Deadlock
Drehung des Lenkrads schmerzte meine frisch verheilte Schulter. Als ich von der gebührenpflichtigen Tri-State-Autobahn auf die Route 137 wechselte, tat mir die gesamte Schulterpartie weh. An einem Wochentag um halb drei ist es still in Lake Bluff. Das winzige Nest, ein Hort des Wohlstands, liegt südlich der Marineschule am Michigansee. Natürlich gibt es hier auch kleinere Grundstücke und Landhäuser mit nur acht Zimmern, aber die herrschaftlichen Wohnsitze überwiegen. Sanfter Frühlingssonnenschein lag auf dem jungen Rasen und den ersten zartgrünen Trieben der Bäume. Ich bog nach Süden in die Green Bay Road ein und fuhr kreuz und quer durch den Ort, bis ich die Harbor Road fand. Sie lag am See - wie ich es mir vorgestellt hatte. Ich kam an einem monumentalen roten Ziegelgebäude auf einem riesigen Grundstück von schätzungsweise vierzigtausend Quadratmetern vorbei; hinter knospenden Büschen schimmerten Tennisplätze. Drei Grundstücke weiter wohnte die Familie Phillips.
Ihr Haus gehörte nicht zu den herrschaftlichen, war aber herrlich gelegen. Als ich den Chevette mühsam in die Einfahrt lenkte, tauchte hinter dem Haus der Michigansee auf. Das Haus war zweistöckig und weiß gestrichen. Es sah aus, als hätte es mindestens zehn Zimmer - eine Menge Arbeit, das alles in Schuss zu halten, aber es ließ sich schaffen, wenn man nicht berufstätig war. Ein dunkelblauer Oldsmobile 88, neuestes Modell, stand vor einer der drei angebauten Garagen. Es hatte den Anschein, als sei die Dame des Hauses anwesend.
Ich klingelte an der Eingangstür. Nach kurzer Wartezeit erschien eine Frau Anfang vierzig mit einem schicken Kurzhaarschnitt und einem einfachen Hemdblusenkleid, das aber gut und gerne zweihundert Dollar gekostet hatte. Für einen Montagnachmittag im trauten Heim war ihr Make-up perfekt; ein unerwarteter Besuch konnte sie nicht in Verlegenheit bringen. An ihren Ohrläppchen hingen tropfenförmige goldgefasste Brillanten. Sie sah mich kühl an. »Ja?«
»Guten Tag, Mrs Phillips. Ich bin Ellen Edwards vom Tri-State-Institut für Meinungsforschung. Wir führen gerade eine Umfrage bei den Ehefrauen von Führungskräften aus der Wirtschaft durch, und ich hätte Sie gern interviewt. Hätten Sie gleich heute Nachmittag ein paar Minuten Zeit, oder wäre Ihnen ein anderer Termin lieber?«
Sie maß mich von oben bis unten. »Wer hat Sie geschickt?«
»Das Tri-State-Institut. Oder meinen Sie, wie wir auf Sie gekommen sind? Durch unsere Untersuchung bei den bedeutendsten Unternehmen im Chicagoer Raum beziehungsweise deren Niederlassungen, wie zum Beispiel der Eudora. Auf diese Weise bekamen wir die Namen aller Spitzenkräfte.« »Soll das Ergebnis irgendwo veröffentlicht werden?«
»Namen werden nicht genannt, Mrs Phillips. Wir befragen fünfhundert Frauen; es handelt sich um einen so genannten repräsentativen Querschnitt.«
Sie rang sich dazu durch, mich zu empfangen, und führte mich in einen Raum, aus dem man einen schönen Blick auf den Michigansee hatte. Ein braun gebrannter, muskulöser junger Mann mühte sich mit einem fünf Meter langen Segelboot ab, das etwa zwanzig Meter vor dem Strand seinen Liegeplatz hatte.
Wir ließen uns in Ohrensesseln mit Petit-point-Stickerei nieder, und Mrs Phillips zündete sich eine Kent an. Mir bot sie keine an. Ich bin Nichtraucherin - aber aus Höflichkeit hätte sie mir eine anbieten müssen. »Segeln Sie, Mrs Phillips?«
»Nein. Ich war nie scharf darauf. Dort draußen ist mein Sohn Paul. Er ist gerade aus Claremont gekommen, um hier bei uns den Sommer zu verbringen.« »Haben Sie noch mehr Kinder?«
Sie hatten noch zwei Töchter, die beide die High School besuchten. Wie stand's mit ihren Hobbys? Petit-point-Stickerei natürlich - die hässlichen Sesselbezüge stammten von ihr. Und Tennis - leidenschaftlich. Nachdem sie jetzt auch Mitglieder des Maritime Country Club waren, konnte sie das ganze Jahr über mit Profis spielen.
Wie lange lebten sie schon in Lake Bluff ? Seit fünf Jahren. Zuvor hatten sie in Park Forest South gewohnt - viel näher am Hafen, aber Lake Bluff war einfach ein Paradies, sowohl für die Mädchen als auch für sie selbst. Ich erklärte ihr, dass wir vor allem an ihrer Meinung über die Vor- und Nachteile interessiert waren, die das Leben als Ehefrau eines Managers mit sich brachte. Zu den Vorteilen zählte offensichtlich der entsprechende Lebensstil - vorausgesetzt, man verfügte über einen angemessenen finanziellen Hintergrund. Sie lachte
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