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Deadlock

Deadlock

Titel: Deadlock Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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Kenntnisse im Seerecht. Ist nicht der Kapitän der absolute Herrscher an Bord, der auch Vergehen oder Verbrechen ahndet, die sich in seinem Zuständigkeitsbereich ereignet haben, und notfalls auch Urteile fällt?« Bemis sah mich mit ernster Miene an. »Theoretisch ja, solange sich das Schiff auf See befindet. Sollte aber an Bord ein Verbrechen begangen werden, so würde ich den Täter festsetzen und ihn im nächsten Anlaufhafen der Polizei übergeben.« Er wandte sich an Winstein mit der Bitte, für ein paar Minuten das Kommando zu übernehmen. Wir durchfuhren gerade eine schmale Wasserstraße mit unzähligen Inselchen - Erdhaufen, in die sich ein oder zwei Bäume und dürftiges Buschwerk krallten. Die Sonne glitzerte auf dem graugrünen Wasser. In der Ferne sah man noch die aufgereihten Getreidesilos von Thunder Bay. Bledsoe und Bemis setzten sich zu mir an den Tisch. »Es ist nicht gestattet, sich ohne Erlaubnis des Kapitäns an Bord zu begeben.« Bemis' Stimme klang ernst, aber nicht verärgert. »Wie ich Sie einschätze, haben Sie es nicht aus Leichtfertigkeit getan. Trotzdem bleibt es eine gravierende Verletzung seemännischer Gepflogenheiten. Das allein ist kein Verbrechen - aber ich bin mir sicher, dass Sie auf etwas anderes hinauswollten.«
    »Stimmt. Angenommen, Sie haben jemanden an Bord, der an Land ein Verbrechen begangen hat, und Sie erfahren unterwegs davon. Was geschieht dann mit dem Betreffenden?«
    »Das würde zum Teil von der Art des Verbrechens abhängen.« »Mordversuch.«
    Bledsoe kniff die Augen zusammen. »Ich gehe davon aus, dass es sich hier um reine Theorie handelt, Vic. Glauben Sie tatsächlich, dass jemand von der Besatzung versucht hat, einen umzubringen? Wen? Und warum?« Ich sah ihm ins Gesicht. »Ich sollte das Opfer sein. Und ich will nun herausbringen, dass es mit Sicherheit niemand von der Besatzung war, der mir an den Kragen wollte.«
    Eine kleine Ewigkeit lang war in dem kleinen Raum nichts zu hören als das Stampfen der Maschinen. Der Rudergänger hielt den Blick starr nach vorn gerichtet, aber seine Rückenmuskeln zuckten. Bemis schob verärgert das Kinn vor.
    »Würden Sie sich bitte deutlicher ausdrücken, Miss Warshawski?«
    »Gern. Am letzten Donnerstag hat mich Martin Bledsoe zum Abendessen eingeladen. Ich ließ meinen Wagen auf dem Silogelände stehen. Während unserer Abwesenheit hat jemand die Lenkung mit einem Schneidbrenner ruiniert und die Bremsflüssigkeit abgelassen. Wie durch ein Wunder kam ich bei meinem Unfall auf dem Dan Ryan Expressway mit leichteren Verletzungen davon. Allerdings wurde der Fahrer eines anderen Wagens dabei getötet, und einer seiner Mitfahrer ist für den Rest seines Lebens gelähmt. Das ist Mord, Körperverletzung und manches andere mehr.«
    »Um Gottes willen, Vic!«, stieß Bledsoe hervor. Er suchte verzweifelt nach Worten. Ich beobachtete ihn genau. Seine Überraschung wirkte echt, aber ... Der Kapitän sah mich mit zusammengekniffenen Augen an. »Das lässt Sie wohl kalt.«
    »Käme es Ihnen glaubwürdiger vor, wenn ich mich schreiend auf dem Boden wälzte?«
    Bemis machte eine ärgerliche Handbewegung. »Ich nehme doch an, dass mir die Chicagoer Polizei die Sache bestätigen kann.«
    Ich wies auf das Funkgerät an der Backbordseite. »Nur zu. Ein gewisser Lieutenant Robert Mallory kann alle Ihre Fragen beantworten.«
    »Vielleicht könnten Sie uns mit weiteren Einzelheiten dienen.« Das war Bledsoe, der zugleich mit der Sprache auch seine Autorität wiedergefunden hatte.
    Ich erzählte alles, was ich über den Unfall wusste.
    »Und wieso sollte jemand von der >Lucella< darin verwickelt sein?«
    »Es kommt nur ein kleiner Kreis dafür in Frage«, erklärte ich. »Nur ein paar Leute wussten, dass ich mich im Hafenbereich aufhielt. Und nur wenige kannten mein Auto.«
    »Und was besagt das?« Das war wieder der Kapitän. »Unten am Hafen gibt es doch jede Menge Rowdys, und offen gestanden klingt das Ganze mehr nach blinder Zerstörungswut.«
    »Mister Bemis, ich weiß nicht, welche Erfahrungen Sie mit Rowdys haben. Ich hatte schon häufig mit ihnen zu tun, aber dass einer mit Schneidbrenner und Spezialschraubenschlüssel bewaffnet umherzieht und Autos demoliert, habe ich noch nie erlebt. Das wäre viel zu umständlich, das Risiko zu groß, und außerdem bringt es nichts ein. Ganz besonders an einem Ort, der so schwer zugänglich ist wie das Silogelände.«
    Bemis runzelte die Stirn. »Und wir sollen in die Sache verwickelt sein - nur weil

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