Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Deadwood - Dexter, P: Deadwood

Deadwood - Dexter, P: Deadwood

Titel: Deadwood - Dexter, P: Deadwood Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pete Dexter
Vom Netzwerk:
Richtige.«
    Das Haus des Schwachkopfs hatte Charley besänftigt. Er ging die Main Street hinunter und überlegte, ob er seine Whiskeyflasche einfach in den Matsch werfen und zum Hotel zurückkehren sollte. Er konnte sich nicht entscheiden. Je mehr er sich allerdings den Badlands näherte, desto weniger Lust hatte er, die Flasche loszuwerden.
    Er machte einen Abstecher ins
Bella Union
, das er normalerweise wegen der Reisenden mied. Das einzige Gesprächsthema an diesem Abend war Handsome Dick, der bereits alle Angelegenheiten beim Sheriff erledigt hatte und in die Badlands zurückgekehrt war. Das
Bella Union
war voller Augenzeugen, die sich gegenseitig erzählten, sie hätten genau das Gleiche getan wie Handsome.
    Charley hörte zu und genehmigte sich einen Drink, dann ging er nach nebenan ins
Nuttall and Mann’s
. Auch dort wurde nur über Handsome Dick geredet, aber wenigstens beschimpften sich dort die Augenzeugen nicht gegenseitig als Lügner. Harry Sam Young sah Charley und stellte eine Flasche vor ihn auf die Theke. Seit Bill gestorben war, versorgte Harry Sam Young Charley mit kostenfreien Drinks. »Handsome Banjo Dick Brown hat anscheinend drüben bei den Langrishes einen Farmer erschossen«, sagte der Barkeeper. »Jeder hier hat’s mit eigenen Augen gesehen.«
    »Jeder in dieser Stadt«, erwiderte Charley, »hat auch Gott am Sonntag ruhen sehen.« Charley hob das Schnapsglas an den Mund und legte den Kopf in den Nacken. Der Whiskey war härter als sein eigener, und er musste sich zwingen, das Zeug runterzuschlucken. Er begriff, dass Harry Sam Young ihm wegen Bill Whiskey spendierte, und er wollte den Drink nicht wieder ausspucken.
    »Es war Notwehr, hab ich gehört«, sagte der Barkeeper. »Muss wohl so gewesen sein, denn Seth Bullock hat ihn schon wieder laufen lassen.« Er füllte Charleys Glas nach.
    »So, wie’s passiert ist«, sagte Charley, »braucht man keinen teuren Anwalt, um Handsome freizubekommen. Der Farmer hat eine Axt nach ihm geworfen.«
    »Also Notwehr«, sagte der Barkeeper.
    Charley zuckte die Achseln. »Er hat ihm vier Kugeln verpasst, als er längst tot war.«
    Ein Siedler schob sich zwischen sie und sagte: »Wenn einer ’ne Axt nach mir schmeißt, würde ich ihn auch abknallen.«
    Charley leerte auch das zweite Glas und legte dann seine Hand darauf, damit Harry Sam Young nicht nachschenken konnte. »Ist dir auch schon mal aufgefallen«, sagte er zu Harry Sam Young, »dass diejenigen, die genau wissen, was sie getan hätten, immer auch diejenigen sind, die’s nie getan haben?« Dann trat er von der Theke zurück, denn er hatte keine Lust mehr, über tote Farmer und Handsome Banjo Dick Brown zu reden, und ging wieder auf die Straße hinaus. Seine Mokassins sanken bis zu den Knöcheln ein, und ihm fiel auf, dass er den ganzen Matsch kein einziges Mal zur Kenntnis genommen hatte, seit er von Bills Tod erfahren hatte.
    Es machte ihm Angst, an was man sich so alles gewöhnen konnte.
    Unschlüssig blickte er zum
Gem
hinüber. Lurline hatte ihn letzte Nacht ernsthaft verletzt, und ihm war klar geworden, dass sich diese Sache mit dem Zufügen von Schmerz verselbständigte, nachdem er sich einmal darauf eingelassen hatte. Er hatte aufgeschrieen, als sie ihm ins Bein biss, und im nächsten Moment hatte er entschieden, dass er bei der ersten sich bietenden Gelegenheit zur Normalität zurückkehren würde.
    Wenn er den Abend so betrachtete, schien ihm die Gelegenheit dafür nicht sonderlich günstig.
    Er betrat das
Gem
, um sie zu suchen. Al Swearingen saß in einer Ecke und wandte seine Augen in dem Moment ab, als Charleys Blick auf ihn fiel. Der Hurentreiber hatte sich rar gemacht, seit Charley ihm sein Messer gezeigt hatte. Wahrscheinlich konnte man als Hurentreiber nicht erfolgreich arbeiten, wenn man nicht gelernt hatte, welche Angelegenheiten man besser auf sich beruhen ließ.
    Charley nahm einen Schluck aus seiner Flasche und sah sich im Raum um. Nachdem er sich überzeugt hatte, dass Lurline nicht in der Bar war, ging er die Treppe hinauf zu ihrem Zimmer. Auf dem Weg nach oben warf er einen weiteren Blick auf Al Swearingens Tisch und sah, dass der Hurentreiber ihn beobachtete und dabei auf eine Art und Weise lächelte, die ihn stutzig machte. Charley ignorierte es. Er klopfte an Lurlines Tür. Dahinter hörte er Geräusche, aber keine Reaktion. Er versuchte es wieder, und diesmal vernahm er ihre Stimme. »Wer ist da?«
    »Charles Utter«, sagte er.
    »Geh weg«, antwortete sie. »Ich

Weitere Kostenlose Bücher