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Deadwood - Dexter, P: Deadwood

Deadwood - Dexter, P: Deadwood

Titel: Deadwood - Dexter, P: Deadwood Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pete Dexter
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Fieberanfällen hatte sich das Mädchen den Großteil seiner Kleidung heruntergerissen, und bis auf ihr Unterhemd lag es nackt auf der Pritsche. Es warf ihren Kopf hin und her, und aus seiner Kehle drang ein lautes Keuchen.
    Jane setzte sich auf eine Pritsche daneben und begutachtete den Zustand des Mädchens. Es war schlimmer dran als der Spieler, nahe am Scheideweg, wenn nicht schon darüber hinaus. Sein Gesicht war hübsch und rund, mit prallen Lippen. An seinen Armen und Beinen waren blaue Flecken, wahrscheinlich hatte es einen Stammkunden. Jane wusch seine Stirn mit der Mixtur, und das Mädchen zuckte unter der Berührung zusammen.
    »Ganz ruhig«, sagte Jane, »Gott hat mich geschickt, um dich zu heilen, mein Kind.«
    Bei Janes Worten öffnete das Mädchen die Augen, blickte in Janes Gesicht und nahm dann sein Todesröcheln wieder auf.
    Jane legte ihren Handrücken an die Wange des Mädchens. »Du hast definitiv Fieber«, sagte sie, »ungefähr dreiundvierzig Grad.« Das Mädchen schien sie nicht zu hören. »Dann ist es an der Zeit«, sagte Jane.
    Sie blickte zu dem Spieler hinüber, um sicherzugehen, dass er nicht zusah, nahm dann den Kopf des Mädchens in ihre Armbeuge und hob ihn vom Kissen hoch. Der Kopf des Mädchens sackte zurück, und sein Mund öffnete sich. Jane packte fester zu und setzte die Flasche mit der Mixtur langsam an seine Lippen. »Du musst jetzt die Hälfte davon trinken«, sagte sie.
    Das Mädchen öffnete wieder seine Augen. Jane steckte den Flaschenhals einige Zentimeter in seinen Mund und hob die Flasche an. Das Mädchen würgte und spuckte, und die Mixtur rann an beiden Seiten aus seinem Mund. Es wehrte sich, versuchte seinen Kopf freizubekommen, aber Jane hielt es fest. »Alles wird gut«, sagte sie. »Gott hat mich geschickt …«
    Das Mädchen begann tief in seiner Brust zu würgen, ein Zeichen, dass die Mixtur dort angelangt war, wo ihre Wirkung einsetzen würde. Einiges kam aus der Nase wieder heraus. Seine Fingernägel gruben sich in Janes Arm, aber Jane hielt es fest, bis die Flasche halb leer war.
    Das Mädchen hörte auf, sich zu wehren.
    Jane legte seinen Kopf vorsichtig wieder zurück auf das Kissen und wischte etwas Blut an seiner Lippe ab, wo es sich verletzt hatte. »Die Behandlung ist das Einzige, was dich retten kann, mein Kind«, sagte sie. Das Mädchen schien nicht mehr zu atmen, und Jane beugte sich vor, hielt ein Ohr an seinen Mund und wartete.
    Schließlich kam es, ein warmer Lufthauch drang an Janes Ohr, es hörte sich an wie ein leiser Seufzer. Das Mädchen begann zu atmen. Jane wischte sich den Schweiß von der Stirn und trat dann ein paar Schritte zurück, um nicht von dem Erbrochenen getroffen zu werden.
    Die Würgekrämpfe dauerten fast eine Stunde. Jane saß auf der Pritsche und passte auf. Wenn die Mixtur darin versagte, ein Opfer zu reinigen, war es Zeit, Gott zu treffen. Sie wischte das Blut des Mädchens vom Flaschenhals und nahm selbst einen Schluck.
    Drüben, auf der anderen Seite des Raumes, hörte sie den Spieler schnarchen. Es war ein friedliches, gleichmäßiges Geräusch, aber sie wusste, dass er schreckliche Träume hatte. Das war ein frühes Symptom dieser Krankheit. Sie legte ihre Hand auf die Stirn des Mädchens, sie war jetzt schon kühler.
    Jane nahm einen weiteren Schluck von der Mixtur und lächelte. »Wenn sie abkühlen und atmen«, sagte sie laut, »dann werden sie wieder gesund.«
    Sie saß noch eine weitere Stunde dort und trank, bis das Mädchen zu frösteln begann. Jane ging zu seiner Pritsche und legte sich neben es. Sie legte ihren Arm um die schmalen Schultern und zog es dicht an sich, konnte sein Parfum, Erbrochenes und die Krankheit riechen. Aber für Jane roch es süß, und sie zog den Kopf des Mädchens in die weiche Beuge zwischen Hals und Schulter.
    Sie spürte, wie sie einnickte, und trank von der Mixtur, um den Schlaf fernzuhalten. Das Mädchen zitterte, und Jane hielt es fest, und nach einer Weile begann sie zu summen.
    Die Schlachthymne der Republik.
    Al Swearingen traf Jane früh am nächsten Morgen auf dem Flur vor seinem Zimmer. Er war wegen einer weiteren Flasche auf dem Weg zur Bar, sie kam gerade die Treppe herauf. Swearingen war mit den Nerven am Ende, und er schrie auf.
    Er hatte die ganze Nacht kein Auge zugetan, hatte die Straße beobachtet und an all die Krankheitserreger in der Luft und in seinem Zimmer gedacht. Nicht einmal der Fusel vermochte ihn zu beruhigen. Eine Stunde nach Tagesanbruch trat er auf den

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