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Deadlock

Deadlock

Titel: Deadlock Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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die >Lucella< dort vor Anker lag?«
    »Außer Ihnen und Clayton Phillips wusste niemand, dass ich dort war ... Übrigens bin ich überzeugt davon, dass mein Vetter letzten Monat über Bord gestoßen wurde - vielmehr unter Bord, wenn man's wörtlich nimmt - und dass in diesem Zusammenhang noch ein weiterer Mord geschah. In meinen Augen ist der Täter entweder auf diesem Schiff oder bei der Eudora zu suchen. Immerhin haben Sie eine große Werkstatt an Bord, und ich könnte wetten, dass dort auch ein paar Schneidbrenner zu finden sind.
    »Nein!«, entfuhr es Bemis. »Mike Sheridan ist auf keinen Fall in diese Affäre verwickelt!«
    »Wie lange kennen Sie ihn eigentlich?«
    »Seit zwanzig Jahren mindestens. Wir gehen seit langem zusammen auf Fahrt. Ich kenne den Mann besser als - als meine eigene Frau.« »Im Übrigen«, wandte Bledsoe ein, »gibt es weder für Mike noch für jemand anderen von uns einen Grund, Sie umzubringen.«
    Müde strich ich mir über die Stirn. »Ach ja. Das Motiv. Das ist der Haken bei der Sache. Wenn ich wüsste, was mein Vetter entdeckt hat, hätte ich auch den Mörder. Ursprünglich dachte ich, es hätte etwas mit diesen Verschiffungsaufträgen zu tun, aber Sie, Martin, haben mir ja versichert, dass alles damit in Ordnung sei. Unter Umständen hat es etwas mit der Sabotage in Ihren Frachträumen zu tun. Sie sagten mir doch, dass Champ Sie deswegen angerufen habe?«
    »Ja sicher, Vic, aber wir alle brauchen ein funktionstüchtiges Schiff, damit wir unseren Lebensunterhalt verdienen können. Weshalb sollten wir es lahm legen?«
    »Nun, es könnte Sie doch jemand erpresst haben - nach dem Motto >Wenn Sie nicht auf die Ladung verzichten, plaudere ich über einen dunklen Punkt in Ihrer Vergangenheit.«
    Bledsoes Gesicht wurde fahl unter der Bräune. »So eine Unverschämtheit!« »Was ist daran unverschämt? Die Unterstellung als solche oder dass ich Ihre Vergangenheit ins Spiel gebracht habe?«
    »Beides.« Er knallte die Faust auf den Tisch. »Und wenn - wer hat Ihnen davon erzählt?«
    Bemis wandte sich überrascht an Bledsoe. »Martin, wovon reden Sie überhaupt? Halten Sie vielleicht 'ne verrückte Frau hinter Schloss und Riegel?« Bledsoe hatte sich wieder gefangen. »Da müssen Sie die Warshawski fragen. Die erzählt hier die Geschichten.«
    Grafalk musste mir die Wahrheit gesagt haben - sonst hätte Bledsoe nicht so heftig reagiert. Ich schüttelte den Kopf. »Es ist nur eine Annahme, Kapitän Bemis. Selbst wenn es in seiner Vergangenheit etwas geben sollte, dann liegt es so weit zurück, dass es meiner Ansicht nach heute keine Menschenseele mehr interessiert.«
    »Tatsächlich?«, konterte Bledsoe. »Und wieso sollte dann jemand auf die Idee kommen, mich deswegen zu erpressen?«
    »Na ja, ich glaube jedenfalls nicht, dass es von großem Interesse ist. Sie sind ganz offensichtlich anderer Meinung, wie ich an Ihrer Reaktion sehe. Ich habe mir nur Gedanken darüber gemacht, weshalb Sie Ihr Weinglas in der Hand zerdrückten, nachdem sich Grafalk einen kleinen Witz über Ihre Schulbildung geleistet hatte.« »Verstehe.« Bledsoe lachte. »Nicht gerade auf den Kopf gefallen.« »Man tut, was man kann ... Ich möchte Ihnen trotzdem eine Frage unter vier Augen stellen.«
    Bemis erhob sich höflich. »Ich muss mich sowieso um den Kurs kümmern ... Übrigens, Martin hat die einzige Kabine belegt. Wir richten in meinem Speiseraum ein Bett für Sie her.«
    Ich bedankte mich, während Bledsoe mich prüfend ansah. Ich lehnte mich zu ihm hinüber und sagte leise: »Ich möchte von Ihnen hören, dass Sheridan nicht in Ihrem Auftrag an meinem Wagen herumhantiert hat, als wir beide beim Abendessen waren.« Ich sah, wie sich seine Kiefermuskeln spannten. »Sie können mir glauben, dass es mir widerwärtig ist, Sie danach zu fragen. Doch ich habe ein sehr schlimmes Erlebnis hinter mir, und das hat mein Vertrauen in die Menschheit erschüttert.«
    Bledsoe stieß seinen Stuhl so heftig zurück, dass er umfiel. »Fragen Sie ihn doch selbst! Mir reicht's jetzt!«
    Er stürmte die Treppe hinunter und knallte die Tür zu, dass das ganze Ruderhaus zitterte. Bemis bedachte mich mit einem kühlen Blick. »Wir sind hier auf einem Schiff, Miss Warshawski, und nicht im Schnulzenkino.«
    In mir stieg wilder Zorn hoch. »Tatsächlich? Mein Vetter ist ermordet worden, und ich sollte ebenfalls umgebracht werden. Bis ich sicher bin, dass es niemand von Ihrem Schiff war, gehören Sie wohl oder übel zu den Akteuren der

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