenem letzten Samstag mit meinem Vetter gewesen? Könnten Sie dort diesem Typ begegnet sein?«
    Sie zuckte die Achseln und bedachte mich mit einem vernichtenden Blick, als hätte ich mich der Leichenschändung schuldig gemacht. Ich wartete ab. »Ihnen fehlt wirklich jegliches Taktgefühl. Das war mein letzter gemeinsamer Tag mit Champ. Darüber möchte ich nicht reden.« »Am Montagabend haben Sie ihn nicht getroffen?«
    Sie wurde rot. »Vic! Ich weiß, Sie sind Detektivin, aber das geht entschieden zu weit! Sie entwickeln ein geradezu morbides Interesse an Ihrem Vetter, und das tut Ihnen nicht gut. Sie können offensichtlich den Gedanken nicht ertragen, dass er außer Ihnen noch anderen Frauen nahe stand!«
    »Paige, ich will ja gar nicht wissen, ob Champ ein guter Liebhaber war. Ich frage Sie nur, was Sie an jenem Samstag unternommen haben und ob Sie ihn auch am Montag getroffen haben ... Verstehen Sie doch: Ich will keinen Zweikampf mit Ihnen ausfechten. Ich mag Sie, und es widerstrebt mir, Ann Bidermyer oder Ihre Mutter anzurufen, um etwas über Sie zu erfahren. Deshalb frage ich Sie selbst.«
    Die honigfarbenen Augen füllten sich mit Tränen. »Ich hatte Sie auch gern, Vic. Sie haben mich an Champ erinnert. Aber er war nie so aggressiv wie Sie, obwohl er Hockey spielte. Also, damit Sie's wissen: am Samstag waren wir segeln. Gegen vier sind wir zurückgekommen, weil ich zur Probe musste. Ob er mit dem Boot noch in Lake Bluff geblieben ist, weiß ich nicht. Montagabend haben wir im Gypsy gegessen. Danach habe ich ihn nicht mehr gesehen. Sind Sie jetzt zufrieden?«
    Sie drehte sich um und ging. Ich hatte wieder Kopfschmerzen.

13
    Sherry in heiligen Hallen
    Montag früh nahm mir Lotty den Gips ab und erklärte, die Schwellung sei zurückgegangen, und der Heilungsprozess habe eingesetzt. Damit war mein Gefangenendasein beendet, und wir fuhren in den Norden der Stadt zu Lottys winziger Wohnung.
    Sie ist eine waghalsige Fahrerin, als setze sie voraus, dass alle anderen schon ausweichen würden. Eine Delle im rechten Kotflügel und ein unübersehbarer Kratzer in der Beifahrertür ihres grünen Datsun legen Zeugnis ab von ihrer Fahrweise. Auf der Addison Street öffnete ich wieder die Augen - ein Fehler, wie sich herausstellte, denn ich sah gerade noch, wie sie einen Stadtbus schnitt, um rechts in die Sheffield Avenue einzubiegen.
    »Lotty, bei deinem Fahrstil solltest du dir lieber einen Sattelschlepper zulegen. Der Knabe, dem ich die Armschlinge verdanke, hat bei dem Unfall keinen einzigen Kratzer abbekommen.«
    Sie stellte den Motor ab und sprang aus dem Wagen. »Man braucht eben Durchsetzungsvermögen, Vic, sonst drängen einen die anderen von der Straße.« Ein hoffnungsloser Fall; ich streckte die Waffen. Wir waren an meiner Wohnung vorbeigefahren, um ein paar Sachen und eine Flasche Black Label einzupacken. Bei Lotty gibt es keinen Whisky. Ich hatte außerdem meine Smith & Wesson mitgenommen, die ich in einem verschließbaren Fach

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