Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Deadwood - Dexter, P: Deadwood

Deadwood - Dexter, P: Deadwood

Titel: Deadwood - Dexter, P: Deadwood Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pete Dexter
Vom Netzwerk:
Verdi, um ihr eine aufs Auge zu geben, weil sie am Abend vorher ihren Verpflichtungen nicht nachgekommen war. Stattdessen fand er Boone May vor, der mit einem Kopf sprach. Er blieb im Türrahmen stehen, bis Boone aufsah.
    »Wo ist Lurline?« fragte Swearingen. Boone May versuchte nicht, den Kopf wegzupacken oder ihn hinter sich zu verstecken. Er hatte nicht einen Funken Anstand im Leib. »Boone? Hast du Lurline gesehen?«
    »Als ich deinen Sopran das letzte Mal gesehen hab«, sagte Boone, »rannte sie mit gerafften Röcken die Treppe hinunter in Richtung Bill Hickok. Das war gestern.«
    Swearingen sah sich im Zimmer um und ging dann hinüber zum Fenster. »Sie hat letzte Nacht nicht gesungen«, sagte er, »ich habe sie bezahlt, damit sie singt, und sie hat den ganzen Abend keinen Fuß ins
Gem
gesetzt.«
    Boone zuckte mit den Schultern. »Nun, ich hab sie jedenfalls nicht unter dem Bett versteckt«, sagte er. »Ich habe genug Sorgen.«
    Swearingen fragte nicht nach den Sorgen, weil es etwas mit dem Kopf zu tun haben konnte. Er traute Boone May nicht über den Weg. Es gab niemanden, den er nicht umbringen würde. Einschließlich Swearingen. Er stellte sich vor, wie es wohl sein würde, wenn man versuchte, es ihm auszureden. Die Worte würden an diesem Monsterkopf einfach abperlen.
    Boone erzählte trotzdem von seinen Sorgen. »Der Sheriff will mir die zweihundert Dollar für Frank Towels nicht geben«, sagte er. »Lässt mich den ganzen Weg nach Cheyenne reiten.« Boone schüttelte den Kopf. »Ich weiß nicht, was in ihn gefahren ist, als hätte ich nichts Besseres zu tun, als nach Cheyenne zu reiten. Er ist immer der Erste, der angerannt kommt, wenn man was für ihn tun soll.«
    »Seth Bullock ist nicht anders als ich, abgesehen von seiner Geschäftsadresse«, sagte Swearingen. Er mochte weder Boone May noch Seth Bullock. Aber bei Bullock war es nicht deswegen, weil man ihm nicht ausreden konnte, jemanden umzubringen.
    Allmählich kam es ihm so vor, als sei Bullock schlauer als er, als habe Bullock etwas über Deadwood herausgefunden, das ihm selbst verborgen blieb. Aber Swearingen konnte sich nicht vorstellen, was es war. In den Badlands lag das Geld auf der Straße. Wenn ein Pilger hundert Dollar hatte, wo sonst sollte man sein, um sie ihm abzuknöpfen?
    Seth Bullock hatte die Ruhe weg. Swearingen traute niemandem, der sich nicht auf das Geld warf, das auf der Straße lag. Es war so, als wüsste er, dass er später sowieso alles bekommen würde.
    »Vielleicht denkt er, er hat jetzt Wild Bill und braucht W.H. und mich nicht mehr«, sagte Boone.
    »Wild Bill wird Deadwood nicht verändern«, meinte Swearingen.
    »Nun ja«, sagte Boone, »er ist erst eine Nacht hier, und du hast deine Sopranistin verloren, ich habe am Sonntagmorgen nichts zu vögeln und Seth Bullock gibt mir keine zweihundert Dollar für Frank Towels’ Kopf. Das ist nicht schlecht für den Anfang.«
    »Ich bin zur selben Zeit wie er angekommen«, sagte Swearingen. »Ich war acht Tage mit dem Treck unterwegs, zusammen mit ihm und ungefähr zwanzig Wagen voll mit chinesischen Huren. Nie hat er auch nur eine von denen oder eine von meinen angefasst.«
    Boone May sah ihn lange an. »Das ist nicht normal.«
    »Er säuft«, sagte Swearingen, »aber mit den Mädchen hatte er nichts zu tun.«
    »Ich hab gehört, er ist jetzt verheiratet«, meinte Boone.
    »Ich spreche über seine Gesundheit«, sagte Swearingen. »Ich glaube nicht, dass er vorhat, noch lange zu leben.«
    »Nimmt er Nahrung zu sich?«
    Swearingen nickte.
    »Und ich habe ihn saufen sehen«, fügte Boone hinzu.
    »Das hab ich dir bereits gesagt.«
    Boone schloss seine Augen und dachte nach. Swearingen war erleichtert, nicht mehr seinem starren Blick ausgesetzt zu sein. Es waren schauderhafte Glubschaugen, die noch nicht einmal in dieselbe Richtung schauten.
    »Es ist kein Krebs«, sagte Boone einen Moment später. »Wenn er vögelt und säuft, aber nichts isst, dann könnte er Krebs haben. Oder nur saufen, aber nicht bumsen oder essen. Aber das …« Er rieb sich das Kinn und dachte über die Symptome nach. »Es könnte Gelbfieber sein«, meinte er.
    »Er sieht nicht so aus. Er hält sich gut«, sagte Swearingen. »Bei Gelbfieber hat man gelbe Haut und einen krummen Rücken.«
    »Eins weiß ich«, sagte Boone, »wenn er nicht die Absicht hat, noch lange zu leben, finde ich es besser, er würde sich beeilen. Wir haben zu viele Gedanken an ihn verschwendet, wenn er sowieso bald stirbt.«
    »Jedem

Weitere Kostenlose Bücher