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Deadwood - Dexter, P: Deadwood

Deadwood - Dexter, P: Deadwood

Titel: Deadwood - Dexter, P: Deadwood Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pete Dexter
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allerdings gar nicht nötig gewesen, denn sie beachtete die andere Seite des Raumes gar nicht. »Ich geb’s dir später«, sagte sie. »Ich hab mein Geld im Zimmer gelassen.« Sie zog sich ihren Rock über den Kopf und ließ ihre Unterwäsche auf einen Haufen um ihre Füße herum fallen.
    Auch an ihrem Hinterteil konnte man die Knochen sehen. Charley wusste, dass es nicht gesund sein konnte, wenn man dort Knochen sah. Er wusste auch, dass keine Hure der Welt ihr Geld auf ihrem Zimmer lassen würde. Aber das war nicht sein Problem. Er stopfte sein Hemd in die Hose, während Bill sich seine Hosen anzog. »Kaltes Wasser oder heißes?« fragte der Schwachkopf.
    »Heiß«, sagte sie.
    »Das kostet einen Zehner extra«, meinte er und hielt die Hand auf.
    »Ich hab’s dir doch schon gesagt«, entgegnete sie, »ich hab mein Geld auf dem Zimmer vergessen.« Ihre Beine waren genauso dünn wie ihre Arme, und Charley bemerkte die Einstichstellen entlang ihrer Venen. Zuerst dachte er, es wären Insektenbisse.
    Als der Flaschenfreund sie unsicher anschaute, nahm Charley einen Dollar aus seiner Tasche und gab ihn ihm. »Ich zahle für sie mit«, sagte er. Charley hatte Mitleid mit jedem, der morphiumabhängig war. Der Anblick des herzförmigen Medaillons hatte ihn überrascht.
    Das Mädchen kletterte in die Wanne. Sie bedankte sich nicht und sah Bill und Charley kein einziges Mal an. Es sah so aus, als hätte sie seit zwei Wochen nichts mehr gegessen, aber daran konnte man nichts ändern. Charley war schon öfter Morphiumabhängigen begegnet. Die hatten einfach kein Interesse. Weder an Nahrung noch irgendetwas anderem, außer Morphium.
    Er fand, es war der schlimmste Weg zu sterben, den es gab.
    Der Junge war untröstlich, dass er Bills Pferd erschossen hatte. Er verließ das Lager und pflockte einen verlassenen Claim eine Meile südlich von Deadwood. Nummer 12 über Old Hope. Er verlief hundert Meter entlang des Whitewood Creek in flachem Wasser. Er ließ den Claim beim Katasteramt in Deadwood registrieren, was ihn zwei Dollar kostete. Der Katastermann gab ihm ein Zertifikat, auf dem es hieß,
Vor dem Beamten persönlich erschienen ist Malcolm Nash, für den die ungeteilten Rechte und Anteile an Claim Nummer 12 über Old Hope aufgezeichnet werden, einhundert Meter zum Zwecke der Goldsuche. Wir schreiben den 20. Juli 1876
.
    Die Schwester des Jungen hatte ihm bei seiner Abreise in Colorado sechzig Dollar gegeben. Er kaufte sein Zelt und die Ausrüstung von dem alten Mann, der auf Nummer 11 arbeitete und die Sachen vom vorherigen Eigentümer der Nummer 12 gekauft hatte. Der alte Mann hatte Rheuma in den Händen und ihm war ständig kalt. Seine Finger waren von der Arbeit im kalten Wasser schon so krumm, dass sie fast nicht mehr zu gebrauchen waren.
    Er verkaufte dem Jungen Gummistiefel, eine Hacke, eine Goldpfanne und eine Schaufel. Einen kleinen Lederbeutel, aus dem Hodensack eines Bullen. Eine Bratpfanne, Messer und Gabel und das Zelt, das mit altem Kattun gefüttert war. Er nahm dafür zwanzig Dollar, doppelt so viel, wie er dem vorherigen Eigentümer gezahlt hatte, der mit den Hills Schluss gemacht hatte und zu seiner Familie in die Staaten zurückgekehrt war.
    Die Goldpfanne hatte einen Durchmesser von fünfzig Zentimetern und war zehn Zentimeter tief. Die Seiten fielen nach innen hin schräg ab, und der Boden war nur halb so breit wie die ganze Pfanne. Sie war aus weichem Stahl und total verrostet. Der Junge schüttelte bei ihrem Anblick den Kopf. »Ich werde eine neue kaufen«, erklärte er dem alten Mann, »und sie sauber halten.« Er hatte gesehen, wie Bill und Charley nach der Jagd ihre Waffen reinigten.
    Der alte Mann hatte Geduld mit ihm. Es war der Rost, an dem die Goldkörner hängen blieben, und mehr als Körner waren in Old Hope nicht übrig. »Benutze sie nicht zum Kochen«, erklärte er dem Jungen. »Wenn du Fett drin hast, kannst du sie genauso gut wegwerfen.«
    Der alte Mann war geduldig. Er arbeitete einen Tag in der Woche auf seinem Claim, so wie das Gesetz es vorschrieb, damit man den Claim behielt. Den Rest der Zeit saß er auf einer Kiste vor seinem Zelt, ruhte seinen Rücken aus und versuchte, etwas die Kälte aus seinen Fingern zu reiben. Der alte Mann wartete auf die Minengesellschaften. Sie konnten das Gold aus dem Quarz herausholen, und er hoffte, sie würden ihm eine Abfindung zahlen.
    Er schaute dem Jungen den ganzen Montagnachmittag zu. Ganz offensichtlich hatte er noch nie an einem Goldbach

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