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Deadwood - Dexter, P: Deadwood

Deadwood - Dexter, P: Deadwood

Titel: Deadwood - Dexter, P: Deadwood Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pete Dexter
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kurz heraus und ließ es wieder hineingleiten. Dann klopfte er an die Tür, und eine Stimme antwortete auf der anderen Seite. »Wer ist da?«
    »Charles Utter«, sagte er.
    Die Tür wurde zwei, drei Zentimeter geöffnet. Charley sah ein Auge und einen Bart. Es war der Hurentreiber. Die Tür wurde wieder geschlossen, und Charley hörte ein Flüstern. Als sie wieder geöffnet wurde, stand der Hurentreiber breitbeinig vor ihm. Es roch, als hätte er sich in die Hose gemacht.
    »Wo ist der Junge?« fragte Swearingen.
    Charley schaute an ihm vorbei zum Bett, wo Boone May lag. Er hatte die Decke bis zum Kinn hochgezogen und verbarg irgendetwas darunter. Er sah schlechter aus als die meisten Toten, die Charley gesehen hatte.
    »Wo ist der Junge?« fragte Swearingen wieder.
    Charley trat in die Hütte, und Boone bewegte sich unter der Decke. Charley vermutete, dass es eine Schrotflinte war, und blieb stehen, als Swearingen genau zwischen ihm und dem Bett war. Das Tablett hielt er mit der Linken.
    »Hab gehört, du hast dich mit Handsome Dick duelliert«, sagte Boone. Seine Stimme klang schwach wie fallendes Herbstlaub.
    »Hab gehört, du liegst im Sterben«, sagte Charley. Swearingen bewegte sich, und Charley bewegte sich mit ihm. Er gab ihm das Tablett und beobachtete Boone. »Du trinkst das am besten, solange es warm ist«, sagte er.
    Boone zog seine Hände unter der Decke hervor, setzte sich auf und lehnte den Kopf an die Wand. Charley konnte sehen, wie sich die Konturen der Schrotflinte unter der Decke abzeichneten. Swearingen stellte das Tablett auf Boones Schoß und trat vom Bett zurück. Dann schaute er aus dem Fenster und suchte den Jungen.
    Boone hob die Kanne an seine Lippen und trank. Dann machte er eine der Tassen voll.
    »Du sorgst besser dafür, dass der Junge nicht hier aufkreuzt«, sagte Swearingen.
    Boone fing an zu lachen, doch es blieb ihm im Halse stecken, und er verschüttete beim Husten die Tasse Tee über seine Unterwäsche. Als der Anfall vorüber war, wischte er sich ab und sah Charley an. »Mr. Swearingen hat sich in den Kopf gesetzt, dass der Junge im Auftrag des Herrn unterwegs ist und ihn wegen seines Lebenswandels mit einem Buch erschlagen will.«
    »Der Junge hat doch seinen Verstand verloren«, knurrte Swearingen. »Halt ihn mir vom Leib.« Er blickte immer noch aus dem Fenster.
    »Er ist mit nichts anderem bewaffnet als mit diesem Buch, Hurentreiber«, sagte Charley, wobei er nicht wusste, ob das die Wahrheit war oder nicht. »Falls ihm etwas zustößt, müssen Sie sich mit mehr als nur dem Herrn auseinandersetzen.«
    Swearingen sah Boone an. Boone zuckte die Achseln. »Der Mann hat sich mit Handsome Dick duelliert«, sagte er, »und ihm dann das Leben geschenkt. Ich an deiner Stelle würde den Jungen in Ruhe lassen.«
    Es stand in Swearingens Augen, was er tun würde, und Charley sah es, noch bevor der Hurentreiber unter seine Jacke griff. Und bevor Swearingen das Messer gezückt hatte, stach Charley zu. Dabei wurde der Jackenärmel des Hurentreibers aufgeschlitzt, vom Ellbogen bis zum Handgelenk, und darunter das Hemd, und darunter auch das Fleisch.
    Swearingens Messer flog auf den Boden. Boone lachte, während sich der Hurentreiber vor Schmerzen zusammenkrümmte. Einen Augenblick später begannen Blutstropfen Muster auf den Boden zu malen.
    Boone blieb, wo er war. Er machte keinerlei Anstalten, die Hände unter die Decke zu schieben, er schien nicht einmal einen Gedanken daran zu verschwenden.
    Das Messer in Charleys Hand fühlte sich warm an. Boone hustete, sonst war nur Swearingens durch die Zähne gepresster Atem zu hören. Es schien nicht einen klaren Gedanken im Raum zu geben.
    »Dieser Junge war nie für irgendjemanden eine Bedrohung außer für sich selbst«, sagte Charley zu Swearingen. Seine Stimme war ruhig, aber sie füllte den Raum aus. Swearingen antwortete nicht. Charley kehrte dem Hurentreiber den Rücken zu und ging in Richtung Tür, wobei er Boone im Auge behielt. Boone ließ seinen Kopf wieder zurück auf die Matratze sinken, und Charley fragte sich, wie es wohl war, einen Kopf von dieser Größe mit sich herumtragen zu müssen.
    An der Tür blieb er stehen, blickte hinüber zu Swearingen und wusste, dass er ihn töten sollte. Boone sah in die gleiche Richtung und hatte offenbar denselben Gedanken. »Du hast mehr Menschen verziehen als Jesus Christus«, sagte er.
    Charley trat hinaus und schloss die Tür hinter sich. Er hörte Boone husten und ausspucken. Dann sah er auf

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