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Deadwood - Dexter, P: Deadwood

Deadwood - Dexter, P: Deadwood

Titel: Deadwood - Dexter, P: Deadwood Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pete Dexter
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sie um dreihundert Dollar geprellt hatte. Aber es hatte keinen Sinn. In diesem Zustand würde Brick Pomeroy keine zwei Minuten kämpfen können und bestimmt nichts treffen, auf das er schoss. Er könnte am Ufer des Rio Grande stehen und würde Mexiko verfehlen.
    Es war eine der Eigentümlichkeiten des Lebens, dass der Moment, an dem ein normaler Mann zu kämpfen begann, der Moment war, auf den er am wenigsten vorbereitet war.
    Brick Pomeroy hob eine Faust auf Schulterhöhe, fast so, als würde er noch einmal die Größe des Mexikaners abschätzen, und haute dann mit der Faust genau auf das Glas. »In welche Richtung ist er geritten?« fragte er. Seine Hand war immer noch zur Faust geballt, und Blut tropfte auf den Tresen. Es sah aus, als würde Brick etwas mit der Hand ausquetschen.
    »Norden«, sagte Captain Jack. »Er ist zurück nach Belle Fourche geritten.«
    »Ich wette, dieser Hurensohn ist in Crook City«, meinte Brick Pomeroy. »Er hat da eine Mexikanerin, zu der er immer geht. Sie lieben das, sich gegenseitig wie irre vollzuquasseln.«
    Captain Jack nickte. »Könnte gut Crook City sein.«
    Charley sah Bill an. »Wir könnten die Elche vergessen und stattdessen einfach den Mexikaner jagen.«
    »Diebstahl ist Diebstahl«, sagte Captain Jack, »das ist der Kodex, nach dem wir leben und der uns von den Wilden unterscheidet. Man muss ehrlich sein, wenn es in den Flüssen Gold zu holen gibt.«
    Brick Pomeroy wickelte seine Hand in ein Geschirrtuch und ging zur Tür hinaus. Er watete durch knöcheltiefen Matsch auf die andere Straßenseite und schlug dann sein Pferd halb tot, damit es sich umdrehte. Charley war zur Tür gegangen, um ihm nachzusehen, und als er wieder an der Bar stand, hatte Bill sich von den Reisenden zu weiteren Drinks einladen lassen. Brick Pomeroys Blut hatte sie aufgeschreckt, und nun waren sie erleichtert, dass er fort war.
    Bill trank und betrachtete sich selbst im Spiegel. Charley wusste, dass er nicht bei der Sache war, das konnte er auch gar nicht. Wie sollte er auch bei all dem an eine Elchjagd denken, zudem mit jemandem, der öffentlich Reden über das Milchtrinken und den Kodex des Westens schwang.
    »Was, meinen Sie, passiert«, fragte Captain Jack, »wenn er den Mexikaner ausfindig macht?« Er grinste.
    Bill, der versunken in den Spiegel blickte, schreckte hoch. »Was passiert wem?« fragte er.
    »Ich glaube, ich brauche noch einen Whiskey«, sagte Charley zum Barkeeper. Nachdem er ihn getrunken hatte, wandte er sich an Captain Jack. »Es geht nicht darum, ob er den Mexikaner ausfindig macht. Der Mann ist einfacher zu finden als der Mond. Aber was Ihre Frage angeht: Sie haben zugesehen, wie beide den Saloon verlassen haben. Was, dachten Sie denn, würde passieren, als Sie Pomeroy gesagt haben, wohin der Mexikaner verschwunden ist?«
    Captain Jack wich seinem Blick aus. Er drehte sich in den Raum und sagte: »Diebstahl ist Diebstahl.«
    Bill und Charley verließen das
Nuttall and Mann’s
um halb acht, damit Bill noch Zeit hatte, sich vor der Vorstellung zu erleichtern. Der Wind hatte aufgefrischt, und es war kühl im Canyon geworden. Charley war noch nie an einem Ort gewesen, die Rockies inbegriffen, wo sich das Wetter so schnell änderte.
    Sie gingen zu ihrem Camp und zogen sich frische Hemden an. Bill stand mit geschlossenen Augen hinter dem Wagen und hielt seinen Pimmel, bis er sich entleerte. Charley saß derweil auf einem Baumstumpf vor dem Wagen, kämmte sich die Haare und wartete. Er sprach nicht und pfiff auch keine Melodie, denn Bill brauchte Ruhe, damit er sich besser konzentrieren konnte.
    Charley ging durch seine Haare, zuerst mit den Fingern, dann mit einer Bürste. Er entwirrte es, zog einen Mittelscheitel und strich es dann nach hinten über die Schultern. Er spülte seinen Mund mit Backnatron und Whiskey und wartete dann fünfzehn bis zwanzig Minuten, bis er endlich hörte, wie Bill seufzte und der Pissestrahl auf den Matsch spritzte. Es war kein durchgängiges Geräusch, sondern kam und ging, bis es schließlich ganz verstummte. Bill stiefelte um den Wagen herum und stopfte sich dabei das Hemd in die Hose. Er lieh sich Charleys Bürste, was Charley für gewöhnlich nicht schätzte, und fuhr sich damit durch die Haare. Bills Haar war dünner als Charleys und von Natur aus glatt, sodass sich weniger Insekten darin sammelten.
    Bill hatte seine Revolver zum Pinkeln abgenommen, steckte sie nun wieder in seine Schärpe und nahm seine gewohnte Haltung ein. Er reckte das

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