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Deadlock

Deadlock

Titel: Deadlock Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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den dortigen Ansprüchen auf die Dauer nicht. Sie wohnt in einer Eigentumswohnung am Astor Place. Ihr Vater ist gestorben, ihre Mutter wohnt in Park Forest South. Sie entstammt keiner reichen Familie. Möglicherweise hat sie einen begüterten Freund, der sie unterstützt, oder das Theater zahlt so gut. Um das genau festzustellen, müsste man einen Detektiv auf sie ansetzen. Nun, auf alle Fälle wohnt sie schon seit mehreren Jahren in ihrer jetzigen Wohnung.«
    Ich runzelte die Stirn. »Park Forest South? Sie hat mir doch erzählt, sie sei in Lake Bluff aufgewachsen.«
    »Das kann schon stimmen. Park Forest South ist die Adresse ihrer Mutter ... Also, nun zu ihr und deinem Vetter: Es gab ein bisschen Klatsch über die beiden, ungefähr einen Monat vor seinem Tod. Sie haben die üblichen Schickeriatreffs gemieden, und deshalb dauerte es eine Weile, bis die Klatschtanten ihnen auf die Spur kamen. Paige und Champ waren im März zusammen im Stadion gesehen worden. Falls es tatsächlich eine ernsthafte Geschichte war, so ließen sie zumindest nichts darüber verlauten. Wir haben uns mit einigen Hockeyspielern unterhalten. Sie hatten offenbar den Eindruck, dass sie ihm nachlief - er schien nicht so fürchterlich interessiert.«
    Diese Mitteilung löste bei mir einen Anflug von Schadenfreude aus. »Jetzt bist du an der Reihe.«
    Murrays Augen blitzten erwartungsvoll, und ich berichtete, so gut ich konnte, über den Unfall.
    »Wer hat die Bremsflüssigkeit auslaufen lassen?«
    »Die Polizei meint, dass sich irgendwelche Rowdys unten am Hafen, die nicht wissen konnten, wie charmant ich bin, einen üblen Spaß erlaubt haben.« »Und was meinst du?«
    Ich meine, es war derjenige, der auch meinen Vetter vor die »Bertha Krupnik« gestoßen hat. Aber das sagte ich mir nur in Gedanken. »Keinen Schimmer, Murray.«
    »Das würde ich jedem glauben außer dir, Vic. Du hast jemanden zur Weißglut gebracht, und der hat dir dann die Lenkung ruiniert. Also, wer war's?«
    Ich schloss die Augen. »Könnte Lieutenant Mallory gewesen sein - er legt's ja darauf an, dass ich mich aus dem Fall Kelvin raushalte.«
    »Jemand vom Hafen?«
    »Ich gehe am Stock, Murray.«
    »Jemand, der in den Fall Kelvin verwickelt ist?«
    »Kein Kommentar.«
    »Ich bleibe dir auf den Fersen, Vic. Diesmal möchte ich das Rennen machen.« »Murray, wenn du nicht sofort verschwindest, hetze ich dir die Schwestern auf den Hals, und mit denen ist nicht gut Kirschen essen.«
    Lachend zauste er mir das Haar. »Gute Besserung, Vic. Ich hätte dich schwer vermisst, wenn's anders gelaufen wäre ... Ich werde mich spaßeshalber mal mit diesem rotgesichtigen Wachmann bei Tri-State unterhalten.«
    Ich schlug die Augen auf. »Und falls du etwas herausfinden solltest, lass es mich bitte wissen.«
    »Du kannst es ja im >Star< lesen, Vic.« Er verschwand, bevor mir eine Retourkutsche einfiel.
    Für eine Weile wurde es ruhig. Ich stellte den Kopfteil des Bettes höher und zog mit viel Mühe den Nachttisch so heran, dass ich darauf schreiben konnte. Man macht sich keine Vorstellung, wie schwierig es ist, alles mit einer Hand machen zu müssen. Wie sollte das nur mit dem Autofahren werden - da fiel mir ein, dass ich ja nicht einmal mehr ein Auto besaß. Ich rief meine Versicherung an, um den Schaden zu melden - hoffentlich war ich gegen solche Schäden versichert.
    Auf dem billigen Krankenhaus-Briefpapier kritzelte ich ein bisschen herum. Es wurde ein Frachter daraus, der durch hohe See schaukelte, begleitet von ein paar Krokodilen. Jeder X-beliebige im Hafen hätte sich an meinem Wagen zu schaffen machen können. Phillips war mir vor dem Büro der Pole-Star-Linie begegnet. Er hätte es weitererzählen können, Grafalk oder dem Dispatcher zum Beispiel. Ich fügte meiner Zeichnung noch einen Haifisch mit fürchterlichen Zähnen und einem Riesenrachen hinzu, in dem selbst der Frachter verschwinden konnte, und vervollständigte das Werk mit einigen verängstigten Fischen. Jeder auf der »Lucella« hatte von meiner Anwesenheit gewusst - Bledsoe inbegriffen. Nur - Bledsoe küsste so gut! Konnte jemand, der so gut küsste, so gemein sein und meinen Wagen außer Gefecht setzen? Andererseits gab es im Maschinenraum der »Lucella« eine komplett ausgestattete Werkstatt. Sheridan oder Winstein, vielleicht sogar Bemis, hätten Zeit gehabt, sich meines Wagens anzunehmen, während Bledsoe mich zum Essen ausführte.
    Und dann Phillips, der sich mir gegenüber stets sehr merkwürdig benahm.

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