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Deadwood - Dexter, P: Deadwood

Deadwood - Dexter, P: Deadwood

Titel: Deadwood - Dexter, P: Deadwood Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pete Dexter
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Frau mit seinem gesamten Geld aus Deadwood verschwunden war.
    Er saß am Fenster, Tag für Tag, und beobachtete, wie der Junge auf der Bank gegenüber Platz nahm und wieder ging, während er sich Sorgen machte, dass seine Barkeeper und Croupiers ihn unten im Saloon beklauten. Er stellte sich vor, wie er sich an seiner Frau rächen würde.
    Das Mädchen kam mit seinem Mittagessen herein und erzählte ihm, im Seuchenhaus habe es vier Todesfälle gegeben. »Und einen von denen hab ich persönlich gekannt«, sagte sie.
    Gerade hatte er wieder einmal vergessen, wie man atmete, und dachte an seine Frau, um das wieder in Ordnung zu bringen. Er hatte schon bald herausgefunden, dass er nur daran denken musste, sie ihrer gerechten Strafe zuzuführen, um seine Körperfunktionen wieder in Gang zu bringen. Er setzte sich aufs Bett und vergrub das Gesicht in den Händen, um sich zu konzentrieren. Lu-Lu stellte das Essen auf den Tisch vor dem Fenster und setzte sich neben ihn. Sie glaubte nicht, dass seine Frau mit all dem Geld verschwunden war.
    »Armer Mr. Swearingen«, sagte sie. »Haben Sie auch einen von denen gekannt?« Sie tätschelte sein Bein, aber er blieb regungslos sitzen. Sie kannte sich aus mit trauernden Männern und ließ ihre Hand auf seinem Oberschenkel ruhen. »Welcher war’s?« Er antwortete nicht, und sie ließ ihre Hand seinen Oberschenkel weiter hinaufwandern. »Wissen Sie, wie man sich gleich wieder viel besser fühlt?« fragte sie.
    Dann lehnte sie sich an ihn, drückte ihre Brust an seinen Arm und spürte, wie er zitterte. Er atmete tief und leidenschaftlich. Sie schob ihre Zunge in sein Ohr – es schmeckte alt und bitter –, und er schlug ihr ins Gesicht. Sie rollte vom Bett auf den Boden, versuchte, mit den Fingern ihre Zunge zu berühren, und sah das Blut, das jetzt über ihr Kleid lief. Es war ein neues Kleid, das den weiten Weg aus Chicago hergeschickt worden war.
    Sie schrie auf, doch die Schmerzen, die das auslöste, ließen sie sofort wieder verstummen. Mit beiden Händen bedeckte sie ihren Mund, aber das Blut floss ihr über die Wangen und den Hals. Er folgte ihr, ließ sich neben ihr auf dem Boden nieder und griff nach ihrem Hals. Sie aber hielt sich krampfhaft die Hände vor den Mund, wodurch er sie nicht zu fassen bekam.
    Er zog an ihren Haaren, holte sie dichter zu sich heran und schlug sie wieder. Sie war auch früher schon geschlagen worden, aber nie auf diese Weise, und nie ins Gesicht. Lurline hatte es wieder und wieder gesagt: »Der Mann, der mir das Gesicht verunstaltet, soll keine Nacht mehr ruhig schlafen können«, und sie hatte gedacht, das würde sie irgendwie schützen.
    Swearingens Faust erwischte sie oben an der Stirn und sie wurde gegen die Wand geschleudert. Sie nahm ihre Hände vom Mund und hinterließ eine Blutspur, wohin sie auch ging. Sie versuchte zu sagen, es tue ihr leid, aber ihre Zunge war angeschwollen, und die Worte blieben in ihrem Mund stecken. Er folgte ihr weiter, siegessicher, mit einem Lächeln auf den Lippen. Sie versuchte, ebenfalls zu lächeln, doch das Blut lief auf ihren Schoß.
    Er beugte sich über sie und griff wieder nach ihrem Hals. Sie ließ zu, dass sich seine Hände um ihn legten, wollte ihm gefallen. Und sie spürte, wie er sie hochhob, sah die Decke und die andere Wand und die Tür. Ihr Kopf glühte, ihre Augen spielten ihr einen Streich. Die Zimmerdecke riss auf, während die Wände immer länger wurden. Dann wurde die Tür geöffnet, und dort stand ein schwarz gekleideter Prediger, um sie in den Himmel zu geleiten.
    Sie versuchte zu lächeln, doch ihre Miene war erstarrt. Der Prediger hob die Bibel, und plötzlich veränderte sich der Druck in ihrem Kopf, aus dem Glühen wurde ein dumpfes Hämmern. Als der Prediger sprach, klang es, als wäre er hundert Meilen entfernt.
    »Ich bin gekommen, dich zu holen«, sagte er.
    Swearingen schrie auf. Das klang näher. Der Druck veränderte sich wieder, ihr war jetzt nicht mehr so heiß. Sie spürte, wie sie fiel, es war ein langer, weiter Weg zum Boden. »Der Weg zum Guten führt durch das Böse«, sagte der Prediger.
    Sie spürte die Schritte, als Swearingen durch den Raum lief, und sie hörte das Glas bersten, als er durchs Fenster sprang. Der Prediger ging an ihr vorbei und blickte auf die Straße hinunter. Er schien nicht zu bemerken, dass sie da war.
    Sie setzte sich mühsam auf und bewegte ihre Hände. Ihre Finger klebten aneinander, ihr Kinn klebte an ihrer Schulter. Die Vorderseite ihres neuen

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