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Deadwood - Dexter, P: Deadwood

Deadwood - Dexter, P: Deadwood

Titel: Deadwood - Dexter, P: Deadwood Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pete Dexter
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Kinn, setzte seinen Hut auf, und die beiden zogen los in Richtung Theater.
    »An was denkst du, Bill?« fragte Charley unterwegs.
    »Ich muss Agnes schreiben«, antwortete er. »Meine Angelegenheiten regeln.«
    »Dieser Ort ist so jung und doch voll mit alten Verpflichtungen«, meinte Charley.
    Bill stolperte über eine Kiste. Sie sah aus wie die, auf der der Methodist an diesem Morgen gestanden hatte. Nur ein Blinder konnte sie übersehen. »Es gibt noch Custer oder Hill City«, sagte Charley. Er hatte Bill noch nie über etwas stolpern sehen. »Wir müssen nicht hier bleiben.«
    Bill stieg über die Kiste und sie gingen weiter bergauf, in Richtung Theater. »Es liegt an der Tageszeit«, erklärte Bill. »Dieses Dämmerlicht ist weder das eine noch das andere, darum sieht man kaum etwas.«
    An einem Tisch neben dem Theatereingang saß ein Junge und kassierte anderthalb Dollar pro Besucher, doch Mrs. Langrishe erwartete Bill und Charley an der Tür und sagte dem Jungen, sie seien ihre Gäste.
    Die Bühne des Langrishe-Theaters wurde von Lampen erhellt. Im Zuschauerraum war es stockdunkel, und Bills Selbstvertrauen schien zurückzukehren, sowie seine Augen sich an die Dunkelheit gewöhnt hatten. Die Bühne war aus Kiefernlatten, zwischen denen vielleicht ein Zentimeter Abstand war, und wirkte nicht so, als könne sie mehr als einen leichtgewichtigen Tenor vertragen. Pfähle waren in den Boden getrieben worden, auf die, der Bequemlichkeit halber, kleine Bretter als Sitzgelegenheiten genagelt worden waren.
    Mrs. Langrishe hakte sich mit einem Arm bei Bill unter, mit dem anderen bei Charley und geleitete die beiden zu ihren Plätzen. Sie hatte das Parfum gewechselt und trug jetzt einen sehr eindeutigen Duft. Eine Art von Zigeunerduft, dachte Charley.
    »Ich hoffe, Ihnen gefällt Bronson Howard«, sagte sie zu Bill. »Mr. Utter hat mir von Ihrer Bewunderung für diesen großen Dichter erzählt, und ich hoffe, dieses vergnügliche Stück, das wir heute aufführen, wird Ihnen so gut gefallen, dass Sie wiederkommen, wenn wir etwas Anspruchsvolleres darbieten.«
    »Nun«, sagte Bill, »wenn es heute nicht der große Dichter ist, dann vielleicht beim nächsten Mal. Man sollte nicht in der Vergangenheit leben.« Er lächelte feierlich.
    »Ich wusste nicht«, sagte sie und errötete leicht, »was für ein … liebenswürdiger Mann Sie sind, Mr. Hickok. Ihr Ruf verblasst dagegen.«
    Bill nickte höflich. »Heute Nachmittag erst habe ich Mr. Bufords Bulldogge Schnapsgläser vom Kopf geschossen.« Mrs. Langrishe nickte genauso, wie vorher Bill genickt hatte. Sie hatte Charleys Anwesenheit bereits vergessen, und Bill ihre. Er schloss die Augen und schwankte. Eine Schweißperle rann ihm über die Stirn.
    Charley hörte, wie draußen Wind aufkam. Das Zeltdach hatte gut einen halben Meter Spiel und blähte sich immer wieder auf. Wie der Atem eines Kranken auf dem Sterbebett.
    Mrs. Langrishe kletterte über ein hölzernes Gerüst auf die Bühne. »Guten Abend, meine Damen und Herren«, sagte sie. Der Raum hatte sechzig oder siebzig Sitzplätze, von denen alle belegt waren. Sie wartete einen Moment, während die Zuschauer kurz klatschten. Einige der feinsten Kleider, die Charley je gesehen hatte, waren heute hier versammelt.
    »Wie Sie alle wissen, ist dies die erste Vorstellung des Langrishe-Theaters, und es ist uns eine Freude, für Sie heute eine Sittenkomödie aufzuführen, Bronson Howards
The Banker’s Daughter.
« Dafür erntete sie noch mehr Applaus und dann noch einmal, als sie die Namen der Schauspieler ankündigte. Ihr Mann, Jack, spielte den Bankier. Er hatte sein Gesicht gepudert und sich einen Bart angeklebt, wirkte aber immer noch zu klein.
    Nach der Begrüßung sprach Mrs. Langrishe einen Augenblick über die Bedeutung des Theaters für eine Gemeinde, blickte dann direkt zu Bill hinüber und sagte, sie hoffe, alle bald wiederzusehen. Unter dem erneuten Beifall der Zuschauer verließ sie die Bühne, auch Charley klatschte jetzt mit. Er wusste nicht warum, aber es schien, als hätte sie gerade etwas Heldenhaftes getan. Er blickte zur Seite und sah, wie Bill beim Geräusch des aufbrandenden Applauses die Augen aufriss. Nur wenn man seine Augen sah, wusste man, dass er bereits geschlafen hatte. Bill saß still da, während er sich etwas zusammenreimte, und dann, kurz bevor die Tochter auf die Bühne kam und das Stück begann, stand er langsam auf, drehte sich zu den Zuschauern um und nickte.
    Dann setzte er sich wieder und

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