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Deadwood - Dexter, P: Deadwood

Deadwood - Dexter, P: Deadwood

Titel: Deadwood - Dexter, P: Deadwood Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pete Dexter
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Boone.
    »Du hast doch gehört, was er gesagt hat, er ist hier, um gegen das Böse zu kämpfen.«
    Boone seufzte. »Hast du gedacht, er wollte dich mit seinem Buch totschlagen?« fragte er. Ein Husten löste sich aus den Tiefen seiner Brust, und Swearingen hockte sich in eine Ecke und hörte zu, bis er wusste, dass Boone May im Sterben lag. Und ohne es näher erklären zu können, wusste er, dass auch er im Sterben lag.
    Es war Sonntagmorgen, elf Uhr.
    Auf dem Weg zu Mrs. Langrishes Party verließ Charley gerade mit Krawatte und nagelneuem Hut das
Grand Union Hotel
, als er den Jungen entdeckte.
    »Malcolm?« Der Junge marschierte durch die Eingangstür, ein Tablett mit heißem Tee in Händen. Unter den Arm hatte er sich ein schwer aussehendes Buch geklemmt, sodass er Gefahr lief, alles fallen zu lassen. Das letzte Mal hatte Charley ihn im Planwagen liegen sehen. Als Bill noch lebte. »Malcolm?«
    Der Junge blieb stehen und sah ihn blinzelnd an. Sein Gesicht war schmaler, älter, aber es war Malcolm, auch wenn er das selbst womöglich gar nicht wusste. Er stand reglos da, hielt das Tablett und das Buch und starrte Charley ins Gesicht. »Ich dachte, du wärest zurück nach Colorado«, meinte Charley.
    Der Junge gab ihm keine Antwort. Charley kam der Gedanke, dass er durch eine Infektion die Zunge verloren haben könnte. »Kannst du sprechen?« fragte er. Der Junge nickte. In seinen Augen bewegte sich etwas. »Wohin willst du mit dem Zeug?« Charley wollte den Jungen sprechen hören.
    »Einen Mann vor dem Gelbfieber retten«, sagte er.
    Eine Woge der Dankbarkeit überkam Charley. »Das ist gut«, sagte er und berührte den Jungen an der Schulter. Die Teekanne klapperte. »Ich werde deiner Schwester berichten, dass du dich bestens von deinem Unfall erholt hast und jetzt wieder so gut wie neu bist.« Charley sah den Jungen aufmerksam an, weil er wissen wollte, ob er sich daran erinnerte, dass er eine Schwester hatte.
    »Berichten Sie, dass ich Jünger des Predigers Henry Hiram Weston Smith geworden bin und der Bibel der Black Hills diene«, sagte er.
    »Dieser Smith ist doch tot«, sagte Charley. Der Junge nickte, als ginge es um nichts anderes. »Was für eine Religion ist das denn – die Bibel der Black Hills?«
    »Es ist die Bibel der zwei Seiten des Herrn«, antwortete der Junge. »Ich habe das Böse gefunden, es kann sich nicht mehr vor mir verstecken.«
    Charley sah sich auf der Straße um. »Es ist nicht unbedingt die böse Seite der Dinge, die hier schwer zu finden ist«, meinte er.
    Der Junge nickte wieder. »Aber vorher«, sagte er, »muss ich mich um den Kranken kümmern.« Er machte sich auf in Richtung Badlands. Charley sah ihm einen Moment lang hinterher und beschloss dann, ihm zu folgen.
    Während er zu Malcolm aufschloss, überlegte er, was er dem Jungen sagen könnte. »Wo ist dieser sterbende Mann?« fragte er.
    »In seiner Hütte«, sagte der Junge.
    »Woher weißt du, dass es Gelbfieber ist? Es könnte doch auch etwas anderes sein …«
    Der Junge ging am
Nuttall and Mann’s
vorbei und bog links ab, bevor er das
Bella Union
erreichte. Der Boden abseits der Straße war fester und mit einer dünnen Schicht Kiefernstaub überzogen. Dann sah Charley die Hütte, und er legte eine Hand auf die Schulter des Jungen, um ihn zurückzuhalten.
    »Wie hast du diesen Patienten gefunden?« fragte er.
    Der Junge blieb stehen und sah ihn an. »Ich bin der bösen Seite des Herrn gefolgt«, antwortete er.
    Charley kratzte sich am Ohr und verdrängte ein Bild von Matilda, das vor seinen Augen auftauchte. »Der Herr wird nicht krank«, sagte er leise. »Er wohnt auch nicht in einer Bruchbude im hintersten Winkel der Badlands …«
    Der Junge stimmte zu. »Er wohnt im
Gem Theater
«, sagte er. »Es ist der andere, der krank ist.«
    Charley sah wieder zu der Hütte hinüber. Er nahm die Hand von Malcolms Schulter, und der Junge war schon zwei Schritte gegangen, bevor Charley ihn aufhalten konnte. »Lass mich das machen«, sagte er.
    Der Junge blickte auf das Tablett in seinen Händen. »Ich bring’s rein«, sagte Charley, »ich hatte schon mal Gelbfieber …«
    Der Junge überließ Charley das Tablett und blieb den ganzen Weg bis zur Hütte einen Schritt hinter ihm. Kurz bevor sie ankamen, drehte sich Charley um und streckte die Hand aus. »Du wartest hier«, sagte er.
    Der Junge blieb stehen, und Charley fasste mit der Hand unter seine Jacke, um zu prüfen, ob das Messer nicht in seiner Scheide hakte. Er zog es einmal

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