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Deadwood - Dexter, P: Deadwood

Deadwood - Dexter, P: Deadwood

Titel: Deadwood - Dexter, P: Deadwood Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pete Dexter
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nicht sehen kann?«
    Der Flaschenfreund lag reglos auf der Seite. Die Glasscherben breiteten sich hinter ihm aus wie gebrochene Flügel. Charley spürte, wie ihm Tränen in die Augen traten, und hatte keine Ahnung, warum.
    Mrs. Langrishe beugte sich von der anderen Seite über den Schwachkopf. »Er hat sich verletzt«, sagte sie.
    Als er das hörte, öffnete der Flaschenfreund die Augen. Er setzte sich auf und betrachtete seine Arme und Hände, während Mrs. Langrishe im hinteren Teil des Hauses verschwand, um Verbände zu holen. Charley meinte: »Das war das letzte Mal, dass ich so nett bin, dich irgendwohin mitzunehmen.« Aber der Schwachkopf schien ihn gar nicht zu hören.
    Er starrte seine Schnittwunden an wie ein Bankier, der sechs Geldhaufen gefunden hatte, alle zur selben Zeit. Als er dann sprach, war es mehr zu sich selbst als zu Charley. Er sagte: »Ich bin reingekommen.«
    »Du hättest auch die Tür benutzen können«, meinte Charley, doch dann verstand er, dass der Schwachkopf nicht über Häuser sprach. Er dachte, er wäre in eine Flasche eingebrochen.
    Es dauerte keine Minute, da war Mrs. Langrishe mit Verbänden, Alkohol und einer Schüssel Wasser zurück. Sie setzte sich zwischen Charley und den Schwachkopf auf den Boden. Sie begann an seinem Hals und arbeitete sich nach unten vor, reinigte eine Wunde nach der anderen. Zuerst mit Wasser, dann kam der Alkohol, und zum Schluss packte sie alles mit Verbänden ein. Der Flaschenfreund beobachtete sie aufmerksam, und immer wieder schob sie seine Hand fort, wenn er eine der Wunden anfassen wollte.
    Frauen und Verletzungen – da gab es etwas, das Charley bereits bei früheren Gelegenheiten aufgefallen war. Sobald man ihnen einen Verletzten anvertraute, gehörte er komplett ihnen.
    »Ich bin reingekommen«, wiederholte der Flaschenfreund. Er schaute sich im Zimmer um, dann sah er Mrs. Langrishe an. Ein Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus.
    »Dies ist ein Haus«, sagte Charley. »Und eine Flasche ist eine Flasche.« Mrs. Langrishe hielt inne und sah Charley fragend an. »Er denkt, er ist in einer Flasche«, sagte er und vergewisserte sich mit einem Blick, ob das als Erklärung ausreichte. »Mein Freund betrachtet die Dinge aus einer anderen Perspektive als die meisten Menschen.«
    »Das habe ich bereits vermutet«, antwortete sie und widmete sich wieder den Schnittwunden. Sie wischte Blut weg und starrte auf die Handfläche des Schwachkopfs. Dann griff sie zu, feinfühlig wie eine Schicksalsgöttin, und zog einen langen Glassplitter heraus. Charley bemerkte, dass ihre Nägel rot lackiert waren, und stellte sie sich auf seiner Brust vor. Dort hatte Lurline mit ihren angesetzt. Sie machte nie etwas dort, wo man später einen Spiegel brauchte, um die Folgen zu sehen.
    »Wissen Sie«, sagte Charley, »für ihn sind in Flaschen Geheimnisse verborgen.«
    Ohne aufzublicken sagte der Flaschenfreund: »Es stecken Geheimnisse in Flaschen, ich hab sie manchmal schon gehört.« Aus den Schnittwunden, die Mrs. Langrishe noch nicht versorgt hatte, lief das Blut die Arme hinunter und tropfte von dort auf den Boden.
    Die Bodendielen von Mrs. Langrishe waren, wie die Dielen von anderen Leuten auch, weich und verzogen, und so tropfte das Blut in die Ritzen zwischen den Dielen. Der Flaschenfreund sah jetzt die Wände an.
    »Gefallen Ihnen meine Bilder?« fragte Mrs. Langrishe.
    Der Flaschenfreund schloss die Augen. »Ist schon in Ordnung«, sagte sie. »Sie können irgendwann später noch mal vorbeikommen und sie sich genauer ansehen.« Während sie das sagte, lächelte sie Charley an.
    »Woher kommen die?« fragte der Flaschenfreund.
    »Leute malen sie«, antwortete sie. »Künstler.«
    »Nein«, sagte er, »ich meine, woher kommen die?«
    Mrs. Langrishe hielt inne und dachte nach. »Aus Geheimnissen«, antwortete sie nach einer Weile. »Geheimnisse im Inneren der Maler.« Charley sah, dass diese Antwort für den Flaschenfreund vernünftig klang. Er fragte sich, ob Mrs. Langrishe auch über seine Geheimnisse Bescheid wusste.
    »Ich hab auch Geheimnisse in mir«, sagte der Schwachkopf.
    »In jedem stecken Geheimnisse«, sagte sie und sah Charley an. Wegen des Unfalls hatte sein Pimmel vorübergehend seine Zielstrebigkeit verloren, erholte sich jetzt aber wieder. Auch das schien sie zu wissen.
    »Ich wusste, dass Bill erschossen wird«, sagte der Schwachkopf. »Aber das ist jetzt kein Geheimnis mehr.«
    »Nein«, sagte sie, »jetzt nicht mehr.«
    Charley ging in die

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