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Deadwood - Dexter, P: Deadwood

Deadwood - Dexter, P: Deadwood

Titel: Deadwood - Dexter, P: Deadwood Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pete Dexter
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überlegte, welchen Flakon Lurline wohl am wenigsten vermissen würde.
    Der Flaschenfreund schüttelte den Kopf. »Nicht eine«, sagte er. »Ich brauche sechs.«
    Boone löste sich vom Fensterbrett und wollte auf ihn losgehen, zwang sich aber, wieder Platz zu nehmen. Er hatte den Flaschenfreund schon förmlich zwischen seinen Händen spüren können. Es war nicht sein Pimmel, der ihn im Griff hatte, sondern das Gefühl, jemandem die Knochen brechen zu wollen. Wenn dieses Gefühl ihn überkam, dann konnte er sich in der Regel nicht zurückhalten.
    Er lächelte und zeigte dabei seine Zähne. »Ich könnte dir zwei geben«, sagte er, »wenn du im Badehaus etwas für mich erledigst.« Boone hielt den Revolver dichter an den Flaschenfreund heran, der keine Anstalten machte, ihn zu nehmen.
    »Ich hab’s Dr. Sick versprochen«, entgegnete er.
    »Du sollst dich nicht selbst erschießen«, sagte Boone. »Ich rede über etwas anderes.«
    Der Flaschenfreund drehte sich wieder zur Kommode hin und nahm das Parfum aus Frankreich.
    Boone stellte sich neben ihn, den Revolver immer noch in der Hand. »Es sind nur sieben«, sagte er, nahm die Flasche aus der Hand des Flaschenfreunds und sah sie sich näher an. Sie hatte kleine Beulen auf der Unterseite, und an der glatten Seite war das Bild eines Engels. Der Flaschenfreund sah zu ihm hoch und wollte sie zurückhaben. »Das hier ist eine verdammt schöne Flasche«, sagte Boone. »Ich könnte dir diese geben und ein paar von den anderen …«
    Der Flaschenfreund nahm das riesige Eau de Toilette und stellte es zur Seite, weg von den kleineren Flaschen auf der Kommode. Dann sagte er, er bräuchte sechs.
    Boone legte ihm die Hand über den Mund. Der Flaschenfreund versuchte nicht, sich zu befreien, er starrte ihn nur an, ohne die geringste Angst. Boone hatte nicht erwartet, dass Schwachköpfe sich so verhalten.
    »In Ordnung«, sagte Boone, »wenn ich dir jetzt diese französische Flasche gebe, bedeutet das, du musst für mich etwas mit diesem Schießeisen hier erledigen.« Er nahm die Hand vom Mund des Schwachkopfs und stellte die Flasche zurück auf die Kommode, um zu sehen, ob sie eine Abmachung getroffen hatten.
    Der Flaschenfreund schaute auf die anderen Flaschen und schüttelte den Kopf.
    Boone sah ihn an und versuchte sich zu entscheiden. Wenn der Schwachkopf es vermasselte und die Sache überall herumerzählte, würde ihm letztendlich sowieso keiner zuhören. Wenn er Bill erwischte, würde man ihn vielleicht noch nicht einmal hängen, in der Annahme, er habe es nicht besser gewusst. In Bismarck gab es ein Irrenhaus voll von Killern, die es nicht besser gewusst hatten. Angeblich malten sie den ganzen Tag mit den Fingern. In mancherlei Hinsicht hätte Boone gar nichts dagegen gehabt, selbst ein Schwachkopf zu sein.
    Er schraubte den Deckel vom Eau de Toilette ab und ließ es auf der Kommode stehen. Dann öffnete er eine kleine Flasche nach der anderen und schüttete den Inhalt in die große. Man musste Lurline ja nicht unnötig wütend machen. Der Flaschenfreund beobachtete alles, was er tat.
    Als er fertig war, hatte das Eau de Toilette einen rosa Farbton und stand etwa drei Zentimeter höher in der Flasche als zuvor. Boones Finger stanken derart, dass es sich nicht abwaschen ließ, das wusste er, ohne es auszuprobieren. In diesen ganzen Parfums war etwas Chemisches drin, das sich nicht miteinander vertrug. Er schraubte die Deckel wieder auf die Flaschen – er begann mit dem Eau de Toilette – und schon roch es nicht mehr so streng. »Nun«, sagte er und schob alle sechs leeren Flaschen über die Kommode zu dem Schwachkopf hinüber, »die sind alle für dich.«
    »Ich brauche sechs«, sagte er.
    »Verdammt noch mal«, flüsterte Boone, »das sind sechs.« Boone spürte, wie er dem Idioten an die Gurgel gehen wollte, aber er hielt sich wieder zurück. Stattdessen stellte er die leeren Flaschen von einer Seite der Kommode auf die andere und zählte sie dabei, damit der Schwachkopf sehen konnte, dass er nicht betrogen wurde. »Eins, zwei, drei, vier, fünf, sechs.«
    »Hab ich doch gesagt«, meinte der Flaschenfreund.
    »Gut«, sagte Boone und zeigte wieder Zähne. »Das ist gut. Du hast bekommen, was du wolltest. Und nun zu dem, was du für mich tun sollst.« Er ging zu Lurlines Kommodenschublade und fand die 44er Smith & Wesson, eine Taschenpistole, die er ihr gegeben hatte. Sie war ungefähr so groß wie ein Kanarienvogel. Boone hatte einmal damit geschossen und es fühlte sich

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