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Deadwood - Dexter, P: Deadwood

Deadwood - Dexter, P: Deadwood

Titel: Deadwood - Dexter, P: Deadwood Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pete Dexter
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Zeit, da hatte sie auf das gehört, was er sagte. Natürlich gab es auch mal eine Zeit, da hatte sie noch keinen Revolver in der Rocktasche.
    Er warf einen Blick aus dem Fenster, der Junge war fort. »Ich werde dir eine Nachricht für Jim Miller mitgeben«, sagte er. »Zeig sie niemand anderem.«
    »Ich kenne keinen Jim Miller.«
    »Miller und McPherson«, sagte er. »Sag ihm, ich will einen Bankwechsel über alles bis auf fünfhundert Dollar.«
    »Man wird mich nicht zu Miller und McPherson lassen«, sagte sie.
    »Er wird zehn Prozent berechnen, aber ich kann jetzt nicht mit ihm diskutieren«, sagte er. »Er soll haben, was er verlangt.«
    »Ich denke, du solltest besser selbst gehen. Das ist mir alles zu konfus …«
    Er sah, dass sie Angst vor der Bank hatte, und wieder hätte er ihr am liebsten eine Ohrfeige verpasst. »Da ist gar nichts konfus«, sagte er. »Ich schreibe es auf. Du musst nichts anderes tun, als es Jim Miller in die Hand zu drücken.«
    »Ich kenne ihn doch gar nicht.«
    »Frag nach ihm. Sag, wer du bist, und dass du zu Mr. Miller möchtest.«
    Sie sah auf ihr Kleid. »Ich habe nichts Richtiges zum Anziehen für Miller and McPhersons. Sie werden mich wieder wegschicken.«
    Swearingen setzte sich wieder auf sein Bett und legte die Hände auf seine Augen. »Ich habe einhundertzweiundsiebzigtausend Dollar auf dieser Bank liegen«, sagte er ins Dunkel. »Man wird nicht weiter darauf achten, was du trägst.«
    Die Zahl ließ sie innehalten. Al Swearingen erzählte nie jemandem, wie viel er besaß, er sagte nur, wenn etwas ihm gehörte. Wieder betrachtete sie ihr Kleid, und dann das kleine Zimmer, in dem er wohnte, seit sie sich getrennt hatten.
    »Du hattest so viel und hast so gelebt?«
    »Ich lebe so, wie es mir gefällt«, erwiderte er.
    »Du versteckst dich im ersten Stock eines Bordells und traust dich nicht mal, nach draußen zu gehen und dein eigenes Geld zu holen?«
    »Es hat sich anders entwickelt, als ich dachte«, sagte er.
    »Du bist über Nacht alt geworden.«
    Er nahm die Hände herunter und starrte sie an. »Du bist auch nicht gerade frisch wie der Morgentau.«
    »Du hast nie gewollt, dass ich hübsch bin«, sagte sie, und er erkannte, dass ein Teil ihrer Reize für ihn verloren war. »Ich musste nur immer etwas darstellen.«
    Er fand einen Bleistift und ein Blatt Papier auf dem Schreibtisch und schrieb die Nachricht. Als er fertig war, weinte sie. »Bleib nicht zu lange«, sagte er. »Ich will nicht, dass der Junge dich aus der Bank kommen sieht.«
    Sie sah wieder an sich hinunter. »Ich muss mich zuerst frisch machen, wenn ich zu Jim Miller will.«
    Er wollte widersprechen, sah dann aber ein, dass es sinnlos wäre. Er drückte ihr den Zettel in die Hand und schloss ihre Finger darum. »Und was passiert später?« fragte sie.
    »Später ist nicht wichtig«, sagte er. »Es zählt allein das Jetzt.«
    Sie steckte den Zettel zu dem Revolver in die Rocktasche. Er warf noch einen Blick aus dem Fenster und kehrte zum Bett zurück. Als sie gegangen war, stand er auf und schob den Stuhl wieder unter den Türknauf. Er merkte, dass sein Atmen wieder normal ging. Der Junge war nicht zurückgekehrt, und der Geruch nach Krankheit hatte sich verflüchtigt.
    Er wartete, dass seine Frau von der Bank zurückkehrte. Es schien bereits eine Stunde vergangen zu sein, aber die Zeit verging nicht wie sonst, wenn man tagsüber im Bett lag. Er dachte daran, dass sie sich wahrscheinlich umgezogen hatte, bevor sie die Badlands verließ. Er schlug die Augen auf und hatte Lust, sie zu schlagen.
    Noch mehr Zeit verging. Er nahm an, dass sie vorher ein Bad genommen, sich vielleicht die Haare gewaschen hatte. Die Sonne wanderte in den Nachmittagshimmel und legte sich über den Boden wie ein Sarg. Er fragte sich, ob seine Frau vorher zu Goldberg’s gegangen sein könnte, um sich einen Hut zu kaufen.
    Er hob die Flasche vom Boden auf und schaute zu, wie sich die Sonne über den Boden ergoss. Erst nachdem er sich zwei Mal nachgeschenkt hatte, sah er, dass der Sarg eine Größe erreicht hatte, die für ihn ausreichte. Kurz darauf vergaß er wieder, wie man atmete.
    Die Sonne wanderte über den Fußboden, und er bewegte sich, um ihr auszuweichen. Er setzte sich auf einen Stuhl neben dem Fenster und hielt Ausschau nach seiner Frau.
    Die Sonne war hinter den Bergen verschwunden, und die Flasche lag leer auf dem Boden, bis er begriff, dass sie nicht zurückkehren würde.
    Nach zwei Wochen war die Zahl der Pockenerkrankungen

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