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Deadwood - Dexter, P: Deadwood

Deadwood - Dexter, P: Deadwood

Titel: Deadwood - Dexter, P: Deadwood Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pete Dexter
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still.
    Swearingen war mit einem Mal zu müde, um aufzustehen. Zu müde, um sich auf dem Bett hierhin oder dorthin zu rollen oder die Stiefel auszuziehen. Ihm war warm, und dann war ihm kalt. Er hatte es satt, die Welt zu betrachten, und so lag er mit geschlossenen Augen auf dem Bett und wollte nicht einschlafen, aus Angst, das Atmen zu vergessen.
    Irgendwann später fiel ihm auf, dass er allein war. Dass Jane von der anderen Seite der Tür verschwunden war. Er dachte über das nach, was sie gesagt hatte.
Wenn du überleben willst, solltest du dich mir anvertrauen …
    Er dachte an ihr Schlangenhaar und die roten Augen. Es war klar und deutlich, fast wie ein echtes Bild, und dann wurde ihr Haar golden und ihre Augen blitzten auf, und er sah, dass es stimmte. Sie war die Einzige, die ihn retten konnte.
    Er rief nach ihr.
    Es kam keine Antwort. »Jane …« Er öffnete die Augen und setzte sich auf. Zeit war vergangen, er wusste, dass seine Chance dahin war. Draußen auf der Straße herrschte ein geschäftiges Treiben, aber die Geräusche schienen hundert Meilen weit entfernt zu sein. Jemand klopfte an – nicht Jane, es ließ nicht die Wände wackeln. Er stand langsam auf und stellte sich hinter die Tür.
    »Was willst du?«
    »Ich will gar nichts. Was willst du?« Es war seine Frau. Sie lebte allein in der Wohnung im hinteren Teil des
Gem
und hatte in jedem Zimmer eine Pistole. Sie hatte geschworen, ihn umzubringen, sollte er je wieder Hand an sie legen. Er sah jetzt, dass seine Probleme mit ihr mit allem anderen zusammenhingen, was geschehen war. Auch in dieser Hinsicht war er allein und ohne Schutz. »Bist du da?« fragte sie.
    Er zog den Stuhl weg, den er unter dem Türknauf verkeilt hatte, und öffnete die Tür. Sie hatte die Hände in die Hüften gestemmt, und als sie ihn sah, erschrak sie. Er hatte sie schon sehr lange nicht mehr erschrocken gesehen. »Was ist?« fragte er.
    Er wusste, dass er gezeichnet war, aber er wusste nicht, wie schlimm.
    Er trat zur Seite, um sie hereinzulassen, doch sie blieb stehen, wo sie war. Sie hatte eine Hand in ihrer Rocktasche, wo er die Konturen eines Revolvers ausmachen konnte. »Du bist zwanzig Jahre älter geworden«, sagte sie. Sie sah ihm fest in die Augen, als wäre es an ihnen abzulesen.
    Beinahe hätte er in diesem Moment die Hand nach ihr ausgestreckt, um sie ins Zimmer zu ziehen, doch dann erinnerte er sich, was sich in ihrem Rock befand. »Auf dem Flur hier ist die Krankheit«, entgegnete er.
    »Du hast den Verstand verloren«, sagte sie.
    Er trat weiter zurück. Sie steckte den Kopf ins Zimmer, blickte nach links und nach rechts. Dann trat sie einen Schritt vor, dann noch einen, und sobald er konnte, schloss er die Tür und verriegelte sie.
    »So habe ich dich noch nie erlebt«, sagte sie. Es klang überhaupt nicht besorgt.
    »Ich muss weg.«
    Sie sah sich im Zimmer um, als hätte sie ihn nicht gehört.
    »Dieses Zimmer ist verseucht«, sagte er.
    Sie lächelte ihn an.
    »Ich habe jetzt schon etwas davon in mir«, sagte er.
    »Du siehst krank aus«, sagte sie nüchtern. »Aber hauptsächlich siehst du alt aus.«
    Am liebsten hätte er sie geschlagen. Er wartete, bis es vorbei war, bevor er wieder das Wort ergriff. »Ich habe mein Geld auf der Bank«, sagte er.
    Ihr fiel die Kinnlade herunter. »Du hast jemand anderem dein Geld anvertraut?«
    »Es ist brandsicher«, sagte er.
    Sie lachte, und er sah ihre Augen fröhlich aufblitzen. »Das gibt es doch nicht«, sagte sie.
    »Doch, das gibt es«, erwiderte er. Er spürte es wieder in sich aufsteigen. Da war irgendetwas in Swearingen, oder an seiner Frau, dass er sie immerzu schlagen wollte, wenn sie glücklich aussah. Er wartete, bis auch das vorüberging. »Du musst mir mein Geld holen«, sagte er.
    Sie setzte sich auf den Stuhl, mit dem er die Tür blockiert hatte, und hob die Flasche vom Boden auf. »Die werden mir dein Geld nicht geben«, sagte sie. Sie roch an der Flasche und verzog das Gesicht. »Wenn die den Ehefrauen Geld geben würden, dann würde doch kein Mensch mehr sein Geld zur Bank bringen.«
    »Ich werde dir eine Vollmacht schreiben«, sagte er.
    Sie roch wieder an der Flasche. »Das hier hat dich alt gemacht«, sagte sie.
    Er nahm ihr die Flasche aus der Hand und stellte sie wieder auf den Boden. »Es spielt keine Rolle, wie man der geworden ist, der man ist«, sagte er. »Es zählt nur, was man jetzt tut.«
    Sie dachte darüber nach, und er war dankbar, dass sie ihm wieder zuhörte. Es gab mal eine

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