Deadwood - Dexter, P: Deadwood
ausprobiert hatte wie einen neuen Sattel. Aber die ganze Nacht mit Lurline hatte er kein einziges Mal seinen Mann gestanden.
Aber dafür war noch Zeit genug. Boone May hatte noch nie seinem Pimmel das Denken überlassen. Er hatte gesehen, wohin das führte, und wenn Boone mal richtig abkassieren würde, wäre es nicht sein Ding, das die Sache durchzog.
Er blickte aus dem Fenster und dachte an den Mann in Hill City, den er gehängt hatte, als der Flaschenfreund die Straße herunterkam. Er schleifte seinen Mehlsack hinter sich her und suchte mit einem Stock im Matsch nach Flaschen.
Boone hatte noch nie einen Grund gehabt, sich mit einem Schwachkopf zu unterhalten, aber jetzt hatte er einen und rief ihn zu sich hoch. Der Flaschenfreund schaute nach oben, sah ihn im Fenster und ging unten ins Haus hinein. Eine Minute später klopfte es an der Tür. Boone vermutete, dass Schwachköpfe keine Angst vor irgendetwas hatten.
Er öffnete die Tür. Der Flaschenfreund kam herein, nahm seinen Hut ab und legte ihn zusammen mit dem Stock auf das Bett. Den Sack hielt er weiter fest. Die Flaschen darin klirrten leise, wann immer er sich bewegte, und schienen zur Ruhe zu kommen, wenn er stillhielt. Boone kam in den Sinn, der Flaschenfreund hielte sie vielleicht für seine Babys.
Der Flaschenfreund blickte sich im Zimmer um und schaute dann aus dem Fenster. Es schien ihn zu freuen, die Stelle zu sehen, wo er vorher gestanden hatte. Boone beobachtete ihn und wusste nicht, wie er das, was er sagen wollte, in Worte fassen sollte, damit der Flaschenfreund es verstand. »Du bist doch der, der immer Selbstmord begeht«, sagte er nach einer Weile.
Der Flaschenfreund öffnete seinen Hemdkragen, um ihm seinen Hals zu zeigen. »Ich hab mich erhängt und giftige Eier gegessen«, sagte er. »Und einmal hab ich versucht, mich zu erschießen.«
»Ich hab von dir gehört«, sagte Boone. Er setzte sich auf die Fensterbank, nachdem der Schwachkopf auf dem Stuhl neben Lurlines Frisierkommode Platz genommen hatte.
»Ein Schwachkopf schießt sich selbst in den Kopf, na und?« sagte der Flaschenfreund.
Boone schüttelte den Kopf. »Das habe ich nicht gesagt. Was ich gehört habe, ist, dass du vor nichts Angst hast.« Der Schwachkopf starrte ihn an und wartete. »Wie viele Flaschen hast du da?« fragte Boone.
Der Flaschenfreund zog den Sack dicht an seine Brust. Für einen Moment war er nervös, beruhigte sich dann aber wieder. »Ich nehme sie dir nicht weg«, sagte Boone und lächelte so, wie er andere Leute ihre Kinder hatte anlächeln sehen. »Ich hab mich nur gefragt, wie viele du wohl hast.«
»Elfhundertsiebenundvierzig«, antwortete der Flaschenfreund.
Und darüber musste Boone tatsächlich lächeln. »Wo hast du denn die Zahl her?« fragte er. Er dachte, die Flaschen müssten für den Flaschenfreund so etwas wie Geld sein.
Der Flaschenfreund zuckte die Achseln.
Boone zog seinen Revolver aus dem Holster. »Hast du schon mal mit einer Pistole geschossen?« fragte er.
Der Flaschenfreund nickte, versuchte aber nicht, den Revolver zu berühren. »Ich hab Dr. Sick versprochen, damit aufzuhören«, sagte er. »Dafür hat er mir das Badehaus gegeben.«
Boone lächelte und nickte. Seine Kiefermuskeln schmerzten bereits. »Ich meinte, ob du schon jemals jemand anderen als dich selbst erschossen hast. Nicht, dass das nicht zählen würde, aber …«
Der Flaschenfreund drehte sich auf dem Stuhl und blickte in die andere Richtung. Im Zimmer war es still. Er ließ seinen Finger über eine der kleinen Flaschen auf Lurlines Kommode gleiten. Sie war aus klarem Glas mit einem roten Deckel und sah aus wie eine Schweißperle. Vermutlich war es ihr französisches Parfum, aber Boone war sich nicht sicher. »Gefallen dir die kleinen Flaschen?« fragte er.
Der Finger des Schwachkopfs verließ die Flasche und glitt hinüber zu der nächsten, die größer war und eine normale Form hatte. Und dann zum Eau de Toilette. Lurline hatte Boone erzählt, dass es aus San Francisco kam, als er das erste Mal ihren Duft erwähnte. Sie war stolz darauf, Dinge aus weit entfernten Orten zu besitzen.
Als er damit fertig war, das Eau de Toilette zu berühren, drehte sich der Flaschenfreund auf dem Stuhl um und sah Boone an. »Ich bin nicht blöd«, sagte er.
»Das habe ich auch nie behauptet«, sagte Boone. »Ich habe nur gefragt, ob dir die kleinen Flaschen gefallen, und wenn das so wäre, könnte ich dir vielleicht eine geben, wenn du etwas für mich erledigst.« Boone
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