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Deadwood - Dexter, P: Deadwood

Deadwood - Dexter, P: Deadwood

Titel: Deadwood - Dexter, P: Deadwood Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pete Dexter
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von der Theke, schüttete den Inhalt auf den Boden und stellte es vor Charley hin. »
Da-me
« –, sagte der Mexikaner, und der Barkeeper füllte auch dieses Glas.
    Captain Jack lehnte ab, noch bevor der Mexikaner ihm einen Drink anbot. »Kein
Da-me
«, sagte er, eher in den Raum als zu dem Mexikaner, und setzte zu einem neuen Vortrag an. Er hatte etwas in der Stimme, das alle zum Schweigen brachte.
    »Nach dem Krieg«, begann er, »in dem mein Vater getötet und ich zweimal verwundet wurde, in der Schlacht von Spotsylvania, 1864, siebenundvierzigstes Regiment der Pennsylvania Volunteers, kehrte ich zurück nach New York und fand meine Mutter schwerkrank vor. Während ich an ihrem Bett weinte, hatte sie einen letzten Wunsch: dass ich nie wieder einen Tropfen Alkohol anrühren sollte. Und dieses Versprechen gab ich der guten Frau, und es ist ein Versprechen, das ich einzuhalten gedenke.« Charleys Wissen nach war Jack Crawford der einzige Mann im Westen, der sich mit Nebensächlichkeiten aufhielt.
    »
Da-me
«, sagte der Mexikaner und zeigte auf sein Glas. Und als es voll war, drehte er sich zu Captain Jack und prostete ihm zu. »
Tu mamá
«, sagte er und schüttete etwas vorne über Captain Jacks Wildlederjacke. Dann trank er den Rest und wandte sich wieder dem Barkeeper zu.
    Charley rückte näher an Bill heran. Der Poet tat dasselbe. »Das hier sind alles gute Männer«, sagte Captain Jack zu Bill und zeigte in den Raum. »Goldgräber, Papierkragen, selbst die Mexikaner. Aber sie haben keine Ahnung, wie man gegen Indianer kämpft. Die meisten können noch nicht einmal mit einem Revolver umgehen, mit Ausnahme von denen, die im Krieg waren, und einige davon haben heute nicht mehr den Mumm dazu.«
    Bill nickte. Der Krieg veränderte jeden. Einige kamen zurück und hatten zu viel Angst, um ihr Leben weiterzuführen, und andere waren seitdem ständig auf der Suche nach etwas ähnlich Aufregendem. »Sie sind hierher gekommen«, sagte Captain Jack, »ohne den Schutz der Vereinigten Staaten, gegen den Willen der Regierung, in diese Berge, welche die Indianer für sich beanspruchen.«
    Jack machte eine Pause und gab den Goldgräbern und Pokerspielern Gelegenheit, gegen die Regierung zu wettern. Charley hatte dasselbe ein paar Mal in Kansas erlebt, aber hier machte die Sache keinen Sinn. Es war niemand in der Nähe, den man hängen konnte.
    »Und deshalb haben wir unsere Waffen ergriffen, um uns selbst zu schützen«, sagte Captain Jack und jemand schoss mit seinem Revolver in die Decke. »Fünfundvierzig Freiwillige, allesamt hart arbeitende Siedler, reiten an meiner Seite und patrouillieren durch die Goldgräbercamps vor den Toren der Stadt. Drei Schüsse, und wir setzen uns in Bewegung, nie sind wir mehr als eine Minute entfernt.«
    »Scheiße, die ballern in dieser Stadt hier doch im Minutentakt herum«, sagte Charley. Bill drehte sich um, sah ihn und musste grinsen.
    Captain Jack nickte. »Disziplin ist in jeder militärischen Einheit ein Problem«, sagte er. »Und bei uns kommt erschwerend hinzu, dass die meisten dieser Minutemen keinerlei Erfahrung haben. Deswegen wollte ich Sie fragen« – er wandte sich an Bill – »ob Sie sich mir als Anführer der Minutemen anschließen wollen. Gemeinsam könnten wir diese Siedler in den Kampf gegen die Indianer führen.«
    »
Da-me
«, sagte der Mexikaner.
    Bill sah Charley an, todernst.
    »Ich bin schon einmal versehentlich angeschossen worden, eine Kugel in jedes Bein. Ich weiß, wo das Schicksal die dritte hinhaben will«, meinte Charley.
    Der Barkeeper füllte das Glas des Mexikaners, der ihnen wieder zuprostete. »
Tu mamá
«, sagte er wieder.
    »Kein
Da-me
«, erwiderte Captain Jack. »Wr diskutieren hier über die Sicherheit der Goldgräber.«
    Der Mexikaner verstummte. Er hatte sich den Kopf des Indianers zurückgeholt und stand mit dem Fuß auf einem der Ohren. Während er Captain Jacks Worte abwägte, rollte er den Kopf unter seinem Fuß hin und her, in etwa so, wie ein weißer Mann sich über das Kinn streicht. Schließlich hatte er eine Entscheidung getroffen. Er hob das Glas Richtung Captain Jack und sagte: »Si-scherr-heit.« Dann lächelte er und leerte das Glas in einem Zug.
    »Diese Schmalzlocke macht einen verrückt«, sagte Captain Jack zu Bill, »aber im Kampf hat er sich als sehr tapfer erwiesen.« Der Mexikaner stellte das Glas auf der Theke ab und hob den Indianerkopf auf. Die Augen waren nun geschlossen, so als hätte er die Kugel kommen sehen, die

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