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Deadwood - Dexter, P: Deadwood

Deadwood - Dexter, P: Deadwood

Titel: Deadwood - Dexter, P: Deadwood Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pete Dexter
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passierten Dinge, von denen man nie mehr loskam.
    »Ich erinnere mich im Moment nicht mehr, in welcher Branche Sie tätig sind«, sagte Charley, um höflich zu sein.
    »Mir gehört die Ziegelei«, antwortete Solomon Star nicht weniger höflich.
    In Mrs. Langrishes Wohnzimmer befanden sich an die fünfzig Personen, weitere standen auf dem Flur und in der Küche. Im Haus war es zehn Grad wärmer als draußen, und es roch nach jedem Parfum und jeder Seife, die es in den Hills gab. Die Damen der Stadt klagten ständig darüber, dass sie gezwungen waren, die gleichen Parfums zu kaufen wie die Huren.
    Charley konnte Agnes nirgends entdecken. Solomon Star ließ seine Hand los und verzog sich in eine Ecke, von wo aus er aus dem Fenster starrte. Charley sah, wie schwerfällig er sich bewegte, und er wunderte sich über jene Menschen, die an diesem Ort dazu ausersehen waren, eine zusätzliche Last zu tragen.
    Der Gedanke beschäftigte ihn, bis er spürte, wie Mrs. Langrishe eine Hand unter seinen Arm schob. Ohne hinzusehen wusste er, wer das war. Sein Pimmel wusste es auch.
    »Mr. Utter«, sagte sie. »Ich hatte schon befürchtet, Sie könnten gar nicht kommen.«
    »Ich wurde von unerwarteten Geschäften aufgehalten«, sagte er und schloss seine Hand, um das Blut zu verbergen.
    Sie lächelte und drückte sich an seinen Arm, sodass ihre Brüste beinahe aus ihrem Kleid sprangen. Und wieder raubten ihre Sommersprossen ihm den Atem. »Welche Geschäfte hat ein Christenmann denn an einem Sonntag zu erledigen?« Sie sagte es ohne boshaften Unterton.
    Er dachte an Malcolm und fragte sich, ob er wohl in der Blockhütte geblieben war. »Kirchengeschäfte«, antwortete er. Sie lächelte, was Farbe auf ihre Brust brachte. Ein Neger ging vorbei, mit Rotwein auf einem Tablett. Die Gläser sahen aus, als würden sie zerspringen, wenn man niesen musste.
    Sie hielt den Neger auf, nannte ihn »Onkel« und nahm zwei der Gläser. Eines drückte sie Charley in die Hand und nippte dann an dem anderen, während sie ihm in die Augen sah. Er spürte, dass sie mit ihm spielte. Allerdings war er jetzt nicht mehr sicher, ob es nur ein Spiel war.
    Sie nahm ihre Hand von seinem Arm und legte sie auf seinen Rücken. Sein Pimmel zuckte bei jeder Berührung. »Ich fürchte, ich war ein wenig unfreundlich Ihnen gegenüber«, sagte sie. »Werden Sie mir noch einmal verzeihen?«
    »Oh, das bin ich gewohnt«, sagte er. »Schließlich bin ich verheiratet.«
    Ihre Hand drückte jetzt fester auf seinen Rücken, und er sah sich um, ob sie von jemandem beobachtet wurden. Im Raum achtete jedoch niemand auf den anderen. Es war wie auf der Weide. Sie sagte: »Ich fürchte, ich war ein wenig enttäuscht vom Umgangston, der in dieser Stadt herrscht, und habe es an Ihnen ausgelassen.« Er lächelte sie an, und sie erwiderte das Lächeln. »Hoffentlich geben Sie mir Gelegenheit, das wiedergutzumachen.«
    »Ich bin selbst immer wieder enttäuscht, was die Umgangsformen hier betrifft«, sagte er.
    Er spürte, wie er an der Stelle, auf der ihre Hand lag, zu schwitzen begann, und nahm einen Schluck Wein. Er hatte einen essigähnlichen Geschmack, der ihm gar nicht zusagte. Charley schluckte, aber der Geschmack blieb hartnäckig in seinem Mund.
    Dann nahm sie ihn bei der Hand. »Möchten Sie vielleicht den Rest des Hauses sehen?« Sie zog ihn aus dem Wohnzimmer heraus auf den Flur. Als Mrs. Langrishe ihn die Treppe hinaufführte, sah er aus den Augenwinkeln Agnes Lake. Sie stand in einer Ecke, in einem langen Kleid, das vom Hals bis zu den Füßen reichte. Etwas an diesem Kleid, oder auch an Agnes, deutete an, dass sie es nicht trug, um sich damit zu schmücken, sondern um so viel wie möglich von sich zu verbergen. Sie hörte dem Sheriff zu. Charley konnte sein Gesicht nicht sehen, aber der einzige andere Mann von dieser Größe in Deadwood war Boone May. Und der veranstaltete gerade seine eigene Party.
    Charley folgte Mrs. Langrishe die Treppe hoch und hielt den Blick auf Agnes gerichtet, bis sie nicht mehr zu sehen war. Er fragte sich, was der Sheriff wohl über Bill erzählen mochte.
    Mrs. Langrishe drückte seine Hand.
    Im Obergeschoss gab es vier Türen, die alle geschlossen waren. Sie ging mit ihm ans andere Ende des Korridors und öffnete im Vorbeigehen die Türen. Die Zimmer hatten unterschiedliche Farben und jedes seinen eigenen Duft. Es waren offensichtlich die Zimmer einer Frau, bis auf das erste, welches weiß gestrichen war und nach Zigarren roch. Das nächste

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