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Deadwood - Dexter, P: Deadwood

Deadwood - Dexter, P: Deadwood

Titel: Deadwood - Dexter, P: Deadwood Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pete Dexter
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Bühne. Er schien besorgt, dass er irgendetwas verpassen könnte. Charley ließ ihn sitzen und folgte Mrs. Langrishe.
    Er schämte sich, es zuzugeben, aber er wollte ihre Hand wieder auf seinem Bein liegen haben. Auf dem Gang begegnete er Sheriff Bullock, der Doc Pierce und seine beiden Neffen im Schlepptau hatte. Doc Pierce raunte ihm zu, um die Vorstellung nicht zu stören: »Wo ist der Verstorbene?«
    Charley gab den Weg frei, und der Leichenbeschauer und seine Neffen rauschten an ihm vorbei.
    Charley fand Mrs. Langrishe draußen an die Tür gelehnt. Er berührte ihren Arm, doch sie hielt ihn an ihre Seite gepresst. Sie weinte nicht, aber ihr Atem ging stoßweise, als würde sie schluchzen. »Sie stehen unter Schock«, sagte er.
    Sie drehte sich zu ihm und starrte ihn an. »Was für einen aufmerksamen Blick Sie haben, Mr. Utter«, sagte sie.
    Charley wusste nicht, wie er das verstehen sollte. »Was ich meinte«, sagte er, »ist, dass eine Dame wie Sie Schießereien nicht gewohnt ist, noch dazu in ihrem eigenen Theater …«
    Sie sah ihn an, und er meinte, etwas vom Rot ihrer Haare in ihren Augen wiederzufinden. »Sie haben vollkommen recht, Mr. Utter«, sagte sie. »Ich bin Schießereien in meinem eigenen Theater nicht gewohnt. Ich bin auch nicht gewohnt, dass Schwachköpfe durch die Fenster meiner Wohnstube fallen und mein Haus für eine Flasche halten.«
    »Er hat’s nicht absichtlich gemacht«, sagte Charley.
    Sie starrte ihn weiter an, und jetzt war er sicher, die Farbe Rot zu sehen. Sie schien zu lodern, wie ein Feuer. »Das entspricht also Ihrer Vorstellung von guten Manieren«, sagte sie. »
Er hat’s nicht absichtlich gemacht.
«
    Charley verstand Frauen so gut wie jeder andere, aber noch nie war er einer begegnet, die derart unbeständig war. Sie musste eine Heidenangst vor diesem Ort haben. »Sie stehen unter Schock«, wiederholte er und bedauerte es, kaum dass die Worte über seine Lippen gekommen waren.
    »Ich stehe schon den ganzen Tag unter Schock«, erwiderte sie. »Ich stehe unter Schock, seit ich Ihrer beklagenswerten Person über den Weg gelaufen bin, die sturzbetrunken am helllichten Tag über die Straße geht. Und dabei habe ich doch versucht, nett zu Ihnen zu sein.«
    »Er ist nicht beklagenswert«, sagte Charley, »er interessiert sich lediglich für andere Dinge und ist ein wenig verwirrt.«
    Sie schloss die Augen. »Ich habe von Ihnen gesprochen, Mr. Utter«, sagte sie. Charley spürte, wie er einen heißen Kopf bekam. Er war auch früher schon beschimpft worden – immerhin war er verheiratet –, aber noch nie hatte ihn jemand »beklagenswert« genannt. Der Gedanke, dass er diesen Eindruck bei ihr hinterlassen hatte, beschämte ihn.
    »Das mit dem Fenster tut mir leid«, sagte er und blickte auf seine Schuhe, »aber mit dem, was in Ihrem Theater passiert ist, habe ich nicht das Geringste zu tun.«
    Das klang wenig überzeugend, und er wandte sich ab, um wieder hineinzugehen und den Flaschenfreund einzusammeln. Gerade in dem Moment trat Doc Pierce aus der Tür. Der Farmer kam als Nächster, getragen von den Neffen. Der eine hielt die Schultern, der andere die Knie. Eine Hand des Toten schleifte über den Boden.
    Doc Pierce blieb kurz stehen, um Mrs. Langrishe zuzunicken, und der Neffe, der Ed Shaughnessys Schultern trug, stieß ihm in den Rücken.
    »Gibt es irgendwelche Anweisungen, etwas, das mit dem Verstorbenen gemacht werden soll?« wollte der Leichenbeschauer von Mrs. Langrishe wissen. Sie hatte vermieden, die Leiche anzusehen, aber dem einen Neffen rutschte der Overall des Farmers aus der Hand, und nun mühte er sich ab, ihn nicht fallen zu lassen, und darüber konnte niemand hinwegsehen.
    Charley sah, wie sie alles registrierte – mit einem langen Blick –, dann schlug sie die Hand vor den Mund. »Ma’am?« sagte der Leichenbeschauer.
    Charley räusperte sich. »Der Verstorbene gehört nicht zu der Lady«, sagte er. »Sie leitet das Theater und ist mit niemandem aus dem Publikum verwandt.«
    »Zu irgendwem gehört der Verstorbene aber«, sagte der Leichenbeschauer. »Wenn er nicht von hier ist, bezahlt die Stadt nicht, und umsonst arbeite ich nicht.« Als Charley nicht antwortete, drehte der Leichenbeschauer sich zu seinen Neffen um. »Legt ihn hin, Jungs.« Und die Jungs ließen Ed Shaughnessy vor Mrs. Langrishe auf den Boden fallen.
    Derjenige, der ihn an den Schultern getragen hatte, rieb sich die Finger. »Scheiße, der Kerl muss zweihundert Pfund wiegen«, sagte

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