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Deadwood - Dexter, P: Deadwood

Deadwood - Dexter, P: Deadwood

Titel: Deadwood - Dexter, P: Deadwood Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pete Dexter
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müssen.«
    Sowie der Mann das gesagt hatte, merkte er, dass es bei Bill nicht gut ankam. Vielleicht waren sie ja Freunde. Er versuchte, seinen Bericht abzumildern. »So wie es war«, sagte er, »ist er tot besser dran.«
    Bill trank den letzten Schluck und ging los in Richtung des Mexikaners. »War nicht so gemeint«, sagte der Mann zu Charley, »ich wollte die Sache nur erklären.«
    Charley sah Bill nach, wie er über die Straße ging, mit erhobenem Kinn, ohne auf den Matsch zu achten, und blickte dann in die Gegenrichtung zu den Badlands hinunter. Hin und wieder fiel dort ein Schuss, und Charley fragte sich, wo der Junge steckte. Himmel, hoffentlich hatte man ihn nicht umgelegt. Charley Utter lebte bereits siebenunddreißig Jahre, die meisten davon sorglos und in freier Natur. Er ging jagen, angeln und stellte Fallen in der Umgebung des Grand Rivers. Als sie in Colorado Gold gefunden hatten, hatte er Claims gekauft und wieder verkauft. Als das Gold weniger wurde, hatte er die anderen, weiter abgelegenen Camps mit Vorräten versorgt. Er hatte mehr Geld verdient als jeder Goldgräber, den er kannte, und das meiste davon beiseitegelegt. Ihm war zwei Mal versehentlich beim Jagen ins Bein geschossen worden, aber er selbst hatte noch nie eine Menschenseele mit einer Pistole bedrohen müssen. Soweit das überhaupt möglich war, hatte er sogar aus freiem Willen geheiratet.
    Es gefiel ihm gar nicht, dass er jetzt, seit Beginn des Frühlings, nachts davon träumte, dass Bill langsam blind wurde, und alles für den Jungen tat, außer ihm den Arsch zu pudern. Es war nicht so, als hätten sie ihn darum gebeten, es war eher wie eine Krankheit, die ihn erwischt hatte.
    Zwei verschiedene Krankheiten. Er hatte mit Bill am Abgrund des Canyons gestanden und kannte ihn besser als jeder andere. Er fühlte sich Bill verbunden, der so war wie er selbst. Es gab eine Seite, die Bill Frauen und Geld einbrachte und die ganzen Geschichten anging, welche sich die Leute über ihn erzählten. Und eine andere Seite, die er für sich behielt. Nur hatte Charley das Gefühl, dass er selbst jetzt diese private Seite für Bill aufrechterhielt. Die öffentliche Seite war so wild wie immer – der Ruf änderte sich immer langsamer als die betreffende Person selbst –, und Bill zerstreute sich immer öfter damit. Charley vermutete, es war die Blutkrankheit oder das Erblinden, aber Bill schien manchmal den Überblick zu verlieren, wo die Geschichten aufhörten und wo die Wahrheit anfing.
    Der Junge andererseits war ein Problem, das mit seiner Frau zu tun hatte, und wenn Charley sich Sorgen um ihn machte, dann aus reinem Eigeninteresse. Charleys Frau hieß Matilda Nash. Er hatte sie am 30. September 1866 geheiratet, als sie fünfzehn Jahre alt war. Sie war das sauberste Wesen, das Charley je gesehen hatte. Er konnte in ihren Augen lesen, und ihre Haut war bleich wie die einer Engländerin. Sie saß immer auf dem Bärenfellteppich, den er ihrem Vater geschenkt hatte, das Kinn auf die Knie gestützt, und glaubte ihm jede Lüge, über die Orte, an denen er gewesen war, und die Dinge, die er getan hatte.
    Ihr Vater war ein Bäcker aus Bath in England. Charley trug von dieser Stadt ein Bild im Kopf herum. Ihre Mutter war bei der Geburt von Malcolm gestorben. Unter diesen Umständen tat Tilly das einzig Anständige und zog den Jungen selbst auf. Ständig ärgerte sie sich über ihn und beklagte sich bei jedem, der zuhörte, aber sie drehte einem den Hals um, wenn man ihr zustimmte.
    Und nachdem der Junge und ihr Vater eingeschlafen waren, saß sie zu Charleys Füßen – er konnte sich wegen seiner schmerzenden Beine nicht auf dem Boden niederlassen – und lauschte seinen Geschichten. Sie schien alles zu verstehen, was er sagte, sogar das, was zwischen ihm und Bill war. Es wäre ihm nie in den Sinn gekommen, dass sie einfach nur dagesessen und gelächelt hatte, während sie in Gedanken eine Liste der Sachen machte, die sie ändern würde.
    Charley öffnete seinen Beutel und sah zu, wie der Mann, dem das Zelt gehörte, sich reichlich Goldstaub nahm, um die Kosten dessen, was sie getrunken hatten, zu begleichen. Whiskey kostete in den Staaten weniger als zwei Dollar die Gallone, und von dem, was der Mann sich unter den Nagel riss, konnte man die doppelte Menge kaufen. »Die Gemeinkosten fallen hier nicht sonderlich ins Gewicht, oder?« fragte Charley und sah sich um. Er war immer daran interessiert, wie andere Leute ihr Geld verdienten.
    Der Mann beugte sich

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