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Deadwood - Dexter, P: Deadwood

Deadwood - Dexter, P: Deadwood

Titel: Deadwood - Dexter, P: Deadwood Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pete Dexter
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Sie war eine selbstbewusst aussehende Frau, einen halben Kopf größer als ihr Mann, mit einer feuerroten Mähne. Mr. Langrishe trug einen Anzug mit Krawatte. Mit seinem Händedruck hätte er Paranüsse knacken können.
    »Ich bin nach Deadwood gekommen«, sagte Mr. Langrishe, »um die Kultur in die Black Hills zu bringen.« Seine Stimme klang wie die von Captain Jack.
    »Dieser Ort könnte etwas Kultur gebrauchen«, antwortete Charley und bemerkte, dass er seine Gattin immer noch anstarrte.
    Jack Langrishe lächelte. »Wie Sie sehen, ist meine Frau Schauspielerin. Der Rest der Truppe ist noch im Theater und bereitet sich auf die Vorstellung heute Abend vor.« Langrishe zeigte die Straße hoch und Charley nickte, als wüsste er genau, worüber Langrishe redete.
    »Als wir hörten, dass Mr. Hickok in die Stadt gekommen ist«, sagte Mrs. Langrishe, »erschien uns das wie eine Fügung des Schicksals.« Sie lächelte Charley an, und sein Pimmel fing an sich zu regen. Aber er vermutete, bei ihr als Schauspielerin war dieses Lächeln sicher nicht persönlich gemeint.
    »Nun ja«, sagte Charley, »Bill wird sich bestimmt freuen, wenn er hört, dass Sie vorbeigekommen sind. Er findet mehr Gefallen an einer guten Aufführung als manch anderer.« Sie richteten ihr Augenmerk auf etwas hinter ihm, also trat Charley beiseite.
    »Ich habe mich gefragt«, sagte Mrs. Langrishe, »ob Mr. Hickok wohl da ist. Wir würden ihn – Sie beide – gerne zur Premiere heute Abend einladen. Es ist einfach großartig, dass Sie rechtzeitig angekommen sind.«
    »Mr. Hickok ist leider geschäftlich unterwegs«, sagte Charley, »aber ich bin sicher, er ist bald zurück.« Sommersprossen zogen sich wie Funken bis hinunter in Mrs. Langrishes Bluse. »Ich werde Ihre Einladung gerne ausrichten.«
    Mrs. Langrishe schaute ihn auf eine Weise an, die man als aufdringlich aufgefasst hätte, wenn sie keine Schauspielerin gewesen wäre. Vielleicht kümmerte es ihren Mann nicht, wenn man sich mit seiner Frau die Zeit vertrieb, solange er einem zuerst die Fingerknöchel brechen durfte. Aus Prinzip hatte Charley keinen Umgang mit verheirateten Frauen, aber er war auch nur ein Mensch.
    Ihre Haut war so weiß wie die von Matilda. Ihre Zähne waren auf eine andere Weise weiß und betonten ihre Zungenspitze. In diesen Brüsten mussten Knochen stecken, um sie hochzuhalten, dachte er. Er brauchte all seine Kraft, um den Blick von ihr abzuwenden.
    Mr. Langrishe verabschiedete sich per Handschlag. »Wir reservieren Ihnen zwei Sitze im Parkett«, sagte er.
    Sowie Charley seine Augen von Mrs. Langrishe abgewandt hatte, nahm er ihren Duft wahr. Ihr Parfum musste aus einer anderen Welt sein. Er sog den Duft ihres Parfums ein, konnte aber sie selbst darunter nicht riechen, also benutzte sie es nicht anstelle von Seife. Er hatte das Gefühl, die Hitze ihres Körpers zu spüren. Jack Langrishe zermalmte wieder seine Hand. Charley drückte zurück, damit er seine Knöchel wieder nebeneinander bekam.
    Eine spezielle Sorte Mensch drückte einem so die Hand. Generäle machten das, der Gouverneur von Colorado auch. Charley hatte einmal den Gouverneur auf die Elchjagd mitgenommen, in die Berge hinter Middle Park, und ihn dann zwölf Meilen zurück ins Camp geschleppt, durch gut einen halben Meter Schnee, nachdem der Gouverneur ins Feuer getreten und sich den Knöchel gebrochen hatte. Zumindest hatte er gesagt, er sei gebrochen. Der Gouverneur von Colorado wog ungefähr so viel wie ein Elch, und hundert Meter vor dem Camp kletterte er von Charleys Schulter und humpelte den Rest der Strecke, wobei er sich auf Charleys Schulter abstützte. Dann schüttelte er Charley für seinen Fotografen die Hand, der enttäuscht war, kein Foto vom Gouverneur mit einem toten Elch schießen zu können. Der Gouverneur bezahlte Charley und versprach, ihm einen Abzug des Fotos zu schicken. Charleys Hand schmerzte noch tagelang danach, und er vermutete, dass das Bild bei der Post verloren gegangen war.
    »Mögen Sie und Mr. Hickok die Stücke von Bronson Howard?« fragte Mrs. Langrishe. Er blickte sie wieder an, und während ihr Mann ihm die Hand geschüttelt hatte, war sie noch schöner geworden. »Oder bevorzugen Sie die Klassiker?«
    Bevor Charley darüber nachdenken konnte, auf welcher Seite Bill und er in dieser Sache standen, erklärte sie, sie würden beides spielen. »Heute Abend führen wir Mr. Howards
Banker’s Daughter
auf«, sagte sie, »aber nächste Woche zeigen wir Shakespeares
Macbeth
.

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