Deadwood - Dexter, P: Deadwood
er.
»Nicht zweihundert«, sagte der andere. »Vielleicht hundertachtzig.«
Mrs. Langrishe starrte die Leiche immer noch an, und Charley sah, dass sie genug hatte. »Ich übernehme die Verantwortung«, sagte er.
Der Leichenbeschauer wandte sich von Mrs. Langrishe ab und musterte ihn von oben bis unten. »Und welches Interesse haben Sie an der Sache?«
Es war Mrs. Langrishe, aber das sagte er nicht. »Mein Name ist Charley Utter«, sagte Charley, »und ich werde für alle Kosten aufkommen, sollte die Stadt nicht zahlen.«
Als er seinen Namen nannte, sah Charley, wie sich die Miene des Leichenbeschauers änderte. »Sind Sie nicht der Freund von Wild Bill?« fragte er.
Charley nickte und dachte an den Barkeeper mit der Locke von Bills Haaren. »Ja«, sagte er, »und ich habe einen Mann kennengelernt, der ein Stück von Bills Skalp besitzt, der von Rechts wegen seiner Witwe gehört.«
»Das war ich nicht«, meinte der Leichenbeschauer.
»Ich kenne Bills Haare«, sagte Charley.
»Und wenn ich es getan habe«, sagte der Leichenbeschauer, »dann waren die Locken von einer Stelle, die man nicht sehen konnte.«
»Ich werde vorbeikommen, um das zu regeln«, sagte Charley und meinte damit die Leiche des Farmers, »und bei dieser Gelegenheit werde ich alles mitnehmen, was sich an persönlichem Hab und Gut von Bill Hickock in Ihrem Besitz befindet.«
Der Leichenbeschauer lächelte gequält. »Ich hatte nicht vor, es zu behalten«, sagte er. »Ich habe nichts weiter getan, als ein paar Locken für die Angehörigen und Freunde sicherzustellen …« Nun kam Sheriff Bullock aus dem Theater, gefolgt von Handsome Banjo Dick Brown. Charley sah, dass Handsome Dick offenbar nicht verhaftet war. Er vermutete, dass im Zusammenhang mit der Schießerei Papierkram zu erledigen war.
Bullock tippte an seinen Hut, als er an Mrs. Langrishe vorbeiging, diese antwortete mit einem Nicken. Dann fiel sein Blick auf die auf dem Boden liegende Leiche. »Mr. Pierce?« sagte er.
Der Leichenbeschauer schüttelte den Kopf. »Wir sprachen gerade nur über geschäftliche Dinge«, sagte er. »Aber jetzt haben wir so weit alles geklärt. Mr. Utter hat sich einverstanden erklärt, die Beerdigungskosten zu übernehmen, sollte dies die Stadt nicht tun.«
Der Sheriff sah Charley an, dann Mrs. Langrishe. Auch Handsome Banjo Dick Brown sah Mrs. Langrishe an. Er zog seinen Hut und verbeugte sich. »Ich möchte mich für alle Unannehmlichkeiten entschuldigen«, sagte er. Dann ergriff er ihre Hand, was Mrs. Langrishe zuließ. Charley verstand, warum man ihn »Handsome« nannte, aber er verstand nicht, was so toll daran sein sollte, in aller Öffentlichkeit die Hände von Frauen zu küssen, nur um sie für sich einzunehmen.
»Alles klar, Jungs«, sagte Doc Pierce, und die Neffen hoben den Farmer vom Boden hoch und trugen ihn auf die Straße.
Charley bemerkte, dass Handsome Dick immer noch Mrs. Langrishes Hand hielt. Sie blickten einander in die Augen, als wollten sie ins Innerste ihrer Schädel eindringen. »Kommen Sie, Mr. Brown«, sagte der Sheriff. Und Handsome Dick folgte ihm. Er küsste noch einmal ihre Hand und ließ dann einen Finger nach dem anderen los.
»Nochmals meine aufrichtige Entschuldigung«, sagte er.
Um Mrs. Langrishes Mund spielte ein Lächeln. »Danke«, sagte sie, während der Sheriff und Handsome Dick in die gleiche Richtung verschwanden wie der tote Farmer. Die letzte Teilnehmerin der Parade – Fannie Garrettson – kam aus dem hinteren Teil des Theaters gelaufen, immer noch in ihrem Tanzkostüm, und erwischte Handsome Dick von hinten am Arm.
Charley hörte sie sagen: »Ich wusste, dass er kommen würde, um mich zu holen, Dick«, aber falls Handsome Dick sie hörte – oder mitbekam, dass sie seinen Arm hielt –, ließ er sich nichts anmerken.
Charley wandte sich wieder Mrs. Langrishe zu. Drinnen im Theater spielte jetzt eine andere Musik, und er konnte das Stampfen der Mädchenfüße auf dem Bühnenboden hören. »Falls ich irgendwie behilflich sein kann …«, sagte er, aber Mrs. Langrishe sah ihn an, als hätte sie eben ein totes Stinktier im Abfall gefunden.
Charley überquerte die Straße und setzte sich auf ein Fass, um auf den Flaschenfreund zu warten. Er war noch nie einer Frau begegnet, die so widersprüchlich war wie Mrs. Langrishe. Da war selbst das Wetter zuverlässiger. Vielleicht war er ja in sie verliebt.
Eine halbe Stunde später trat der Flaschenfreund mit dem Rest des Publikums aus dem Theater. Charley hatte
Weitere Kostenlose Bücher